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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Mais voller Blattläuse. Die Ungezieferspritze fauchte so laut, wie mein Herz schlug. Weit und breit nichts als Felder. Der kleine Zhou-Berg stand direkt im Süden. Auf dem Gipfel des Berges gibt es eine Öffnung, die aussieht wie ein Mund. Eine weiße Wolke verschloß diesen Mund. Ich wünschte mir so sehr, mit dir zu sprechen, aber deine beiden Brüder hatten dich in die Mitte genommen. Ihre nackten Beine und bloßen Oberkörper waren sonnenverbrannt, aber du warst vollständig bekleidet, mit von Schweiß durchfeuchteter Kleidung. Welche Farbe gehört zu dir, Jinjü? Du bist gelb, du bist rot, dein Gesicht hat einen goldenen Farbton, du strahlst wie Gold. Die Geige stimmte eine wohltönende Melodie an. Zhang Kou spuckte aus und legte laut los:
    Jiang Xüeqin geht den Weg entlang.
    Ihr entgegen kommt der Polizeikommandant.
    Er trägt eine goldene Armbanduhr.
    Sein Hals ist lang wie ein Knoblauchstengel,
    dieser Kerl hat einen krummen Buckel.
    Sein Vater Chinese, aus England die Mutter.
    Heraus kam ein Teufel in Menschengestalt.
    Er hat den schiefen Blick einer Hündin
    und in jeder Hand eine Pistole.
    Hohnlachend schneidet er ihr den Weg ab
    und drückt ihr die Pistolen an die Brust.
    Du siehst so schön aus, unmöglich, dich mit Liu Shengli zu verheiraten, das hieße eine frische Blume in Kuhmist stecken, den bunten Schmetterling einem Mistkäfer zur Braut geben. Ich muß unbedingt deine Hand anfassen, heute abend, es muß heute abend geschehen. Gao Ma rückte wieder einen Schritt weiter nach links. Jetzt standen sie schon Schulter an Schulter. Er spürte, wie seine Hose die Hose von Jinjü berührte. Er verhielt sich, als wäre das die natürlichste Sache der Welt, und beobachtete den Mund von Zhang Kou, der auf- und zuging. Aber kein Ton drang an sein Ohr. Das einzige, was ich höre, ist das Scheuern der Maisblätter, die der Wind aneinander reibt. Es klingt wie das Klopfen meines Herzens.
    Ich lag auf dem Rücken im Mais und blickte durch die wie erhobene Schwerter wirkenden Maisblätter auf die am Himmel ziehenden Wolken. Die Wolken zogen fort, die Sonne brannte, der Boden war so heiß, daß er mir den Rücken sengte. Klarer Pflanzensaft bildete Perlen, die an den Fäden der Maiskolben hingen, unsicher, als wollten sie fallen, aber sie fielen nicht, sie sahen aus wie die Tränen, die zwischen Jinjüs Wimpern hingen, als der Weizen im Wind wogte. Wenn der Wind nachließ, hörten die Weizenwogen auf zu rollen. Der reife Weizen ließ die Köpfe leicht hängen, zwei Elstern huschten über den Weizen, sie verfolgten einander, die hintere versuchte immer wieder, die vordere in den Schwanz zu beißen, dabei kreischten sie laut. Ein neugieriger Spatz folgte dem Elsternpaar und zwitscherte mit. Die Luft war erfüllt vom Geruch der Knoblauchpflanzen, man hatte gerade die Sprossen geerntet. Jinjü schnitt vornübergebeugt den Weizen. Handvoll auf Handvoll griff sie die Halme und klemmte sie sich zwischen die Beine. Die Ähren schwankten vor ihrem Hintern wie ein buschiger, goldener Schweif. Ich war mit dem Mähen fertig und hatte die Garben aufgestellt. Die zwischen den Weizen gesetzten dünnen Maisreihen erblickten jetzt das Sonnenlicht. Als zweitgepflanzte hatte die Tyrannei des Weizens sie dünn und gelb bleiben lassen. Für mich als Alleinstehenden gab es auf den zwei Morgen Land, die ich bekommen hatte, nicht genug zu tun. Seit meiner Entlassung aus der Armee im Jahr zuvor hatte ich ein Auge auf dieses Mädchen geworfen. Sie war keine ausgesprochene Schönheit. Ich war es auch nicht. Aber sie war auch nicht häßlich, genausowenig wie ich. Ich erinnerte mich, wie klein und zart sie war, als ich eingezogen wurde. Inzwischen war sie so groß und stark geworden. Ich mochte ihre Größe und Stärke. Ich hatte mir vorgenommen, am Nachmittag meinen Weizen heimzuschaffen. Ich sah auf die Uhr, eine Armbanduhr der Marke Edelsteinblüte aus Shanghai, die jeden Tag zwanzig Sekunden vorging. Es war genau elf Uhr drei. Vorgestern hatte ich sie nach dem Radio gestellt. Für jeden Tag zwanzig Sekunden abgezogen, mußte es jetzt elf Uhr, zwei Minuten und zehn Sekunden sein. Ich hatte es nicht eilig, nach Hause zu gehen. Das war vor einem Jahr.
    Gao Ma fühlte sich stark zu ihr hingezogen. Die Sichel in der Hand, stand er hinter Jinjü. Sie ahnte nicht, daß ihr jemand so nah war. Sie bückte sich tief, auf das Mähen konzentriert. Die Elstern kamen aus der Ferne zurück. Der Spatz begleitete sie immer noch. Gao Ma hatte einen

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