Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla
unseren Zimmern?“ fragte es seinen Kumpel. „Drei Meter, höchstens vier“, schätzte der Junge. Lieselotte gab ihm recht. „Wir sind hier aber im zweiten Stockwerk des Castillos. Und das liegt SECHS Meter hoch. Was schließt du daraus?“ Axels Miene erhellte sich. „Klar, es gibt einen Zwischenstock, der ungefähr zwei Meter hoch sein dürfte. Aber er hat keine Fenster, die von außen zu erkennen sind.“
Lieselotte knetete ihre Nasenspitze. Das tat sie immer, wenn sie angestrengt nachdachte. „Wer den Zugang kennt, kann sich ohne Probleme in dem Zwischenstock bewegen. Die Holzdecke ist wahrscheinlich der Fußboden dieses geheimen Stockwerks. Lilo fiel plötzlich noch etwas anderes ein. „Es gibt ein Zimmer im ersten Stock, das viel höher ist als die anderen.“
„Die Bibliothek!“ sagten Axel und Lieselotte im Chor. Sie sprangen auf und liefen die Wendeltreppe wieder nach unten. Ohne es auszusprechen, wußten beide, wonach sie suchen wollten: Vielleicht befand sich hinter einem der hohen Regale ein Zugang in das versteckte Stockwerk.
Die Knickerbocker stürmten in den Gang und rasten zur hohen, schwarzen Holztür der Bibliothek. Als sie nach der Klinke greifen wollten, wurde die Tür von innen aufgestoßen. Senor Fernandez trat heraus in die Halle. Hinter ihm kam ein eleganter, bärtiger Mann in Sakko und Krawatte. „So stelle ich mir einen echten
Spanier vor“, zuckte ein Gedanke durch Lieselottes Kopf. Der Mann hatte blauschwarzes Haar und lustige, funkelnde Augen. Er trug eine topmoderne Metallbrille, und seine Kleidung sah wie aus einem Modejournal aus. Er war der Typ Mann, den Lieselotte aufregend fand. Als Axel die Blicke seiner Freundin bemerkte, dachte er: „Blöde Kuh, verdreh nicht schon wieder so die Glubschaugen!“
„Lieselotte, Axel... das ist Dr. Mato. Alfons Mato“, stellte Senor Fernandez seinen Hausarzt vor. Der Doktor reichte den JuniorDetektiven die Hände und sagte fließend deutsch: „Ich freue mich, euch kennenzulernen.“ - „Wieso sprechen Sie so gut deutsch?“ wollte Lilo wissen. Der Arzt lächelte. „Ich habe in Wien studiert!“
Sebastian Fernandez schien es eilig zu haben. „Ich brauche ein wenig frische Luft“, sagte er und eilte davon.
Lieselotte konnte sich eine Frage nicht verkneifen: „Ist Senor Fernandez krank? Was hat er, Doktor? Seine Frau meint, er hätte... na ja... so einen Knacks im Hirn!“ - „Einen ,Knacks’ haben wir alle!“ meinte er. „Wie es um meinen Patienten steht, darf ich euch nicht sagen. Das verbietet mir die ärztliche Schweigepflicht.“ Enttäuscht schnaubte Lieselotte: „Ahhhhh, wieso...?“ Doch der Arzt war noch nicht fertig. „Aber... ich werde euch die Geschichte dieses Castillos erzählen. Ihr könnt euch dann selbst einen Reim auf den Zustand von Senor Fernandez machen.“ Gespannt blickten die Junior-Detektive den Mann an. „Wußtet ihr, daß ihr euch hier in einer Geisterfalle befindet?“ begann Dr. Mato.
Nein, das wußten die Knickerbocker-Freunde nicht. Mit dieser Meldung hatten sie keineswegs gerechnet. „Ich muß weiter ausholen“, meinte der Arzt. „Wißt ihr eigentlich, woher die Familie Fernandez ihr Vermögen hat?“ Wieder konnten die Knickerbocker nur die Köpfe schütteln. Alfons Mato schritt die Treppe ins Erdgeschoß, und Axel und Lieselotte folgten ihm. In der Halle ließen sie sich auf drei hölzernen, etwas morschen Stühlen nieder. „Der Großvater von Senor Sebastian hat eine Waffen- und Munitionsfabrik gegründet und damit Millionen verdient. Und wenn ich sage Millionen, dann meine ich Millionen. Viele Millionen. Leider gab es in der Munitionsfabrik einen Unfall, bei dem Großvater Fernandez getötet wurde. Seine Frau war der festen Überzeugung, daß dies die Strafe für seine Arbeit war. Die alte Senora hatte sein Vermögen immer als ,blutiges Geld’ bezeichnet. Vom Todestag ihres Mannes an behauptete sie, daß sie von Geistern verfolgt wurde. Sie sagte selbst: Jeder, der durch eine Kugel oder mit einer Waffe aus dem Hause Fernandez getötet wurde, wird versuchen, Mitglieder der Familie heimzusuchen und sich an ihnen rächen!’ Das waren ihre Worte.“
Axel grinste. „Das ist doch Quatsch... oder“, meinte er. Allerdings klang seine Stimme nicht sehr sicher. „Quatsch oder nicht, Senora Fernandez glaubte daran. Großmutter Fernandez fühlte sich im Freien Tag und Nacht von Schatten und Stimmen verfolgt. Sie hörte auch Schritte, die ihr nachkamen, obwohl niemand zu sehen war.
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