Die Knickerbocker Bande 41 - Die Hand aus der Tiefe
wiedergutzumachen.
Lilo klopfte ihrer Freundin anerkennend auf die Schulter. „Alle Achtung, das hätte ich dir nicht zugetraut!“ meinte sie. Das Superhirn bestand aber darauf, ein Boot zu besorgen - ein Schlauchboot, das möglichst groß sein sollte.
Poppi würde durch eine lange Leine mit dem Boot verbunden sein. Schlug die Hand aus der Tiefe tatsächlich zu, konnte sie das Mädchen nicht hinunterziehen.
Da an diesem Tag alle Läden geschlossen waren, mußten die Junior-Detektive den Bootskauf verschieben. Poppi war das gar nicht recht. Sie hätte die Sache lieber schon hinter sich gehabt.
Der Läufer
Das Wikingerfest ging auch am nächsten Tag weiter, doch die Läden waren wieder geöffnet.
Axel und Lilo brauchten lange, um das Boot zu finden, das ihren Vorstellungen entsprach. Ihre Wahl fiel auf ein leuchtend gelbes Schlauchboot, das für fünf Personen geeignet und aus besonders festem Material gefertigt war.
„Da geht so viel Luft rein, daß es praktisch unmöglich ist, das Ding unter Wasser zu bekommen“, erklärte Axel seinen Kumpels. „Und der Gummi ist so dick, daß man schon eine Harpune braucht, um es zu durchlöchern.“
Das Schlauchboot war laut Auskunft des Verkäufers sogar hochseetauglich.
Axel hatte bei der Auswahl des Bootes ein ziemliches Theater gemacht. Poppi war die ganze Zeit neben ihm gestanden und hatte ihn beobachtet. Er wollte, daß sie sich halbwegs sicher fühlte. Der Junge wußte, daß es absolut unmöglich war, seine Freundin von ihrem wahnwitzigen Vorhaben abzubringen.
Kurz nach drei schwang sich Lieselotte auf Ingas Fahrrad. Das Fernglas hatte sie auch diesmal dabei. Sie wollte sich oben auf den Klippen einen guten Platz suchen. „Es muß einen Weg geben, der von der Straße direkt zum Wasserfall und von dort hinüber zum Kliff führt“, erklärte sie und machte sich auf den Weg. Auch an diesem Tag trug sie ihr Haar offen.
Normalerweise stand sie nie lange vor dem Spiegel. An diesem Tag aber hatte sie es doch getan und ihr blondes Haar sorgfältig gebürstet.
„He, ich finde, ich sehe cool aus!“ hatte sie zu sich gesagt.
Lilo war schon losgefahren, als sie hinter sich eine Stimme hörte. Dominik war ihr nachgerannt und schwenkte etwas in der Hand. Sie hielt an und radelte zu ihm zurück.
Keuchend überreichte ihr der Junge eine schwarze Ledertasche.
„Was soll ich damit?“ fragte Lieselotte. „Hast du mir vielleicht ein paar Smörrebröds eingepackt, falls ich hungrig werde?“
Dominik rang nach Luft und schimpfte: „Manchmal benimmst du dich wirklich wie eine aufgeblasene Sumpfgurgelschnepfe!“
Lieselotte hatte von diesem Vogel noch nie gehört und konnte sich vor Lachen nicht halten.
„Gut, ich muß dir meine Kamera auch nicht mitgeben. Es ist schließlich nicht wichtig, die Hand aus der Tiefe auf Video festzuhalten!“ sagte Dominik beleidigt, drehte sich um und ging langsam zum Haus zurück.
„He, nein, halt! Bleib stehen!“ rief Lilo ihm nach.
Natürlich fand sie die Idee mit der Videokamera genial. Sie hatte gar nicht gewußt, daß Dominik sie nach Dänemark mitgenommen hatte.
Das Superhirn fuhr über die enge, teilweise nicht einmal asphaltierte Landstraße Richtung Birkenwäldchen. Sie konnte es schon in der Ferne sehen, blieb aber stehen. Es mußte hier irgendwo einen Weg zu Jörgens Häuschen, zur Klippe und zum Wasserfall geben. Wo war er nur?
Die Sonne brannte an diesem Tag besonders heiß vom Himmel. Lilo wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und ärgerte sich, weil sie ihre Sonnenbrille vergessen hatte. Sie schützte die Augen mit der Hand und blickte kurz zum Himmel auf. Das Licht tat richtig weh. Für einen Augenblick sah sie nur schwarze Kreise vor ihren Augen tanzen.
Da wurden hinter ihr Schritte hörbar. Es waren lange, federnde Schritte, die schnell näher kamen.
Lieselotte wollte sich umdrehen, um zu sehen, wer da durch die Gegend lief. Dabei fiel ihr Blick in den kleinen Spiegel, den Inga an der Lenkstange angebracht hatte.
Lilo fuhr zusammen. Für einen Augenblick war sie wie gelähmt. Dann jedoch trat sie mit aller Kraft in die Pedale und raste los. Sofort wurden die Schritte hinter ihr schneller. Der Läufer atmete tief und regelmäßig. Es mußte sich um einen gut trainierten Sportler handeln.
Das Gesicht des Verfolgers war zu einer entschlossenen, grimmigen Maske verzerrt. Es war der Mann, der sie fast von der Klippe gestoßen hatte - der Mann mit den strähnigen schwarzen Haaren. Er trug ein breites,
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