Die Knickerbocker Bande 16 - SOS vom Geisterschiff
sonst wäre der Blonde wohl kaum aufgetaucht.
Und ein Geheimnis, das so grausame Kerle hervorbrachte, mußte auch selbst grauenvoll sein...
Der Kopf im Papierkorb
Nach dem Abendessen im Jugendheim zogen sich die Knickerbocker wieder in die Bibliothek zurück.
„Ich finde, wir müssen jetzt Fräulein Hegemann davon in Kenntnis setzen, was vorgefallen ist“, meinte Dominik. Doch Lilo stimmte ihm nicht zu. „Falls wir mit jemandem reden, dann mit der Polizei“, sagte sie. „Ich traue keinem mehr in diesem Haus. Ich habe das dumpfe Gefühl, hier wird falsch gespielt. Wer garantiert, daß Fräulein Hegemann nicht mit dem Blonden unter einer Decke steckt?“
„Glaubst du noch immer, daß dieses Geisterschiff und das Verschwinden der Leute etwas miteinander zu tun haben?“ fragte Axel seine Knickerbocker-Freundin.
Lieselotte nickte. „Aber es gibt da zwei verschiedene Gruppen: Die einen haben mit dem Geisterschiff zu tun und kennen sein Geheimnis. Zu dieser Gruppe gehört Erwin, das Wiesel. Der Blonde scheint auf der Gegenseite zu stehen, interessiert sich aber auch für das Geisterschiff. Nur - warum? Und was bedeutet: ,Wir stecken mit ihnen unter einer Decke’? Wer sind ,sie’? Ich nehme an, sie gehören zu Gruppe eins... ach was...“ Lilo machte eine abfällige Handbewegung. „Ich bin zum Umfallen müde und will nur ins Bett. Morgen erwartet uns wieder ein anstrengender Tag, und wir wollen doch den Hauptpreis gewinnen. Die Minuten in der Folterkammer haben mich geschafft.“
Die Knickerbocker wünschten einander eine gute Nacht und zogen sich auf ihre Zimmer zurück. Unterwegs fiel Lilo aber ein, daß sie sich doch noch Zeitungsnachschub vom Portier beschaffen wollte, und sie machte deshalb kehrt.
Auf dem Weg zur Halle kam sie auch am Büro des Heimleiters und an den Räumen des Wettbewerbs-Vorsitzenden vorbei.
Lilo stutzte. Sie blieb stehen und preßte ihr Ohr an die Tür. Kein Zweifel. Im Büro hielt sich jemand auf und hämmerte eindeutig auf die Tasten des Computers ein. Das bedeutete, jemand gab dem Zentralcomputer Daten ein... oder es versuchte gerade jemand, ihm seine Geheimnisse zu entlocken!
Dr. Krummichel konnte es nicht sein. Er hatte beim Abendessen stolz erzählt, daß er in die Oper gehen wollte. Seine Sekretärin war es aber auch nicht. Der Vorsitzende des Wettbewerbskomitees hatte sich vorhin auch lautstark darüber beschwert, daß die Dame immer pünktlich auf die Minute um fünf am Nachmittag ihre Sachen packte.
„Hier spielt einer falsch“, kombinierte Lieselotte. „Aber dem guten Jungen... oder dem guten Mädchen... mache ich einen Strich durch die Rechnung!“
Mittlerweile war das Tippen im Zimmer verstummt. Nun herrschte wieder Stille. Sollte sich das Superhirn verhört haben?
Langsam griff Lieselotte zur Klinke und drückte sie nieder. Am kleinen Ruck, den die Tür machte, erkannte sie, daß nicht abgeschlossen war. Es hatte also jeder freien Zutritt.
Lilo gab der Tür einen sanften Stoß, worauf diese langsam aufschwenkte. Das Mädchen machte einen großen Schritt zurück und verharrte regungslos. Im Büro war es stockfinster. Nur das grüne Licht, das der Bildschirm des Computers verstrahlte, erhellte ein wenig den Schreibtisch, auf dem er stand.
Lilo zögerte. Vielleicht befand sich der Blonde im Raum? Ihm wollte das Mädchen wirklich nicht begegnen. Lieselotte beschloß dann aber doch, einige Schritte in das Büro zu wagen. Entweder war der Computer-Knacker schon durch das Fenster geflohen, oder er versteckte sich irgendwo. Das Superhirn tastete nach dem Lichtschalter und flehte innerlich, daß doch irgendein anderer Wettbewerbs-Teilnehmer vorbeikommen möge. Aber auf dem Gang blieb es still.
Ha, gefunden! Lilos Finger spürten einen eckigen Knopf und drückten darauf. Flackernd und zuckend setzten sich die Neonröhren an der Decke in Betrieb.
Nichts! Niemand! Im Raum hielt sich keiner auf!
Langsam, den Blick starr auf den Computer gerichtet, wagte sich das Mädchen einen Schritt in das Zimmer. Es hörte noch ein leises Rascheln links von sich. Aber als sie den Kopf drehte, war Lilo, als würde jemand eine Jalousie von oben über ihre Augen ziehen.
Eine Person drängte sich unsanft an Lieselotte vorbei, rempelte sie an und flüchtete mit großen Schritten. Verzweifelt zerrte das Superhirn an dem Papierkorb, den ihr der Unbekannte über den Kopf gestülpt hatte. Als Lilo ihn endlich herunter hatte, lag der Gang bereits wieder still und verlassen da.
Das
Weitere Kostenlose Bücher