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Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla

Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla

Titel: Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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Gesicht war wutverzerrt. Es prallte fast genau an der Stelle gegen das Plexiglas, an der Poppi stand. Das Mädchen machte erschrocken ein paar Schritte nach hinten. Die Fratze, die sich da gegen das Glas preßte, war zu schockierend und abstoßend.
    Wortlos waren sich Senor und Senora Fernandez in die Arme gefallen. „Er ist... plötzlich wild geworden“, berichtete der Mann verzweifelt. „Mein kleiner Engel, der keiner Fliege etwas zuleide tut, wollte mich angreifen. Mein Jose!“ Sebastian Fernandez war fassungslos. „Er hat sich von mir bedroht gefühlt, dabei weiß er doch, daß ich ihm nichts tue. Er muß erschreckt oder gereizt worden sein.“
    „Komm ins Haus“, meinte seine Frau. „Komm, wir frühstücken zuerst einmal.“
    Das Frühstück fand auf einer Terrasse statt, von der aus man auf das Meer und hinunter auf den verwachsenen Garten blicken konnte. Obwohl die Sonne bereits hoch am Himmel stand, mußten sich die Knickerbocker-Freunde dicke Jacken anziehen. Ein kühler Wind wehte um die Türme des Schlosses. Nach einer Tasse Kaffee und einem belegten Brot traute sich Lieselotte als erste die Frage zu stellen, die allen auf der Zunge brannte. „Senor Sebastian, was ist heute nacht geschehen?“
    Der Mann ließ sich mit der Antwort Zeit. Dominik beobachtete ihn genau und hatte plötzlich ein seltsames Gefühl: „Hier wird immer so getan, als wäre alles in Ordnung. Herr und Frau Fernan- dez spielen miteinander Verstecken.“
    „Ich erinnere mich an euren Anruf. Ihr habt von einem Mord und einem Toten auf dem Gang gesprochen. Ich bin im Schlafanzug zu euch gelaufen, aber auf dem Gang war nichts. Das heißt, ich habe einen Schatten... gespürt... hinter mir. Und das Nächste, woran ich denken kann, ist der Morgen. Ich lag auf dem Sofa in der Bibliothek, und draußen hat Jose in seinem Gehege getobt. Ich dachte, er hat Hunger, und bin zu ihm gegangen. Dabei habe ich euch alle gesehen und war verwundert.“
    Axel forschte weiter: „Haben Sie in der Nacht Ihre Frau gesehen, als Sie aus dem Bett gestiegen sind? Lag sie neben Ihnen?“ Fernandez verneinte.
    „Ich habe nicht geschaut“, gestand er. „Ich war so aufgebracht, weil ihr von einem Mord gesprochen habt.“
    „Reichlich verwirrt, der gute Mann!“ fiel Lieselotte dazu ein. Das elektronische Piepsen eines schnurlosen Telefons ertönte. Senora Isabella griff in die Tasche, zog ein weißes Kästchen heraus und ließ es aufklappen. Sie unterhielt sich kurz auf spanisch und schloß das Telefon wieder. „Dr. Mato ist hier, Sebastian“, sagte sie zu ihrem Mann. „Ich habe ihn gerufen, weil ich mir Sorgen um dich mache. Bitte, laß dich untersuchen. Soll ich ihn zu deinem Arbeitszimmer führen?“
    „Nein, nein“, Senor Fernandez war schlagartig sehr aufgebracht. „Ich werde mit Mato reden... in der Bibliothek. Entschuldigt mich bitte, wir reden später!“ sagte er zur Knickerbocker-Bande. Er und seine Frau verließen die Terrasse.
    „Und was jetzt?“ sagte Poppi. „Ich meine, reicht es euch, oder wollt ihr noch mehr von diesem Horror? Ich schlafe jedenfalls keine Nacht mehr in diesem Spukschloß!“ Lieselotte versuchte ihre Freundin zu beruhigen. „Ehrlich gesagt, ICH habe nicht genug. Ich möchte mehr erfahren. In diesem Schloß hat gestern nacht ein Mord stattgefunden, aber keiner redet mehr davon!“ Axel war auch klar, wieso. „Weil niemand den Toten kennt und außer uns keiner die Leiche gesehen hat.“
    Lilo fiel ein Spruch ein, den ihre Großmutter öfter zu ihr gesagt hatte: „Du brauchst in der Dunkelheit keine Angst zu haben. Es ist nämlich in der Nacht nichts anders als bei Tag. Es fehlt nur das Licht. Sage dir das immer laut vor.“ Das Superhirn hatte schon weitergedacht. „Sebastian Fernandez behauptet, daß es in seinem Schloß spukt. Das können wir nur bestätigen. Auch wir haben die Schritte gehört und sogar eine Leiche aus der Gangdecke fallen gesehen. Seine Frau und er sind auf mysteriöse Weise in die noch mysteriösere Folterkammer gebracht und dort fast... na ja... fast... umgebracht worden. Ohne uns wären sie verloren gewesen...“ Lilo stockte. Dieser Gedanke war ihr erst jetzt gekommen. „Denkt an unsere anderen Fälle zurück. Jeder Spuk hat eine Erklärung gehabt. Hinter allen Geistern sind höchst menschliche Wesen gesteckt. Bestimmt ist es auch hier so.“ Axel, Poppi und Dominik schwiegen. Die Schrecken, die sie in den vergangenen Stunden durchgemacht hatten, begannen erst jetzt richtig zu wirken.

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