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Die Knoblauchrevolte

Die Knoblauchrevolte

Titel: Die Knoblauchrevolte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Walkman in der Tasche, die Kopfhörer auf den Ohren. Die Batterien waren erschöpft. Die Musik klang verzerrt, die Melodie war aber immer noch zu erkennen. Das Mädchen gleicht mit ihrem feucht schimmernden Haar einer Blume. Ihr Rücken ist breit und flach. Ihr Atem geht schwer. Der junge Bursche hat breite Schultern. Er zog die Kopfhörer herunter. Die entstellte Melodie schepperte jetzt an seinem Hals.
    »Jinjü«, sagte er leise. Die Schwämmchen der Kopfhörer klebten an seinem Hals, und die Musik kitzelte seinen Kehlkopf. Er kratzte sich.
    Jinjü richtete sich langsam auf. Ihr schweißnasses und staubbedecktes Gesicht hatte einen starren Ausdruck. In der rechten Hand hielt sie die Sichel, mit der linken umklammerte sie ein Büschel Weizen. Sie schaute Gao Ma an und sagte nichts.
    Er sah auf ihre abgetragene blaue Männerjacke, in der sich die Umrisse ihres Busens unter den Brusttaschen wölbten, und sagte auch nichts.
    Jinjü ließ die Sichel fallen. Sie teilte den Weizen in ihrer Hand in zwei Stränge, die sie auf den Boden legte und mit einem Strohseil zusammenband.
    »Jinjü, wieso arbeitest du ganz allein?«
    »Oh, mein Bruder ist auf dem Markt«, sagte sie leise und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht. Dann klopfte sie sich mit der Faust rechts und links auf den Rücken. Auf ihrem Gesicht zeigten sich vom Schweiß weißgewaschene Stellen. Feuchte Haarsträhnen klebten an den Schläfen.
    »Rückenschmerzen?«
    Sie lächelte wortlos. Auf ihren Vorderzähnen waren grüne Flecken, die anderen glänzten weiß. An der Jacke fehlten Knöpfe, so daß ein Stück nackte Haut hervorschimmerte. Es regte ihn auf, den Ansatz ihrer weichen Brüste zu sehen, in den die spitzen Weizenhalme rote Male gestochen hatten. Dort klebten auch ein paar helle Spelzen und Grannen.
    »Ist dein großer Bruder auch auf den Markt gegangen?« fragte er und bereute die Frage sofort. Ihr großer Bruder hinkte. Er war nicht gut zu Fuß. Nur ihr zweiter Bruder besuchte den Markt.
    »Nein«, erwiderte sie tonlos.
    »Dann könnte er dir doch helfen.«
    Ohne etwas zu sagen, hob Jinjü den Kopf und richtete den Blick auf die Sonne. Geblendet kniff sie die Augen zu. Er hatte plötzlich großes Mitleid mit ihr.
    »Wie spät ist es, Gao Ma?«
    »Viertel nach elf«, sagte er nach einem Blick auf die Uhr. »Aber meine Uhr geht etwas vor.«
    Jinjü drehte das Gesicht zur Seite und betrachtete das Weizenfeld, das sie noch zu mähen hatte.
    »Du hast es gut, Gao Ma, ein alleinstehender Mann ohne Anhang. So schnell mit der Arbeit fertig, und jetzt hast du Freizeit.«
    Sie wandte sich ab, hob die Sichel auf und sagte: »Ich kann mich nicht mit dir unterhalten.« Sie bückte sich und schlug mit der Sichel in den Weizen.
    Gao Ma stand bewegungslos hinter ihr, starrte vor sich hin und erklärte nach einer Weile: »Ich helfe dir.«
    Jinjü richtete sich sofort auf und sagte: »Nicht nötig, nicht nötig. Warum solltest du für mich arbeiten?« Dabei lief ihr Gesicht tiefrot an.
    Ihr in die Augen blickend, erwiderte Gao Ma: »Ich habe sowieso nichts zu tun. Nachbarn sollten einander helfen.«
    Jinjü senkte den Kopf. Stockend brachte sie heraus: »Wenn es dir keine Mühe macht …«
    Gao Ma zog den Walkman aus der Jackentasche, knipste ihn aus, streifte die Kopfhörer ab und legte alles auf den Boden.
    »Was spielst du auf diesem Ding?« fragte Jinjü.
    »Musik«, antwortete Gao Ma, während er den Gürtel enger schnallte.
    »Klingt das schön?«
    »Es geht so. Die Batterien sind schon ziemlich schwach. Wenn ich morgen neue einlege, kannst du es dir mal anhören.«
    »Ich trau mich nicht. Wenn ich es kaputtmache, kann ich es dir nicht ersetzen«, sagte Jinjü lächelnd.
    »Es ist überhaupt nicht empfindlich, und wenn es wirklich kaputtgeht, will ich von dir nichts dafür haben.«
    Darauf bückten sich beide und begannen den Weizen zu mähen, Jinjü vorneweg, Gao Ma hinter ihr. Jinjü schnitt zwei Reihen, Gao Ma drei. Jinjü drehte ein Strohseil, und Gao Ma band die Garbe zusammen.
    »Dein Vater ist noch nicht uralt und arbeitsunfähig«, bemerkte Gao Ma vorwurfsvoll. »Er könnte dir ruhig ein bißchen helfen.«
    Die Sichel in Jinjüs Hand stockte. »Vater hat heute Besuch.«
    Er hörte aus ihrem Tonfall heraus, daß dieser Besuch ihr Kummer bereitete, deshalb fragte er nicht weiter. Er mähte noch schneller. Die Ähren des zwischen Jinjüs Schenkeln eingeklemmten Weizens fuhren immer häufiger über seine Schultern und sein Gesicht. Ungeduldig

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