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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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Aber vielleicht war sie auch extrem ehrgeizig und deswegen eifersüchtig auf jeden, der etwas tat oder erlebte, was sie eigentlich selbst erleben und tun wollte?
    Filine unterbrach seine Gedanken.
    »Erinnert ihr euch noch, was wir abgemacht haben, was das Zusammenhalten angeht?«
    No und Rufus nickten.
    Filine sah Rufus und No ernst an. »Ich finde, das gilt in jedem Fall. Egal, was Coralia behauptet und was davon stimmt oder nicht. Wir wissen, was passiert ist und was wir gesehen und getan haben. Aber ihr Tipp mit den Meistern ist in diesem Moment wahrscheinlich richtig. Darum würde ich sagen, wir machen es so.«
    No blickte mürrisch auf seine Schuhspitzen. Dann sagte er: »Ich finde es echt komisch, wie du hier ankommst, Coralia, aber okay, gehen wir zu den Meistern.«
    »Wenigstens seid ihr vernünftig!« Coralia lächelte süßlich und wandte sich zum Gehen. »Direktor Saurini wird begeistert sein, dass es so schnell nach dem großen Versagen eine neue Flut gibt. Auch wenn wir ihn jetzt aus dem Schlaf reißen werden. Es ist mitten in der Nacht.«
    Doch Rufus blieb stehen.
    »Wir gehen nicht zu Saurini«, erklärte er. »Ich habe zuerst etwas mit Meisterin Iggle zu besprechen.«
    »Was?« Coralia hielt inne und musterte ihn ungläubig. »Saurini ist der Direktor. Er kann sie ja dann rufen, wenn er es für richtig hält. Außerdem kennt er sich besonders gut mit wertvollen Artefakten aus. Und das hier ist wertvoll!«
    Sie griff in ihren Beutel aus dunkelblauem Samt und hielt ein Stück Gold in die Höhe.
    Rufus betrachtete das glänzende Metall. Es war viel heller als sein eigenes Fragment. Aber darum ging es gar nicht. Rufus wurde das Gefühl nicht los, dass Coralia über sie bestimmen wollte. Und das ärgerte ihn mehr, als er zugeben mochte. Coralias Vorschlag, sich Hilfe bei den Meistern zu suchen, mochte gut und richtig sein. Rufus fühlte trotzdem eine brennende Wut in sich.
    Und dann war da noch etwas. Etwas, das mit ihm selbst zu tun hatte. Rufus hatte Angst. Er spürte deutlich, dass er, wenn er Coralia folgte, vielleicht nie selber lernen würde, was die Wege einer Flut bedeuteten. Wie man ihr nachging und wie man sich richtig in ihr bewegte. Aber genau das wollte er.
    Deswegen sagte er jetzt ruhig: »Und Meisterin Iggle ist die Expertin für Sprachen.«
    »Na und? Das war Ägyptisch, das ist doch wohl klar«, sagte Coralia höhnisch. »Tut mir leid, wenn du das nicht verstehst. Aber wir gehen zu Saurini!«
    »Warum denn?«, wollte No wissen.
    Doch Coralia hatte sich schon umgedreht und stieg die ersten Stufen einer Treppe herab, die aus dem Fellsaal führte.
    »Ich werde nicht zu Meisterin Iggle gehen«, rief sie. »Auf keinen Fall.«
    »Dann lässt du es eben«, sagte Rufus plötzlich wütend. »Deswegen kann ich ja trotzdem zu ihr gehen.«
    »Nein«, rief Coralia. »Komm jetzt!«
    » Nein?« ,fragte Rufus.
    »Du kommst jetzt mit, ich befehle es dir.«
    Rufus zuckte zusammen. »Du hast mir nichts zu befehlen. « Er drehte sich um und steuerte auf den gegenüberliegenden Ausgang zu.
    »Bleib sofort stehen!« Coralias Ruf donnerte durch die Halle. »Du kannst hier nicht einfach weg!«
    »Und warum nicht?« In Rufus’ Stimme schwang jetzt seine ganze Wut.
    »Weil wir zusammen in einer Flut sind!« Coralia klammerte sich an das Treppengeländer, als hätte sie Angst, sie könnte von der Treppe fallen.
    Rufus blieb stehen. »Na und?«
    »Aber …« Coralia sah Rufus mit offenem Mund an. »Weißt du das denn nicht? Wenn sich jetzt einer von uns zu weit entfernt, bricht die Flut zusammen.«
    »Sie bricht zusammen?« Filine sah zwischen Rufus und Coralia hin und her.
    »Ja«, kreischte Coralia panisch. »Sie verliert sich. Wir dürfen uns jetzt bis zum Ende der Flut nicht mehr zu weit voneinander entfernen.«
    »Unglaublich«, stöhnte Filine. »Das hat uns noch keiner gesagt. Wenn wir drei uns davor aus Versehen getrennt hätten, dann …«
    »Ja«, sagte Coralia und warf ihr Haar in den Nacken. »Dann hättet ihr sie verloren.«
    »Aber warum sagt uns das denn keiner?«, rief Rufus empört und kam unwillkürlich wieder einen Schritt näher.
    »Ihr seid ja erst ein paar Tage hier«, sagte Coralia. »Ihr hattet noch keine Flutkunde. Und es ist nicht normal, dass Frischlinge gleich eine Flut erleben.«
    »Oder auslösen!«, sagte Rufus. »Und überhaupt, wenn wir alle zusammenbleiben müssen, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass du die Flut ausgelöst hast. Du warst nämlich nicht die ganze Zeit bei

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