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Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht

Titel: Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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nicht“, vermutete Lilo.
    Es roch nach Metall, Rostschutzfarbe, Schmierfett und faulem Fleisch.
    Lieselotte zog sich den Rand ihres T-Shirts über die Nase, um besser atmen zu können.
    Ein Stück weiter stießen sie auf einen äußerst improvisiert wirkenden Bretterverschlag. Fast gleichzeitig ließen Axel und Lilo einen Pfiff ertönen: Es gab keinen Zweifel! Hier unten war ein Mensch versteckt worden. Auf dem Bretterboden lag eine alte Matratze, eine zerwühlte Decke und ein fleckiges Kissen.
    Die Knickerbocker entdeckten mehrere Kanister mit Wasser, eine Camping-Toilette, einen Stapel Zeitschriften und Bücher und einige schmutzige Teller.
    „Freiwillig war der nicht hier“, stellte Axel fest und zeigte auf eine Kette, an deren Ende Handschellen hingen.
    Lieselotte deutete auf die Wand, die der Matratze gegenüberlag. Auf ihr prangten vier stark vergrößerte Fotos von Männerköpfen; am Gesichtsausdruck und an den Posen war zu erkennen, dass es sich nicht um Porträts handelte, sondern dass die Aufnahmen heimlich geknipst worden waren.
    „Wie Fotos von einem Privatdetektiv, der jemanden überwacht“, schoss es Lilo durch den Kopf.
    „Hast du die Gesichter schon einmal gesehen?“, wollte Axel wissen.
    Lilo verneinte.
    Es waren vier Männer, deren Alter zwischen vierzig und sechzig Jahren liegen musste. Zwei trugen weiße Hemden und Anzüge, zwei steckten in Arbeitsmänteln. Sie waren alle etwas rundlich. Einer hatte einen Kinnbart, einer lange Koteletten, einer einen sehr altmodischen Kurzhaarschnitt, und der vierte schien schon längere Zeit keinen Friseur mehr gesehen zu haben.
    „Schau, das ist Russisch!“, sagte Axel und deutete auf die Zeitschriften.
    „Hier unten wurde jemand gefangen gehalten und nach Amsterdam gebracht - es kann nur der Mann ohne Gesicht gewesen sein!“, kombinierte Lieselotte und begann ihre Nasenspitze zu massieren.
    „Aber wieso?“, meinte Axel.
    Lilo gab ihm keine Antwort, denn sie hatte noch etwas entdeckt. Neben und hinter dem Verschlag standen Metallkisten. Sie waren nicht abgesperrt. Alle fünf waren leer. Lieselotte kniete sich vor einer nieder und steckte den Kopf tief hinein.
    „Was machst du denn da?“, wunderte sich ihr Kumpel.
    „Ich versuche etwas zu erschnuppern. In Kisten wird etwas transportiert - und wenn es auch bereits weggebracht wurde, bleibt manchmal der Geruch hängen.“
    „Und, wonach riecht es in der Kiste?“
    „Nach Dachboden!“, lautete Lilos Antwort, mit der Axel aber nichts anfangen konnte.
    Das Knarren der Schiffswände wurde plötzlich stärker. Wellen schlugen gegen den Rumpf, und es dröhnte, als würde jemand mit Eisenhämmern dagegen schlagen.
    „Komm, wir verschwinden besser!“, meinte Axel.
    Lilo war einverstanden. Sie kletterten die Leiter nach oben und befestigten die Wandplatte wieder an der richtigen Stelle. Als sie sich dann umdrehten, um den Lagerraum zu durchqueren, stockte ihnen der Atem.

 
     
Freund oder Feind?
    Vor ihnen stand Juliaan. Er hielt eine dicke Eisenstange und starrte die Knickerbocker wutentbrannt an.
    „Ihr geht mir auf den Geist!“, zischte er. „Ihr Schnüffler! Wer hat euch geschickt? Ihr Schnüffler! Wer hat euch geschickt?“
    Lieselotte wusste später nicht mehr, wie sie den Mut aufgebracht hatte. Sie fragte ganz trocken: „Könnte es sein, dass bei Ihnen die Platte hängen geblieben ist?“
    Juliaans graues, kantiges Gesicht verzog sich zu einer wilden Grimasse. „Ihr kommt hier nicht mehr raus!“, tobte er.
    „Sag niemals nie!“, erklärte Lilo cool.
    Sie brachte den Kellner zur Weißglut. Der Mann verlor die Nerven, hob die Stange hoch über den Kopf und rannte auf die Knickerbocker zu.
    Axel und Lilo stürmten jeder in eine andere Richtung davon.
    Für Juliaan kam die Flucht völlig überraschend. Als er einen Haken schlagen wollte, um Axel nachzusetzen, stolperte er und stürzte zu Boden.
    „Raus!“, brüllte Lilo.
    Das musste sie Axel nicht zweimal sagen. Im Rekordtempo hatte der Juniordetektiv den Ausgang erreicht und stemmte sich gegen die schwere selbstschließende Tür. Lilo drängte sich an ihm vorbei in den Maschinenraum.
    Juliaan hatte den Schreck überwunden und die Verfolgung aufgenommen. Schnaubend rannte er zum Ausgang. Seine Augen traten weit aus den Höhlen und waren blutunterlaufen.
    Die Juniordetektive warfen sich mit aller Kraft gegen die Tür, bis das Schloss klickend einrastete.
    Sie hörten, wie Juliaan an der Klinke riss.
    Axel schlug mit der Handfläche gegen

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