Die Knickerbocker Bande 20 - Insel der Ungeheuer
Nervensägen habt mich in letzter Zeit ziemlich auf Trab gehalten. Aber damit ist nun endgültig Schluß!“
Vor Schreck ließen sich die Knickerbocker auf den Boden fallen. Elke tat es ihnen nach. Axel erblickte eine Tür, die in einen Nebenraum führte. Auch dort brannte Licht. Es war eine Küche, in der ein Berg Knoblauch und Gurken auf dem Boden lagen. Also handelte es sich hier um den Ort, an den er damals in der Nacht gebracht worden war.
„Willkommen auf der Insel der Ungeheuer!“ rief Stavros. „Das letzte wahre Abenteuer für Todesmutige, für solche, die einmal ihren Mut unter Beweis stellen wollen.“ Dominik horchte auf. Stavros konnte ohne Akzent deutsch sprechen. „Natürlich, ist auch meine Muttersprache. Ich spiele hier nur den Kellner, um an neue Kunden heranzukommen.“
„Was ist das hier... eine Geisterbahn mit echten Ungeheuern? Oder besser gesagt... Sklaven, die Sie hier halten?“ fragte Lieselotte mutig.
„Begonnen hat alles mit der Monstergrotte auf der Insel. Monty hat sie sich einfallen lassen, und Panajotis und ich haben sie eingerichtet. Medusa ist vollautomatisch. Auch Minotaurus ist ein Roboter. Das Glanzstück ist das Wassermonster, bei dem manche Besucher beinahe ihr Leben gelassen haben. Auf jeden Fall wollten wir nie ein großes Touristenspektakel daraus machen. Wir haben nur Männer und Frauen angesprochen, die uns nach Langeweile und Geld ausgesehen haben. Sie durften – immer nur allein – in die Monstergrotte. Gegen hohe Bezahlung natürlich. Da den Leuten heute alles zu fad ist, waren viele bereit, dafür jede Menge Geld auf den Tisch zu blättern. Trotzdem war die Grotte eine Pleite. Viel zu teuer, und hat viel zuwenig gebracht.
Deshalb haben wir einen anderen Plan gefaßt. Echte Ungeheuer. Echte Monster, bei deren Anblick man vom Ekel gepackt wird. Monster aus Fleisch und Blut, nicht aus Plastik. Das haben sich auch unsere Kunden gewünscht. Darum haben wir diese Mißgeburten und verunstalteten Kreaturen auf der ganzen Welt gesucht und gefunden. Das größte Glück war aber die Insel. Sie wurde tatsächlich als Zugang zu Atlantis bezeichnet. Allerdings glaube ich, in Wirklichkeit haben die Menschen nur das Naturwunder des geheimnisvollen Brunnens verehrt, der jeden Tag die Halle sieben mal mit Wasser füllt. Bei jedem Mal ein bißchen mehr.
Wir haben die Monster auf der Insel ausgesetzt und abgerichtet, damit sie die Besucher das Fürchten lehrten. Besonders wagemutige, dumme Schnösel haben wir in der Halle angekettet und angebunden, damit sie einmal spüren lernen, was Todesangst ist. Das wollten sie nämlich!“
„Und Panajotis war sozusagen das Reisebüro für Ausflüge auf die Insel der Ungeheuer!“ sagte Axel.
„Ja, so ist es!“ bestätigte der Grieche Axels Verdacht. „Ich werde es auch weiter tun. Wir arbeiten nämlich mit Kellnern zahlreicher Hotels und auf einigen Schiffen zusammen, die uns Kundschaft bringen. Stavros hat sie heimlich überwacht und selbst Verrückte aufgetrieben. Bei mir konnten sie ihre Reisen buchen. Ein Schiff hat sie abgeholt, und per Fernsteuerung haben wir es zur Insel gelenkt. Ach, ihr kennt es ja. Nun, die Besucher landen an derselben Stelle, wo auch ihr angekommen seid. Sie dürfen sich im Haus ausruhen und für ihre Wanderung über die Insel vorbereiten. Kommen sie unbeschadet hier an, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, suchen wir sie nach einem Tag und schaffen sie nach Rhodos zurück. Einige haben nämlich nachher durchgedreht. Nun ja, die wurden dann am Strand gefunden, und keiner konnte sich erklären, was mit ihnen los war.“
„Schweine, ihr seid Schweine!“ fauchte Elke.
„Nein, wir haben nur herausgefunden, was Menschen, die schon alles haben, noch gerne kaufen wollen, und wofür sie besonders viel Geld ausgeben!“ meinte Stavros grinsend. „Und vielen Dank für Ihre Moneten. Es ist nicht viel davon übrig, aber es ist in unserem Unternehmen gut angelegt. Doch jetzt Ende der Fragestunde. Maria“, er wandte sich an die Frau mit der Sonnenbrille, „schaff die fünf in die Halle. Wir kommen sofort nach. Wir holen nur die Ketten, damit sie diesmal dem Wasser nicht entkommen können!“
Jetzt war alles aus!
Flammen in der Nacht
„Nein, das werde ich nicht tun“, sagte Maria mit ruhiger Stimme. In ihrer Hand hielt sie eine Pistole und richtete sie auf Stavros und Panajotis. „Ich halte das nämlich nicht mehr aus. Schon lange nicht. Ich bin nur geblieben, um zu retten, was zu retten
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