Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
einen Riegel, der sich widerstrebend durch mehrere Metallklammern schob.
„Jaaaa!“, schrie Axel triumphierend.
Juliaan war gefangen.
Axel und Lieselotte kletterten über die schmalen Stege und Leitern zwischen den riesigen öligen Maschinen. Sie drehten sich wiederholt zur Frachtraumtür um, an der Juliaan rüttelte.
„Von allein kommt der da nicht heraus!“, stellte Axel fest und grinste zufrieden.
Vor ihnen tauchte schon der Ausgang aus dem Maschinenraum auf - jetzt war es nicht mehr weit bis zu den Mannschaftskabinen.
Axel musste kurz stehenbleiben, um seine Schnürsenkel zu binden.
Da stieß Lieselotte einen Schrei aus.
Er blickte auf und sah den Mützenmann, der völlig unerwartet hinter einem der Motoren hervorgekommen war. Er verstellte Lilo den Weg. An ihm vorbeizulaufen war ausgeschlossen.
Schon streckte er seine kurzen kräftigen Arme aus, um sie zu fangen.
Lilo wirbelte herum. Die Stege zwischen den Maschinen glichen einem Irrgarten. Es musste ihr doch gelingen, den Verfolger abzuhängen.
Nach genau drei Schritten war Lilos Fluchtversuch zu Ende. Sie stolperte über Axel und stürzte.
Der Mann, der sich als Ian Claes ausgegeben hatte, war sofort bei ihnen und packte sie an den Armen. „Hat sich Juliaan doch nicht verhört!“, sagte er. „Ihr seid ja eine echte Plage!“
Mit Lilos Lockerheit war es nun vorbei. Sie rang nach Luft, und die Angst rumorte in ihrem Bauch wie ein Feuerball.
„Macht euch zu einer netten Reise nach Russland bereit. Es ist eine Kleinigkeit, euch dort für immer verschwinden zu lassen!“, knurrte der Mützenmann.
Er drehte den beiden die Arme auf den Rücken. Dann stieß er sie vor sich her in Richtung Frachtraum.
Die Knickerbocker wussten genau, dass alles aus war, wenn sie nach unten in das Versteck im Rumpf gebracht wurden. Kein Mensch würde sie dort suchen.
„Unsere Freunde sind auch an Bord. Sie werden die Polizei rufen, wenn wir nicht in ein paar Minuten wieder an Deck sind!“, drohte Lilo.
„Dann werden wir sie eben auch verschwinden lassen. Danke für den Tip“, sagte Claes mit eisiger Stimme.
Lilo hätte sich ohrfeigen können. Sie hatte gehofft, den Mann aus der Fassung bringen zu können. Nun waren auch Dominik und Poppi in Gefahr.
„Los, aufmachen!“, zischte der Mann und schob Axel auf die verriegelte Tür zu.
Der Junge hatte nur seine Linke frei und werkte ungeschickt an dem Riegel. Der Mann riss ihm den rechten Arm höher, und Axel brüllte vor Schmerz.
„Schneller, los!“, befahl der Peiniger.
Das nächste, was die Juniordetektive von ihm hörten, war ein tiefes, fast erleichtertes Stöhnen. Sein Griff lockerte sich, und sie konnten ihre Arme befreien. Erstaunt wandten sie sich um.
Der Mützenmann lag mit geschlossenen Augen zu ihren Füßen. Hinter ihnen stand ein Mann mit einer rotbraunen Kraushaarfrisur und einem mächtigen Bart.
Lieselotte wich zurück.
„Ihr braucht keine Angst zu haben. Ich bin gekommen, um euch zu retten. Ehrlich!“
Axel erkannte die Stimme sofort. „Das ist der Mann ohne Gesicht!“
„Sie ... und uns retten?“, keuchte Lilo.
„Hätte ich ihn sonst außer Gefecht gesetzt?“, sagte der Mann.
„Ist er tot?“, krächzte Axel, dessen Kehle wie abgeschnürt war.
„Nein, nur bewusstlos. Los, macht schon! Ihr müsst schnell weg!“, drängte der Mann.
„Sie ... Sie waren gestern am Hausboot und haben uns ausgefragt. Wieso? Und warum haben Sie uns in die Falle gelockt? Wir sind in den unterirdischen Kanälen fast ertrunken!“ Lilos Vorwürfe kamen wie aus der Pistole geschossen.
„Das ist jetzt egal! Ihr müsst von Bord! Tempo! Diese Kerle sind gefährlich!“
„Sie aber auch!“, rief Axel.
„Hört zu, ich ... ich war blind vor Angst. Ich wollte euch dann wieder rausholen. Ich ... ich kann es euch nicht erklären. Nicht jetzt!“
Hinter ihnen trommelte Juliaan im Frachtraum gegen die Tür.
Um seine guten Absichten zu beweisen, machte der Mann Platz und deutete den Knickerbockern, dass sie gehen konnten.
Lieselotte nickte Axel zu und drängte sich an dem Mann ohne Gesicht vorbei. Ihr Kumpel folgte ihr. Mit großen Schritten durchquerten sie den Maschinenraum zum zweiten Mal und stürmten dann die steilen Treppen nach oben.
Erst als sie in dem Korridor standen, der zum Roten Salon führte, blieben sie stehen und rangen nach Luft. Ihre Lungen brannten, und die Beine versagten ihnen fast den Dienst.
„Axel, Lilo!“ Dominik und Poppi verließen ihr Versteck und liefen auf die
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