Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden
Schalter zu erwischen. Da berührten ihre Finger etwas Eiskaltes, das sich zwischen sie und den roten Knopf geschoben hatte.
Der erste Verdächtige?
Lieselotte zuckte erschrocken zurück und prallte dabei gegen Axel. Dieser stand nicht sehr sicher auf den Beinen, und so landeten die beiden auf dem Boden. Ein kühler Lufthauch verriet, daß sich vor ihnen etwas bewegt hatte. Die beiden JuniorDetektive erstarrten. Wer war da? Sie blieben bewegungslos auf dem Boden hocken und versuchten, verräterische Geräusche aufzufangen. Doch es erging ihnen wie Poppi. Bis auf den gedämpften Motorenlärm tat sich nichts. Oder doch?
Der hallende, außerirdisch klingende Chor setzte wieder ein. Sein vielstimmiges hohes „Aaaaaaa“ schwebte durch den Lagerraum auf den Gang. „Taschenlampe!“ stieß Lieselotte hervor. Aber Axel hatte keine eingesteckt. Dummerweise hatte auch das Superhirn seine Lampe in der Kabine zurückgelassen. Der Gesang schwoll an und erinnerte die beiden Mitglieder der Knickerbocker-Bande an Friedhofsszenen in einem Horrorfilm. Lieselotte schob sich langsam auf allen vieren weiter. Sie machte nur sehr kurze und vorsichtige Bewegungen. Ihr Mut und ihre Sicherheit, daß es Geistererscheinungen einfach nicht gibt, waren wie ausgelöscht.
Dem Superhirn fiel auf, daß der rote Knopf wieder leuchtete. Offenbar hatte vorhin nur jemand die Hand davorgehalten. Lieselotte krampfte sich zusammen. Ein Lichtschimmer! Sie erkannte links von sich ein schwaches Flackern. Es kam von höher oben. Das Mädchen sah auf und hätte sich am liebsten an einen anderen Ort gewünscht. Ungefähr drei Meter über dem Boden schwebte eine dunkle Gestalt. Es handelte sich um die Frau, die Poppi beschrieben hatte. Ihr Kopf war tief gesenkt, und ein langer, schwarzer Schleier hing bis auf die Schultern herab. In der Hand hielt sie eine Kerze. Langsam blickte sie um sich und enthüllte dabei ihr Gesicht, das aus bleichen Knochen bestand. Die leeren Augenhöhlen glotzten das Superhirn an, und die
geschlossenen Kiefer, in denen nur wenige Zähne steckten, schienen zu grinsen. Lilo wollte schreien, aber bevor sie dazu kam, knallte ein Schuß.
Die Kerze erlosch, die Sphärenklänge verstummten, und die Geisterfrau war verschwunden. „Abhauen! Schnell!“ lautete Lieselottes Kommando. Sie hechtete zu dem roten Knopf, und das Licht im Gang flammte auf. Axel, der noch immer auf dem Boden kauerte, befand sich auf der Höhe des Eingangs in den Lagerraum. Im Lichtschein, der durch die offene Tür fiel, sah er einen mittelgroßen Mann, der sich aufgeregt und suchend umblickte. Dabei drehte er sich auch in die Richtung des Jungen. Der Mann hatte die Haare ganz glatt nach hinten gekämmt und trug einen schmalen, schwarzen Bart, der sich von einem Ohr über die Backen und das Kinn bis zum anderen Ohr zog. Als er Axel erblickte, richtete er eine kleine Pistole auf ihn. Der Knickerbocker hob sofort die Hände. Wortlos kam der Mann in gebückter Haltung auf ihn zu. Lieselotte bemerkte zu spät, was im Gange war. Sie konnte weder eingreifen noch flüchten. An Axels ängstlichem, flehendem Blick erkannte der Mann, daß sich noch jemand im Gang befand, und gab dem Superhirn mit der Waffe zu verstehen, daß es sich zu ihrem Freund stellen sollte. Lieselotte streckte die Arme in die Höhe und japste: „Nicht schießen, nicht!“
Der Mann mit dem eigentümlichen Bart musterte die beiden mit seinen tiefliegenden, dunklen Augen. Noch immer schwieg er. Endlich öffnete er den Mund und fragte die Knickerbocker etwas auf englisch. Lieselotte hatte vor Aufregung das Gefühl, daß ihr Kopf leer wie ein ausgeblasenes Ei war. Sie rang nach Worten und stammelte: „Wir... also...!“
Der Mann schnitt ihr den Satz ab und wiederholte die Frage, diesmal auf deutsch: „Wer seid ihr und was habt ihr hier unten zu suchen?“
Lieselotte entschied sich, ihm nicht die Wahrheit zu sagen. Sie stellte sich und ihren Kumpel vor und behauptete, gekommen zu sein, um mit dem Hund zu spielen. „Aber dann war plötzlich diese schwarze Frau da!“ hauchte das Mädchen. Der Mann nickte langsam. Er schien auch nicht zu wissen, was da vor sich ging. „Und wer sind Sie?“ fragte Axel mutig. „James Forsyth ist mein Name!“ stellte sich der Mann vor.
„Glauben Sie, war das ein echter Geist? Eine Spukgestalt? Eine Tote, die zurückgekommen ist?“ wollte Lieselotte wissen. Mister Forsyth war kein Mann von vielen Worten. Er antwortete nicht, drehte sich um und betrat den
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