Die Knickerbocker Bande 16 - SOS vom Geisterschiff
doch noch erlaubt, seine Gedanken zu äußern.
„Ein langgesuchter Gauner fährt höchstens als Kapitän auf einem Geisterschiff, aber begibt sich doch nicht mitten unter das Volk.“
„Außerdem ist es wichtig, möglichst viele Informationen zu erhalten“, meinte Lieselotte. „Was uns der Blonde vielleicht gesagt hätte, sagt er bestimmt keinem anderen. Schließlich wissen auch nur wir darüber Bescheid.“
„Aussteigen, meine Lieben!“ schrillte die Stimme der Erzieherin durch den Bus. Gehorsam erhoben sich alle und machten sich auf den Weg zur wildromantischen Ritterburg.
Als die Gruppe das Burgtor erreicht hatte, blieb Poppi mit einem Ruck stehen und deutete unauffällig nach vor. „Nein, das gibt es nicht. Also, ich... ich will nichts mit ihm zu tun haben!“ „Der Blonde“, flüsterte Dominik. „Da steht er. Es sieht fast so aus, als hätte er auf uns gewartet.“
„Vergeßt nicht, dieser Mann hätte gestern beinahe einen Menschen in die Luft gesprengt“, warnte Poppi ihre Kumpels. „Aber dieser Mann hat im letzten Augenblick auch die Bombe entschärft!“ erinnerte sie Lieselotte. „Ich will den Grund für diese seltsame Aktion erfahren.“
Der Mann im grauen Mantel tat so, als würde er die Knickerbocker gar nicht kennen. Deshalb beschlossen die vier, ihn vorerst nicht zu beachten. Sollte er mit ihnen tatsächlich reden wollen, würde er schon ein Zeichen geben.
„...und falls ihr nun Lust bekommen habt, selbst eine Burg zu besitzen“, sagte das kleine, verhutzelte Männchen, das durch die Räume der Marksburg geführt hatte, „dann kann ich euch nur an das Archiv verweisen, das sich bei uns befindet. Dort sind alle Burgen, Schlösser und Herrenhäuser Deutschlands verzeichnet. Es stehen rund 15.000 zur Auswahl, und manche könnt ihr schon für eine Mark erstehen.“
Ein Raunen ging durch die Jugendlichen.
„Allerdings wird die Renovierung und Erhaltung eine Million und mehr ausmachen.“
„Kinder, ihr habt nun eine halbe Stunde Zeit, um euch eigenständig in der Burg umzusehen, dann ist Abmarsch zurück zum Bus!“ verkündete Fräulein Hegemann.
Die Knickerbocker-Bande blieb zusammen und wollte eigentlich zu den Kanonen, da man durch die Schießscharten im Gemäuer einen tollen Blick über die Landschaft und den Rhein hatte. Doch der Blonde versperrte ihnen den Weg. „Bitte, folgt mir... aber es soll keiner bemerken“, raunte er ihnen zu und ging weiter.
„Er läuft die Treppe hinunter“, meldete Axel. Wie auf Kommando änderten die vier Freunde die Marschrichtung und liefen dem Blonden nach. Poppi warf einen Blick zurück und war sicher, daß keiner der anderen Verdacht geschöpft hatte. Warum auch? Durch niedere, kahle Gänge und über abgetretene Stufen gelangten Axel, Lilo, Poppi und Dominik in die unteren Geschosse der Burg. Hier herrschte eine feuchte Kälte, die sich durch die dicke Kleidung der Knickerbocker fraß und in ihre Körper kroch. Die vier erschauderten.
„Dort vorne... seht ihr die Tür... auf der rechten Seite?“ wisperte Lilo den anderen zu. Ihre Freunde nickten. Die Tür wurde langsam auf- und zubewegt, als wollte sie sagen: bitte näherzukommen und einzutreten.
Axel, Lieselotte und Poppi tappten zaghaft näher. Sie gingen auf Zehenspitzen, um kein Geräusch zu verursachen. Der Blonde sollte nicht wissen, daß sie kamen. Falls er hinter der Tür mit einer bösen Überraschung warten sollte, wollten sie das rechtzeitig erkennen und flüchten.
Die Rücken gegen die kalte Steinwand gepreßt, rutschten die Junior-Detektive immer näher und näher zur ,winkenden Tür’.
Ritsch! Hinter Dominik war etwas gerissen. Es hatte sich wie Papier angehört. Der Junge drehte den Kopf, um nachzusehen, was es gewesen war. Im düsteren Licht des Ganges erkannte er ein Plakat, das an der Wand mit Klebestreifen befestigt war. Er betrachtete es genauer und las hastig, was darauf angekündigt wurde.
Aber plötzlich stürmte jemand aus der Tür in der gegenüberliegenden Wand, packte den Jungen unsanft an der Jacke und schleuderte ihn gegen die anderen. Ehe sich die Knickerbocker versahen, hatte sie jemand brutal durch die offene Tür gedrängt, die nun mit lautem Knall zugeschlagen wurde. Poppi preßte die Hand auf den Mund und drängte sich zu Lieselotte. Nun sahen sie, wer die Tür bewegt hatte.
In dem kalten, kahlen Raum, der aus grob behauenen Steinquadern zusammengesetzt war, erwartete sie ein Henker. Es handelte sich um einen bulligen Mann mit mächtigem
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