Die Knickerbocker Bande 41 - Die Hand aus der Tiefe
und schoß in einem eleganten Bogen mindestens vierzig Meter in den Abgrund. Dort klatschte es gegen mehrere hohe Steine, die wie faule Zähne aus dem Meer ragten.
Donnernd teilte sich der Wasserstrom, um danach noch einmal weiß schäumend in die Höhe zu steigen. Die Gischt bildete auf der Meeresoberfläche eine weiße Insel. Zum Rand hin wurde der Schaum dunkler und vermischte sich mit dem Salzwasser.
„Da möchte ich nicht runterfallen!“ dachte Lilo, als sie sich zurückbeugte.
Da packten sie zwei kräftige Hände und stießen sie mit voller Kraft über die Klippe.
Axels Unfall
„Kennst du diese Ulla?“ fragte Axel Inga, als sie ihn zu ihrem Haus begleitete.
Inga überlegte und nickte. „Weißt du, ich bin nicht das ganze Jahr hier, nur im Sommer. Sonst leben wir in Kopenhagen, weil mein Vater dort an der Universität unterrichtet“, erklärte Inga. „Aber ich habe schon viele Geschichten über sie gehört: früher wurde sie Scherzkeks-Ulla genannt.“
Axel verzog erstaunt das Gesicht und rief: „Wie bitte?“
„Ja, Scherzkeks-Ulla - weil sie ständig irgendwelche Streiche ausgeheckt hat. Ich glaube, sie ist den Leuten damit schwer auf den Geist gegangen. Aber der Spitzname ist mir jetzt schon längere Zeit nicht mehr untergekommen.“
Sie hatten den Weg erreicht, der zum Grundstück des Hauses führte, in dem Ulla lebte. Er war etwas abschüssig und endete genau zwischen zwei Blumenbeeten. Dort begann dann der Kiesweg zum Haus.
Axel warf einen prüfenden Blick nach unten und betrachtete Ingas Fahrrad. Er hatte es geschoben, damit das Mädchen nicht neben ihm herlaufen mußte.
„Alles klar! Das wird eine tolle Show!“ versprach der JuniorDetektiv. Er gab Inga ein Zeichen, sich hinter einer Baumgruppe zu verstecken. Er wollte das Haus noch eine Weile beobachten, bevor er loslegte. Auf den ersten Blick sah es aus, als sei niemand da.
Fast eine Stunde verstrich, und Inga wurde ungeduldig: „Wie lange willst du noch warten?“
„Ein paar Minuten!“ flüsterte Axel.
Da war vom Haus her ein Geräusch zu vernehmen.
Ullas Mutter trat aus der Tür. Hinter ihr erschien Ulla.
„Mist!“ dachte Axel. „Die beiden waren die ganze Zeit daheim und gehen jetzt fort!“ Axel hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er nur so lange gezögert? Jetzt war die Chance vorbei!
Die Frau rief ihrer Tochter etwas zu, und das Mädchen winkte.
„Ihre Mutter muß in die Stadt und will in zwei Stunden zurück sein!“ übersetzte Inga.
Axels Gesicht erhellte sich. Ulla blieb also daheim. Allein! Um so besser! Als Ullas Mutter nicht mehr zu sehen war, schnappte er das Fahrrad und sagte zu Inga: „Halt mir die Daumen und hab keine Angst!“
Bevor Inga fragen konnte, was er damit meinte, war er schon losgefahren. Er raste den Hügel hinunter und auf den Kiesweg zu. Kaum spürte er die Steinchen unter den Rädern, zog er beide Bremsen gleichzeitig. Das Rad schlitterte über den Kies, brach hinten aus, und Axel warf sich elegant zur Seite.
Er landete der Länge nach in einem der Beete. Die Blumen dämpften den Aufprall. Mit viel Getöse krachte das Fahrrad auf den Boden.
Danach herrschte ein paar Sekunden Stille. Axel tat so, als wäre er geschockt, und rührte sich nicht. Dann aber begann er um Hilfe zu rufen, stöhnte und wand sich vor Schmerz.
Inga wurde in ihrem Versteck unruhig. Axels Vorstellung wirkte verdammt echt. Hatte er sich auch wirklich nicht verletzt?
Die Eingangstür wurde aufgerissen, und Ulla lief ins Freie. Sie redete auf Axel ein, der ihr zu vermitteln versuchte, daß er nur Deutsch und Englisch verstand.
„Hast du dir wehgetan?“ erkundigte sich das Mädchen auf deutsch.
Axel nickte und biß die Zähne zusammen. Ulla half ihm auf die Beine. Der Junge gab vor, links nicht auftreten zu können. Er jammerte bei jedem Schritt und schien gegen aufsteigende Tränen anzukämpfen.
„Komm ins Haus! Ich... ich rufe einen Arzt“, bot Ulla an. Axel folgte ihrer Aufforderung.
Ulla führte ihn in das düstere Vorzimmer, wo er sich auf einen Holzsessel sinken ließ und nicht mehr zu ächzen aufhörte. Sie lief in einen der angrenzenden Räume, um nach dem Telefonbuch zu suchen.
Das Telefon stand auf einem kleinen Regal an der Wand. Axel bückte sich und zog den Stecker aus der Dose.
Ulla kam zurück und wählte eine Nummer. Verwundert lauschte sie in den Hörer. „Die Leitung ist tot!“ sagte sie überrascht.
„Wahrscheinlich nur gestört...!“ meinte Axel und schloß theatralisch die
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