Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen
zeigte den Knickerbockern die lange Nase und verspottete sie. „Moine Früleins... moine Früleins... ich will Schlüssel. keine Schlüssel, ihr müßt trinken. Wo Schlüssel? . Mich nicht zum Narren machen!“
„Los, sag ihm, wo er die Schlüssel findet, sonst saufen wir ab!“ schrie Axel. Lieselotte biß sich auf die Lippen. Sollte sie das wirklich tun? „He, aber vielleicht holt er uns trotzdem nicht raus!“ befürchtete das Superhirn.
„Sag’s ihm!“ fuhr Poppi sie an. „Die Schlüssel sind in unserem Zimmersafe.“ Lilo nannte den Namen des Hotels, die Zimmernummer der Mädchen und den Code für den Safe. Er lautete 2612. Lilo hatte diese Ziffernfolge gewählt, weil die Bande am 26. Dezember angekommen war.
„Danke, moin Frülein!“ flötete der Glatzkopf und erhob sich. Bisher war er an der Falltür gekniet und hatte heruntergeschaut. Nun stand er, die Hände triumphierend in die Hüften gestützt, und spuckte in den Schacht. Er lachte böse und schrill und begann einen Freudentanz aufzuführen.
„He ... was soll das? Sie haben versprochen, uns rauszuholen, wenn wir ihnen das Versteck verraten!“ schrie Axel und seine Stimme zitterte vor Wut und Verzweiflung.
„Ich nix versprochen“, kreischte der Regenwurmmann. Hinter ihm bewegte sich etwas, und er drehte sich um. Sofort war es mit seiner guten Laune vorbei, und das dürre Männchen erzitterte. Eine tiefe Stimme knurrte etwas auf französisch, und der Regenwurm wurde an seinem fleckigen Jackett gepackt. Mit großen Augen stellte das Superhirn fest, daß der brutale Arm in einem weißen Ärmel steckte. Der Glatzkopf wimmerte und schluchzte, als es aus dem Haus gezerrt wurde.
„Das war . dieser Lai Min . der Besitzer des Casinos . der, vor dem der Regenwurm am Flughafen so erschrocken ist“, meldete Lilo.
„Wir müssen raus . aber jetzt ist unsere letzte Rettung verspielt“, tobte Axel, der langsam, aber sicher die Nerven verlor.
Poppi klapperte mit den Zähnen und atmete stoßweise ein und aus. Es fiel ihr schwerer und schwerer, Luft zu bekommen. Nun mußte schnell etwas geschehen. Am besten ein Wunder!
Zitternd strampelten die Knickerbocker im eiskalten schwarzen Wasser. Was war mit den anderen Opfern geschehen, die in die Falle getappt waren? Lagen sie vielleicht irgendwo tief unten, am Grunde des Schachts .?
Rettung in letzter Sekunde
Die Minuten verstrichen, und die Atemgeräusche der Knickerbocker-Freunde wurden immer lauter. Die Kälte kroch durch die Haut in ihre Muskel und Knochen. Das tat weh, höllisch weh. Und Verzweiflung und die Ausweglosigkeit ihrer Lage schwächten die vier zusätzlich.
„Werte Freunde!“ rief eine Stimme im Garten. „So meldet euch!“ Bolell! Es war Bolell! Er war sie suchen gekommen. „Hier sind wir! Im Haus! Hier!“ brüllten die Knickerbocker mit letzter Kraft. „Hier, komm herein!“
Die Tür wurde geöffnet und der Mauritier betrat schwungvoll das Haus. Am Klang der Stimmen hatte er erkannt, daß sich die Bande in einer verzweifelten Lage befinden mußte. „Wo befind ... aaaaahhh!“ Bolell hatte die Falltür nicht gesehen und stürzte - genau wie zuvor die Juniordetektive - in den Schacht. Es klatschte laut, und das Wasser spritzte nach allen Seiten. Schnell griffen Axel und Lieselotte nach unten und fischten nach dem Burschen.
Spuckend und keuchend tauchte Bolell auf und schimpfte laut.
Die Knickerbocker-Bande schwieg. Jetzt war alles aus. Jetzt war ihre letzte Hoffnung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Die vier kämpften, versuchten immer wieder Halt an der glatten Mauer zu finden, krallten sich an den kleinsten Vorsprüngen fest, aber sie wußten, daß sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten. Bolell strampelte neben Lieselotte und suchte verzweifelt nach einem Ausweg, aber auch ihm wurde zusehends klar, daß es keinen gab.
„Hallo? Hallo?“ rief eine Mädchenstimme irgendwo in der Ferne. „Allo, qui est la?“ Bolell trat heftig nach unten, um sich über Wasser zu halten, formte die Hände zu einem
Trichter und schrie: „Nous sommes ici! Dans la maison! Attention!“
„Hilfe . bitte helfen Sie uns!“ stimmten die Knickerbocker ein, aber ihre Stimmen waren deutlich geschwächt. Es polterte über ihnen und jemand klopfte an die Tür und auf den Boden.
„Was soll das? Wieso klopft jemand an, wenn wir um Hilfe schreien?“ dachte Axel. Das Klopfen wurde schneller und lauter. Ein weißer Stock schob sich über die Kante der Falltür. „Vorsicht!“
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