Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla
das hervorstehende Buch, das nachgab und hineinrutschte. „Mist!“ schimpfte Axel und versuchte es wieder rauszukitzeln. Ein tiefes Knarren und Ächzen ertönte hinter ihm.
Der Knickerbocker drehte sich um und traute seinen Augen nicht. Das Bücherregal auf der gegenüberliegenden Wand bewegte sich. Es schob sich langsam auf Axel zu. Aber das war noch nicht alles. „Das Sofa... es versinkt!“ schrie Dominik. Axel blickte nach unten und erkannte eine rechteckige Öffnung im Boden, in der die Sitzbank verschwand. Lieselotte stürzte zur Tür und schrie: „Raus! Wer weiß, was das hier wieder ist. Raus!“ Sie riß an der Klinke und stutzte. „Abgeschlossen. Die Tür ist plötzlich versperrt“, meldete sie entsetzt.
Die Bücherwand fuhr gleichmäßig weiter. Dominik stemmte sich dagegen und versuchte sie aufzuhalten, aber er schaffte es nicht.
Jetzt wurde dem Superhirn auch klar, welche Gefahr drohte. „Das ist wie in einer Riesenpresse“, schrie Lieselotte. „Wir werden zwischen den Regalen zerquetscht werden. Es gibt keinen Ausweg. Weder links noch rechts!“ Axel verstand, wieso das Sofa versunken war. Es war das einzige Möbelstück, das sich zwischen den Regalen befunden hatte und als Puffer hätte verwendet werden können.
Die Bibliothek war bereits um ein Drittel schmaler als vorhin. Unter lautem Rumpeln und Krachen bewegte sich das Regal weiter voran. Es gab keinen Ausweg aus dem Raum. Die einzige Öffnung ins Freie war das Fenster, aber das lag mindestens drei Meter über dem Boden. Selbst wenn die Knickerbocker-Freunde auf die Schultern des anderen stiegen, blieb am Ende einer zurück.
Dominik mußte bereits einige Schritte nach hinten machen. Das Regal hatte den Platz erreicht, auf dem er stand. Jetzt verstand er auch, wieso die Bücher nicht echt waren. In Wirklichkeit waren die Regale nur getarnte, bewegliche Wände. Wenn der Mechanismus ausgelöst wurde, zerquetschten sie alles, was sich zwischen ihnen befand. Aber wozu? In Dominiks Kopf ratterten die Gedanken. Bestimmt hatte Großmutter Fernandez diesen Trick einbauen lassen. Aber sie hatte kein menschliches Wesen damit verletzen, sondern höchstens Geister in die Enge treiben wollen. Hatte sie tatsächlich damit gerechnet, daß die Gespenster auf die Leiter kletterten und das Buch bewegten?
Mittlerweile hatte das zweite Regal bereits die Mitte des Raums erreicht. Es blieb nicht mehr viel Zeit. Fanden Axel, Dominik und Lieselotte keinen Ausweg, wurden sie zu Tode gequetscht.
Poppi in Bedrängnis
Fast zur gleichen Zeit erlebte Poppi auf dem Turm des Schlosses die beinahe schlimmsten Sekunden ihres Lebens. „Weg... lassen Sie mich... weg!“ schrie sie dem Mann entgegen, der in der Tür zur Terrasse stand. „Poppi, was hast du? Was ist mit dir?“ fragte Senor Sebastian immer wieder und streckte dem Mädchen kameradschaftlich die Hand entgegen. „Rühren Sie mich nicht an!“ kreischte Poppi. „Sie sind ein Mörder. Sie haben die junge Frau erwürgt! Sie haben heute nacht jemanden umgebracht... Sie... Sie...!“ Das Mädchen konnte nicht weiterreden, weil ihm wieder die Stimme versagte. Außerdem kam Senor Fernandez immer näher.
Poppi trat der Schweiß aus allen Poren. Ihr Herz jagte, und vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte. Sie beugte sich ängstlich nach hinten, um den Händen des Mannes auszuweichen. Dabei neigte sie sich immer weiter zwischen den Türmchen über die Mauer hinaus. Unter ihr brauste und tobte die Brandung.
Der Schloßherr warf dem Mädchen flehende Blicke zu. „Poppi, bitte, was redest du da? Das stimmt alles nicht. Komm, wir gehen nach unten. Komm!“ redete er beruhigend auf das aufgebrachte Mitglied der Bande ein. Poppi war so aufgebracht, daß sie nicht bemerkte, was sie tat. Sie bekam immer mehr Rückenlage und hing mit dem Oberkörper bereits zu weit nach draußen.
Als Sebastian Fernandez einen schnellen Schritt in ihre Richtung machte, zuckte Poppi erschrocken zusammen und spürte plötzlich, wie sie das Gleichgewicht verlor. Ihre Schuhe hatten keinen Boden mehr unter den Sohlen, und ihr Kopf wurde nach hinten gerissen. Über sich sah das Mädchen nur noch Himmel, und hinter sich hörte es das Tosen des Meeres. Poppi kippte nach hinten und hing zwischen Himmel und Erde, zwischen Leben und Absturz. Ihre Hände glitten über den rauhen Verputz, und Poppi spürte, wie sie in die Tiefe gezogen wurde. Danach stand die Zeit für das jüngste Knickerbocker-Mitglied still. Es war, als wäre der Film
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