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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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und Filine und Rufus drängten sich neben ihn.
    Ein großer dunkelhäutiger Mann war dabei, einen gewaltigen Mahlstein zu drehen. Nauri stand vor ihm und sagte etwas.
    Der Mann lachte, ohne in seiner Arbeit innezuhalten.
    »Das muss sein Vater sein, Suleiman«, sagte Filine.
    »Und was mahlt er da?«, fragte No und deutete auf den Staub, den der Mann in einem Gefäß unter dem Mahlstein sammelte.
    »Irgendwelche getrockneten Pflanzen, glaub ich«, sagte Rufus.
    In der Werkstatt war es schmutzig und heiß, die Einrichtung war spärlich. Auf zwei gemauerten Podesten lagen dünne Matten, die wie Schlafstätten aussahen. Außerdem gab es einige Tische aus Ton und einen großen Holztisch, auf dem Suleiman zu arbeiten schien, denn dort lagen weitere von den getrockneten Pflanzen. In einer Ecke des Raumes befand sich eine offene Feuerstelle. Doch am auffälligsten waren die Wände. Sie waren über und über mit Zeichnungen bedeckt. Zeichnungen von vielerlei Gestalten, unter denen hier und da ein wächsernes Siegel prangte.
    »Schaut mal!« Filine winkte Rufus und No zu sich.
    Staunend sahen die beiden Jungen, was sie meinte. In einer dunklen Ecke waren mehrere Skulpturen aufgestellt. Jede von ihnen leuchtete wie frischer Honig in der schattigen, palmenwedelüberdachten Hausecke. Dann wurde Rufus klar, weshalb. Alle diese Skulpturen waren aus Gold.
    Sein Blick fiel auf eine hoch aufgerichtete, sehr dünne rötliche Katze mit rotgoldenen Ohrringen und einem ebenso rotgoldenen Halsschmuck auf einem schmalen Goldsockel. Ihr Körper war glatt und von feinstem Gleichmaß und sah nicht wirklich aus wie die Katzen, die Rufus kannte. Sie glich eher einer Katzengöttin als einem Tier. Außerdem waren die Figur und der Sockel mit feinen Schriftzeichen bedeckt und die Skulptur hatte Augen aus tiefroten Rubinen.
    »Suleiman ist ein Goldschmied!«, rief Filine. »Und seht nur, diese Katze mit den Rubinaugen. So eine habe ich schon einmal gesehen. Das ist eine Bastetkatze. Sie stammt aus der Zeit um 1500 vor Christus, also noch vor Echnaton.«
    »Ächznatron?«, fragte No verständnislos. »Was ist das denn?«
    »Echnaton!«, fuhr Filine ihn ungehalten an. »Hast du denn noch nie was über die ägyptischen Pharaonen gehört oder gelesen?«
    »Nein.« No hob abwehrend die Hände. »Du weißt doch, dass ich mit Lesen nicht so viel am Hut habe.«
    Filine verdrehte die Augen und schnaubte verächtlich.
    »Kein Streit«, befahl Rufus. »Ihr wisst, was passiert, wenn wir die Geschichte des Artefakts aus den Augen verlieren. Und Echnaton«, fuhr er zu No gewandt fort, »war ein ägyptischer Pharao. Im Museum stand, dass seine Herrschaftszeit irgendwann zwischen 1350 und 1324 lag, das wissen die heutigen Forscher noch nicht so genau.«
    »Er hat von 1352 bis 1323 regiert«, sagte Filine spitz.
    »Und woher weißt du das?«, stieß No hervor.
    »Ich weiß es eben. Aber Rufus hat recht. Wir sollten uns auf die Geschichte hier konzentrieren. Noch einmal kommt die Flut vielleicht nicht zurück, wenn wir sie wieder verlieren.«
    Filine presste die Lippen aufeinander und wandte sich Nauri zu. Er saß an dem Tisch, aß Brot und Knoblauch und trank dazu ein gelbliches Getränk aus einer Schüssel.
    »Das ist Bier«, sagte Rufus. »Das war damals, glaub ich, viel gesünder als brackiges Nilwasser.«
    Kaum hatte er das gesagt, veränderte sich die Szene.
     
    Rufus, Filine und No standen immer noch dort, wo sie bis eben gestanden hatten, aber Nauri saß nicht mehr am Tisch.
    Rufus blickte sich um. Das musste wieder ein Zeitsprung gewesen sein. Er war so schnell passiert, dass er ihn nur durch Nauris veränderte Position bemerkte. Außerdem war es draußen auf der Gasse inzwischen noch dunkler geworden.
    Der Junge hatte sich in eine Ecke des Hauses zurückgezogen und saß auf einem Schemel. Er hielt eine graue Figur im Schoß, an der er mit den Händen herumknetete. Nauris Vater hatte seine Pflanzen wohl fertig gemahlen. Er stand jetzt im schwachen Licht einer Öllampe vor einer der Wände und studierte die Zeichnungen. Dabei sprach er leise zu seinem Sohn.
    »Kannst du das verstehen?«, fragte Rufus Filine. »Spricht er Ägyptisch?«
    »Ja«, gab Filine zurück. »Sehr viel schlechter als Nauri. Aber sie sprechen Ägyptisch miteinander.«
    »Und was sagt er?«
    Filine übersetzte.
    »Nauri, mein Sohn. Lass den Wachsklumpen und hör mir zu.«
    »Das ist kein Klumpen. Ich mache eine Figur. Und außerdem kann ich dir viel besser zuhören, wenn ich das hier

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