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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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murmelte Filine erschrocken.
    »Ich weiß es wirklich nicht.« No sah sie ratlos an. Im selben Augenblick ertönte Rufus’ Stimme, und sie klang wütend: »Was machst du hier?«
    Vor ihm stand Coralia und stemmte die Arme in die Hüften. »Ich habe eine Flut ausgelöst, Frischling, und du und deine Freunde seid mir dabei ganz offenbar in die Quere gekommen. Sonst hätte sie sich wohl kaum zurückgezogen.«
    Coralia funkelte Rufus, Filine und No hochmütig an. Sie trug einen pfirsichfarbenen Kimono und hatte ihre schwarzen Haare kunstvoll aufgesteckt.
    »Aber Coralia«, stotterte No verblüfft. »Du warst doch eben gar nicht dabei.«
    »Dass ihr mich nicht gesehen habt, bedeutet ja wohl kaum, dass ich nicht da war«, sagte Coralia kalt.
    »Aber wir sind nun schon zum dritten Mal in der Flut gewesen, da hätten wir dich doch irgendwie bemerken müssen«, sagte No jetzt mit festerer Stimme.
    »So?« Coralia sah ihn spöttisch an. »Was hast du denn schon alles gesehen?«
    No schluckte. »Na, die Mumien im Einbalsamierungshaus, das viele Salz, den Priester, den Jungen …«
    Filine nickte. »Ja, er hat uns in die Stadt geführt. Die Stadt ohne Brunnen. Es gab dort nur Krüge.«
    »Interessant!«, bemerkte Coralia. »Und dann seid ihr in der Werkstatt gelandet?«
    Filine nickte wieder. »Ja, bei den Katzenstatuen.«
    »Genau!«, rief Coralia plötzlich und lächelte auf einmal auffällig freundlich. »Wie schön die waren, nicht wahr?!«
    »Wunderschön«, sagte No. »Und der Mahlstein! Habt ihr gesehen, wie der Vater an dem Mahlstein gearbeitet hat! Das war super! An so einem Ding möchte ich auch mal arbeiten.« No holte Luft, um weiterzusprechen.
    Doch Rufus hielt ihn am Arm fest und brachte ihn so zum Schweigen. »Was hast du denn genau gesehen, Coralia?«, fragte er misstrauisch und sah ihr ins Gesicht.
    »Die Katze«, sagte das ältere Lehrlingsmädchen. »Die Katze mit den Rubinaugen. Sie war aus Gold. Und mein Fragment ist auch aus Gold und hat ein Stück Rubin an sich. Das war mein Artefakt, was da stand. Es hat auch Linien wie auf der Katze!«
    »Und die Linien auf deinem Artefakt sind Hieroglyphen?«, fragte Filine neugierig.
    »Anders kann es ja nicht sein. Habt ihr nicht gehört, was der Mann am Ende zu dem Jungen gesagt hat?«
    »Ich verstehe die Sprache nicht«, gab Rufus zu. »Und ich konnte Filines Übersetzung nicht hören, weil du gekommen bist.«
    Coralia lächelte spitz. »Das war Ägyptisch. Wenn auch etwas holprig. Er scheint ja nicht dort geboren zu sein. Er hat gesagt, sie würden hohen Besuch erwarten und sollten sich jetzt darum kümmern. Das bedeutet, wir müssen sofort nachforschen, wer zu ihnen kommen wird. Und wo genau die ganze Geschichte sich abspielt. Wir müssen das nächste Zeichen finden, sonst zieht sich die Flut für immer zurück.«
    Rufus hatte Coralias Worten mit zunehmendem Ärger gelauscht. Jetzt nahm er all seinen Mut zusammen. »Ich hatte eher den Eindruck, sie hat sich zurückgezogen, als du aufgetaucht bist, Coralia«, sagte er mit fester Stimme. »Wirklich, was machst du überhaupt hier? Du hast viel weniger von der Flut gesehen als wir. Wir wissen schon längst, wer da zu Besuch kommt. Und du bist mitten in die Geschichte hineingeplatzt und hast die Flut vertrieben. Du hast gar nichts zu erzählen und horchst uns die ganze Zeit nur aus. Was soll das?«
    »Das stimmt!«, rief No überrascht. »Du hast uns alles aus der Nase gezogen. Und wir wissen wirklich, wer zu Nauri und seinem Vater kommt.«
    Auch Filine nickte verblüfft.
    Coralia warf stolz den Kopf in den Nacken und sah die drei abschätzig an. »Meine lieben Frischlinge! Die Akademie ist an jeder Stelle jedem Lehrling jederzeit frei zugänglich. Und ihr fragt mich, was ich hier mache? Ich arbeite und forsche an meinem Artefakt, das allen Anzeichen nach eine Flut ausgelöst hat. Aber da ihr neu seid, will ich euch eure etwas dümmlichen Fragen für diesmal nachsehen. Ihr kennt euch eben noch nicht aus. Aber ich rate euch auch, stellt jetzt nicht noch mehr dumme Fragen, denn wir müssen sofort zu den Meistern und sie informieren, was passiert ist. Mit ihrem Wissen können sie uns helfen, die Flut voranzutreiben. Ohne das ist sie vielleicht verloren!«
    Unsicher sahen Filine, Rufus und No sich an.
    Rufus überlegte. Natürlich konnte Coralia recht haben. Sie selbst hatten bei der vorigen Unterbrechung der Flut das Gleiche vorgehabt. Vielleicht schien Coralia ja nur so überheblich und als hätte sie sie ausgefragt.

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