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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Augen hatte, sei es, daß ihre Hand schon lange auf ihn gewartet hatte: Er hielt ihre Hand ganz fest in der seinen. Die Augen versagten ihm den Dienst, sein Körper erstarrte, in seinem Herzen war nichts als graue Leere.
2
    Am folgenden Abend stand Gao Ma hinter einem großen Weizenstrohhaufen neben der Tenne vor Jinjüs Haus und wartete voller Ungeduld. Der Himmel war immer noch voller Sterne. Über den höchsten Baumwipfeln hing der Neumond als augenbrauendünne Sichel, deren Silberglanz noch schwächer war als das Funkeln der Sterne. Das dattelbraune Fohlen hüpfte am Rand der Tenne von einem Ende des Dreschplatzes zum anderen und wieder zurück. Südlich der Tenne lag ein breiter Graben, dessen Böschung mit Purpurquaststräuchern bepflanzt war, aus deren Ästen man Körbe flicht. Das Fohlen sprang in den Graben und kletterte wieder heraus. Während es sich durch die Sträucher zwängte, raschelte das Astwerk. In Jinjüs Haus brannte Licht. Ihr Vater, Onkel Vier, sprach laut im Hof. Tante Vier machte kurze Einwürfe. Gao Ma hörte aufmerksam hin, aber er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Bei den Nachbarn, der Familie Gao Zhileng, kreischten Hunderte von Papageien im Hof. Der Lärm ging einem durch und durch. Die Beleuchtung in ihrem Hof mußte von einer Gaslampe stammen, denn der Lichtschein, der sehr weiß und hell war, reichte weit. Die Familie Gao Zhileng war durch die Papageienzucht reich geworden; sie waren die einzigen im ganzen Dorf, die nicht vom Knoblauchanbau lebten.
    Die Papageien hatten unangenehme Stimmen. Das dattelbraune Fohlen kam schwanzwedelnd angelaufen. Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit. Es riß ein paar Halme vom Strohhaufen und kaute spielerisch darauf herum. Gao Ma roch den süßen und etwas fauligen Geruch des Weizenstrohs. Er trat ein Stück zur Seite und beobachtete Jinjüs Hoftor. Das Tor war fest verschlossen. Ein dünner gelber Lichtschein drang durch die Ritzen. Er hob den Arm, um die Uhrzeit festzustellen. Seine Uhr hatte keine Leuchtziffern, er konnte nicht genug erkennen. Es mußte ungefähr neun sein. In Gao Zhilengs Haus begann die Standuhr zu schlagen. Er versuchte, das irritierende Papageiengeräusch zu überhören, und zählte mit. Es war wirklich neun Uhr. Gestern abend, fiel ihm ein, hatte er sich wieder die Szene aus dem Film »Rot und Schwarz« vorgestellt, den er in einer geschlossenen Vorstellung der Armee gesehen hatte. Julien wartet, bis die Kirchturmuhr neunmal geschlagen hat. Dann greift er nach der Hand der Frau, die er liebt.
    Gestern abend hatte er ihre Hand festgehalten, und auch sie hatte seine Hand kräftig gedrückt, bis tief in die Nacht, bis Zhang Kou seinen Vortrag beendet hatte. Erst dann hatten sie sich widerwillig losgelassen. Im Durcheinander des allgemeinen Aufbruchs hatte er ihr zugeflüstert: »Morgen abend warte ich auf dich hinter dem großen Strohhaufen, ich habe etwas mit dir zu besprechen.« Leider konnte er ihr Gesicht nicht erkennen, daher wußte er nicht, ob sie ihn verstanden hatte. Den ganzen Tag war er geistesabwesend. Beim Hacken auf dem Feld entfernte er mehrmals Sämlinge und ließ das Unkraut stehen. Noch ehe der Nachmittag um war, machte er sich auf den Heimweg. Er suchte seine Schere und stutzte sich den Bart, er drückte die Pickel auf beiden Seiten seiner Nase aus und kratzte mit der Schere den Raucherbelag von seinen Zähnen. Dann wusch er sich Kopf und Hals mit parfümierter Seife. Nach dem Abendessen fand er die schon lange nicht mehr benutzte Zahnbürste und Zahnpasta wieder und putzte sich gründlich die Zähne.
    Das Krächzen der Papageien ging ihm auf die Nerven. Ein paarmal schlich er sich bis an Jinjüs Hoftor und zog sich ebenso leise wieder zurück.
    Das Tor begann zu knarren. Sein Herz klopfte wie eine Marschtrommel. Unbewußt bohrte er eine Hand tief in das Stroh. Das dattelbraune Fohlen kam neugierig herbeigaloppiert. Die von seinen Hufen hochgeschleuderte Erde prasselte auf den Strohhaufen, und das Geräusch ließ ihn zusammenfahren.
    »Wo willst du hin, mitten in der Nacht?« hörte Gao Ma Tante Vier rufen.
    »Es ist gerade erst dunkel geworden, was heißt hier mitten in der Nacht?« Das war Jinjüs Stimme. Bei ihrem Klang regte sich plötzlich ein Schuldgefühl in seinem Herzen.
    »Wohin gehst du?« rief Tante Vier noch einmal.
    »Ich gehe zum Deich, frische Luft schnappen«, sagte Jinjü mit fester Stimme.
    »Komm bald wieder.«
    »Ich laufe schon nicht weg!«
    Jinjü, Jinjü, flüsterte Gao Ma ihren

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