Die Knickerbocker Bande 30 - Im Reich des Geisterzaren
erreichte eine Holztür. Er öffnete sie und trat in einen hohen, turmartigen Raum, der mit schwarzem Holz getäfelt war. Axel erkannte eine Stiege, die nach oben führte, und ein hohes Tor. „Das ist der Ausgang“, überlegte er und öffnete es. Tageslicht flutete herein, und im Licht stand eine dunkle Gestalt, die ihn am Arm packte und wegzerrte. Axel wollte schreien, aber eine Hand legte sich auf seinen Mund. Er war zu schwach, um Widerstand zu leisten, und wurde zu einem Kastenwagen gezogen. Seine Augen hatten sich noch nicht an die Helligkeit gewöhnt, um Genaueres zu erkennen. Er wurde in den Laderaum gestoßen und eingeschlossen. Der Wagen fuhr los, und Axel wurde von einer Blechwand zur anderen geschleudert. Nein, nein, das durfte nicht wahr sein! Er war völlig außer sich. Beinahe wäre ihm die Flucht geglückt, und nun das!
Die Fahrt schien ewig zu dauern. Der Wagen hielt endlich, und Axel nahm sich vor, den Unbekannten zu überwältigen. Als die Ladeklappe geöffnet wurde, stürzte er sich mit einem mächtigen Satz auf den Schatten, der aber geschickt zur Seite wich. Axel landete in einem Schneeberg, aus dem ihn zwei starke Hände in die Höhe zogen. „Ruhe... ich bringe dich zu deinen Freunden!“ zischte jemand.
Langsam konnte Axel immer mehr erkennen. Er blickte in das Gesicht eines Mannes. Es wirkte jung, hatte aber zahlreiche Falten. Sie befanden sich auf einem Parkplatz vor einem hohen, modernen Haus. „Wo... bin ich?“ stammelte Axel.
„In Moskau, und ich bringe dich in dieses Hotel zu deinen Freunden!“ Der Mann hielt Axels Hand fest umklammert, damit der Junge nicht mehr flüchten konnte. Er betrat mit ihm die Hotelhalle, und sie fuhren mit dem Lift in den 17. Stock. In Zimmer 1713 brach ein Jubelsturm los, als der verlorene Knickerbocker hineintaumelte. Lilo und Poppi umarmten ihren Kumpel, und Dominik klopfte ihm fest auf den Rücken. „He, ich bin kein Hund!“ wehrte sich Axel.
Sein Retter hatte es eilig. „Ihr bewegt euch nicht aus diesem Raum, außer zum Essen, verstanden?“ trug er den vieren auf. „Ich hole euch morgen ab und bringe euch zum Flugplatz. Öffnet niemandem!!!“ schärfte er ihnen noch ein. Die Bande versprach es.
Beim Zimmerservice bestellte die Bande ein üppiges Festmahl. Sie schoben die Betten zur Seite und tafelten auf dem Boden. Es gab so viel zu erzählen! Während sie mampften, redeten sie wild durcheinander. Jeder fiel dem anderen ins Wort, unterbrach ihn, wollte seine Erlebnisse loswerden und sich seine Ängste von der Seele reden.
„Sag, was war da im Theater überhaupt?“ wollte Lieselotte von Axel erfahren.
Der Junge kramte in seinem Gedächtnis und berichtete: „Ich bin dagesessen und habe diesem Spuk zugesehen. Aber als sich die Gespenster auf mich gestürzt haben, ist mir ziemlich unheimlich geworden. Plötzlich sind aus den Armlehnen und aus der Rückenlehne dicke Stahlbänder gekommen und haben mich an den Stuhl gefesselt. Ich konnte nicht mehr aufstehen und mich kaum bewegen.“ Das Superhirn hatte von solchen „Fangstühlen“ schon einige Male gehört. „Jemand neben oder hinter mir hat etwas an meinem Stuhl befestigt, das klickte!“
Dominik äußerte einen Verdacht: „Vielleicht ein Tragseil, an dem der Stuhl dann schwebte.“
Axel stimmte ihm zu. „Auf jeden Fall bin ich plötzlich geflogen, und das Licht hat mich entsetzlich geblendet.“
„Licht?“ Lieselotte horchte auf. „Licht? Von wo?“
„Von oben!“ erwiderte Axel. „Zwischen den schwarzen Stoffbahnen sind grelle Lichter herausgekommen. Ich habe einmal kurz hineingeschaut, und danach war ich fast blind. Na ja, und dann kam der Stich in meinen Popo. Dann ist alles um mich herum verschwunden. Ich bin erst wieder aufgewacht, als ich in diesem... Sarg gelegen bin!“
Lilo zwirbelte ihre Nasenspitze. „Raffiniert, das muß man schon sagen. In der Sitzfläche des Stuhles war eine automatische Injektionsnadel eingebaut, die dich betäubte! Und in deiner Nähe muß ein Mitarbeiter des Geisterzars mit einem Ersatzstuhl gewartet haben, um diesen unbemerkt an den leeren Platz zu stellen.“ Während die anderen weiterplauderten, notierte sich Lieselotte einiges in ihrem Geheimkalender, den sie immer bei sich trug. Das Superhirn kritzelte, strich durch, begann wieder zu schreiben, machte Pfeile und knetete ihre Nase, bis sie schmerzte. „He, legt eine Pause ein, ich muß euch etwas sagen!“ meldete es sich schließlich zu Wort.
„Was gibt es denn noch?“ fragten
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