Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
Raumes standen mehrere Kellner im Frack, auf die ein Mann mit ernstem Gesicht einredete. Sie lauschten ihm gelangweilt, das war nicht zu übersehen.
„Und wer ist Juliaan?“, fragte Axel leise.
Lieselotte ahnte, dass sie nicht viel Zeit hatten. Der Mann, der sie an Bord gelassen hatte, war misstrauisch geworden und wusste, wo er sie finden konnte. Die Anführerin der Knickerbocker-Bande holte Luft und rief: „He, Juliaan!“
Ihre Freunde zuckten zusammen. Damit hatte keiner gerechnet.
Ein dunkelblonder Mann, der seine Kollegen um fast einen Kopf überragte, drehte sich erstaunt in die Richtung, aus der er den Ruf vernommen hatte. Er wirkte jedoch nicht im geringsten überrascht, als er die vier Juniordetektive erblickte.
Poppi meinte warnend: „Leute, der Typ erinnert mich an einen Wachhund, der nicht bellt, sondern gleich beißt.“
Mit großen Schritten kam Juliaan auf sie zu. Er schien zu kochen.
Lilo zog die Ausweistasche hervor und streckte sie ihm entgegen. „Das haben wir gefunden. Sie gehört doch Ihnen, oder?“
Der Kellner riss ihr das abgewetzte Ding aus der Hand und wollte sich auf sie stürzen. Im letzten Augenblick erinnerte er sich daran, dass sie nicht allein waren. Er begnügte sich mit einem drohenden Knurren: „Haut auf der Stelle ab!“
„Wir haben Ihnen doch nur Ihren Ausweis und Ihre Kreditkarte zurückgebracht. Normalerweise bekommt man dafür einen Finderlohn!“, erklärte Dominik. Seine Knie waren weich wie Butter, aber er schaffte es trotzdem, cool zu wirken.
„Juliaan!“, rief einer der Kellner.
Die Bande nützte diese Gelegenheit für einen schnellen Abgang.
„Habt ihr gesehen, wer sich nach Juliaan erkundigt hat?“, zischte Dominik.
Es war keinem der Juniordetektive entgangen. Der Mann mit der Wollmütze hatte einen von Juliaans Kollegen angesprochen.
„Was haben die zwei miteinander zu tun?“, wunderte sich Li- lo.
Sie schlichen den Gang entlang, bis sie zu einem zweiten Eingang des Roten Salons kamen. Vorsichtig spähte Lilo um die Ecke und sah Juliaan und den Mützenmann. Sie zog sofort den Kopf zurück. Die beiden standen nur drei Schritte entfernt.
Sie redeten holländisch miteinander.
Die Knickerbocker schnappten einige Brocken auf und versuchten, sich zusammenzureimen, worum es ging: Juliaan hatte den Mann ohne Gesicht auf eigene Faust gesucht. Auch er war bei der Brücke gewesen, wo der Mann verschwunden war, und hatte von dem Feuer erfahren. Die Berichte der Nachbarn hatten ihn auf die Spur der Bande gebracht.
Die halbe Nacht lang war er beim Hausboot Annabels auf der Lauer gelegen. Er war davon überzeugt gewesen, dass der Mann ohne Gesicht auftauchen werde.
Juliaan hatte sich nicht getäuscht: Beinahe wäre es ihm gelungen, den Mann ohne Gesicht zu überwältigen. Aber dann war er in dem Durchgang so unglücklich gestürzt, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Als er wieder zu sich gekommen war, hatte sich der Mann ohne Gesicht bereits aus dem Staub gemacht.
Der Mützentyp sprach von „Rückkehr“ und „dem einzigen Weg“.
Juliaan schien die Idee für völlig verrückt zu halten, aber der angebliche Reporter ließ sich nicht davon abbringen. Schließlich verließen beide den Salon.
Die Knickerbocker kauerten hinter dem offenen Türflügel und bibberten vor Angst, entdeckt zu werden.
Sekunden später konnten sie aufatmen.
Der Kellner und sein Kumpan hatten die andere Richtung eingeschlagen.
„Los, ihnen nach!“, flüsterte Lilo.
„Zu viert sind wir zu auffällig!“, widersprach Axel.
Lieselotte musste ihm Recht geben.
Dominik und Poppi blieben freiwillig zurück. Lilo und Axel hefteten sich den Männern an die Fersen.
Die beiden verschwanden hinter einer Tür mit der Aufschrift „Personal“.
Die Juniordetektive warteten einen Augenblick und öffneten dann vorsichtig die Tür. Sie führte in einen langen schmalen Gang. Am Ende des Korridors lagen die Kabinen des Personals, die alle ziemlich klein und eng zu sein schienen.
Eine Kabinentür stand offen. Die Stimmen der beiden Männer waren zu hören. Die Knickerbocker drehten am Knauf der Tür daneben. Sie hatten Glück und konnten in die angrenzende Kabine schlüpfen.
Es dauerte nicht lange, bis die beiden Verdächtigen wieder die Kabine verließen. Juliaan hatte den Frack gegen einen schmierigen blauen Overall eingetauscht. Er jammerte, dass er seinen Job verlieren könnte, aber Claes tat seine Befürchtungen mit einer Handbewegung ab.
Die Männer steuerten immer tiefer
Weitere Kostenlose Bücher