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Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen

Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen

Titel: Die Knickerbocker Bande 33 - Im Riff der Teufelsrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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brüllte Lieselotte. Über ihnen erschien die Gestalt einer blonden jungen Frau in einem weißen Spitzenkleid. Sie war blind und ertastete sich mit dem Stock ihren Weg. „Wer ist da?“ fragte sie. Sie sprach mit leichtem französischen Akzent. „Hier unten sind fünf Leute. Holen Sie Hilfe, sonst ertrinken wir!“ krächzte Axel. „Aber . wer hat die Falle geöffnet?“ fragte die Frau erstaunt. „Wir erzählen Ihnen alles später!“
    Die Blinde versprach, Hilfe zu holen, und verschwand. Wieder verstrichen bange Minuten, bis endlich ein kräftiger Mauritier erschien und ein dickes Seil in den Schacht warf. Daran zog er einen nach dem anderen nach oben.
    Erleichtert stolperten die Juniordetektive in die warme Sonne hinaus und ließen sich keuchend in das Gras fallen. „Guten Tag“, begrüßte sie die junge Frau und streckte die Hand aus. Lilo ging als erste auf sie zu, nahm die Hand und drückte sie herzlich. „Guten Tag, ich heiße Lieselotte und möchte dir vielmals danken. Ohne dich wären wir abgesoffen!“
    „Abge.socken?“ Die Frau wiederholte staunend das Wort. Lilo erklärte, was „abgesoffen“ bedeutete, und stellte ihre Bande und Bolell vor. „Ich heiße Virginie!“ erwiderte die Retterin. „Ihr müßt mir jetzt alles erzählen. Kommt in mein Haus. Ich gebe euch trockene Kleidung!“
    Sie folgten der blinden Frau, die sich sehr sicher bewegte. Tastend klopfte sie mit dem Stock auf den Weg vor sich und ließ ihn dabei wie ein Pendel von einer Seite auf die andere schwingen.
    „Das . also das habe ich noch nie gesehen . höchstens im Film!“ hauchte Axel und blieb stehen. „Was ist?“ erkundigte sich Virginie. „Äh . Virginie . entschuldige die Frage . aber weißt du, wie dieses Haus aussieht?“ fragte Dominik. Virginie lächelte. „Genau wie das kleine, in dem ihr gefangen ward, nur groß.“
    „Ja, es ist ein Herrenhaus mit einer großen Veranda, vielen, hohen Säulen, einem Balkon und riesigen Fenstern. Aber weißt du, in welcher Farbe es gestrichen ist?“ Virginie schüttelte den Kopf.
    „Das Haus ist schwarz . schwarz . alle Gardinen sind schwarz . und in den Blumenkistchen auf den Fensterbrettern wachsen schwarze Blumen“, schilderte Poppi. Virginie zuckte hilflos mit dem Mund. „Aber . das wußte ich nicht ... das ... also ... ich ...!“ Sie brach in Tränen aus.
    „Entschuldige, wir wollten dich nicht kränken“, sagte Lieselotte schnell und legte einen Arm um ihre Schulter. Virginie fuhr erschrocken zusammen. „Nein, nein, es ist nur . weil dein Arm so naß und kalt ist“, meinte sie entschuldigend. „Bi. bitte tretet ein!“
    Das Innere des alten Hauses, in dem früher bestimmt ein Großgrundbesitzer gewohnt hatte, war genauso schwarz wie die Fassade. Schwarz. Alles war schwarz. Die Möbel, die breite Holzstiege, die Türen und die Wände. Die Bande hatte das Gefühl, eine Gruft zu betreten.
    Die mächtige Treppe, die in einem schwungvollen Bogen nach oben führte, knarrte leise. Die Knickerbocker hoben die Köpfe und sahen eine Frauengestalt auf dem obersten Absatz stehen.
    Die Frau war mittelgroß, sehr schlank und hatte eine würdevolle Haltung. Ihr Haar war schwarz und wirkte unecht. Ihre Haut schimmerte weiß und durchscheinend wie
    Wachs. Sie rief etwas nach unten, und Bolell runzelte die Stirn.
    „Was hat sie gesagt?“ wollte Lilo wissen. „Sie fragt, ob der Sarg gekommen ist“, übersetzte Bolell.
    Virginie antwortete der Dame, worauf diese kehrt machte und verschwand. Ihr fülliges, schwarzes Kleid, das Lilo an ein Ballkleid erinnerte, raschelte vornehm.
    „Das ist Tante Marie-Louise“, sagte Virginie. „Sie ist . sie ist sehr nett ... aber sehr seltsam. Sie sitzt die meiste Zeit vor einem Ölgemälde in ihrem Zimmer und kommt nur zu den Mahlzeiten herunter. Sie spricht nur, wenn sie nach dem Sarg fragt. Ich weiß nicht, was sie meint. Aber ... sie ist eine Frau, die Zuneigung verdient!“ endete die Blinde.
    Die Knickerbocker-Bande beschlich ein komisches Gefühl. Lange wollten sie hier nicht bleiben.
    Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, führte sie Virginie zu ihrem Kleiderschrank und forderte sie auf, sich zu bedienen. Da Virginie aber nur Kleider besaß, mußten selbst die Jungen widerwillig und murrend Röcke und Blusen anziehen. „Regt euch ab, die Schotten tragen das auch!“ zischte Lilo Axel, Dominik und Bolell zu.
    Virginie bat ihre Gäste, in einem riesigen Salon Platz zu nehmen, und klingelte nach der Köchin. Ein mauritisches Mädchen

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