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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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machte den Mund wieder zu. »Und woher, äh, weißt du das?«
    »Von meiner Mutter. Wir stammen von den Pharaonen ab.«
    Auf Rufus’ Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Ich finde, das erklärt alles«, sagte er zufrieden.
    »Aber woher weiß deine Mutter das?«, wollte No trotzdem wissen. »Meine Mutter weiß bestimmt nicht mal, wer mein Ururgroßvater gewesen ist.«
    »Aus den Papyrus-Rollen«, sagte Filine. »Meine Mutter besitzt sie. Und zwar über 3500 Jahre Familiengeschichte.«
    »Aber dazu braucht man einen Palast«, sagte No noch einmal. »Um das alles aufzubewahren.«
    »Ja«, sagte Filine. »Den haben wir auch, in Kairo. Aber das sollte ich alles eigentlich niemandem verraten. Und wehe, ihr sagt das weiter. Keinem der Meister und keinem der Lehrlinge und Gesellen. Nur wir drei, sonst niemand! Wenn es eine Menschenseele außer euch erfährt, rede ich nie wieder ein Wort mit euch.«
    Plötzlich musste Rufus grinsen. »Und da lässt du uns hier die ganze Zeit im Trüben fischen! Wer ist denn dann dieser Mahu? Und wer ist der Pharao damals? Das musst du doch alles wissen.«
    Filine sah Rufus an. »Ja und nein«, sagte sie dann. »Es ist ein Geheimnis, wer mein 94. Vorfahre war. Aber zumindest war es kein Großvater.«
    »Sondern?«, fragte No.
    »Es war eine Pharaonin«, flüsterte Filine. »Die Einzige, die ihre Geschichte nicht in die Rollen eingetragen hat.«
    No machte große Augen. »Weißt du gar nichts über sie?«
    »Doch«, sagte Filine. »Ich weiß, wie sie hieß. Aber sonst wissen wir nichts. Selbst die Stelle, an der sie begraben wurde, ist unbekannt.«
    »Und wie hieß sie?«, fragte Rufus.
    »Anchetcheprure«, antwortete Filine.
    Kaum hatte sie den Namen ausgesprochen, kehrte die Flut zurück.

Nacht
    Tiefe Nacht umgab sie.
    Um die drei Lehrlinge herum erhoben sich gewaltige Palastmauern, die nach unten hin breiter wurden.
    Neben ihnen befand sich ein hohes Tor mit Dutzenden von Säulen. Davor standen mehrere Wachen.
    Ihnen näherte sich eine dunkel gekleidete Gestalt.
    Es war Mahu. Begleitet von einigen Männern wollte der Priester eben durch das Tor treten, als eine der Wachen ihn mit einer Geste der Ehrerbietung aufhielt.
    »Ehrwürdiger Mahu, ihr dürft den Palast nicht verlassen. Die Königin will euch sehen.«
    Mahu musterte den Mann.
    »Wer bist du?«
    »Ein Diener im Befehl der Königin.«
    Mahu sah sich um. Die Blicke seiner Männer waren auf ihn gerichtet. Der Priester überlegte. Dann wandte er sich an den Wachtposten: »Folge deinem Befehl und führe mich zu der Göttin.«
    Rascher, als Filine, Rufus oder No es hätten beschreiben können, befanden sie sich in einem großen Saal. Fackeln erhellten die hohen Wände und Säulen, die durchgehend vom Boden bis zur Decke mit Bildern von Menschen, kleinen Vögeln, Tieren und Hieroglyphen bedeckt waren.
    »Sie erzählen Geschichten und künden von historischen Ereignissen«, sagte Filine. »Es sind auch Zaubersprüche dabei.«
    »Klasse«, staunte No. »Wie in Stein gehauene Bücher.«
    Im nächsten Augenblick weitete sich das Bild. Ein kräftiger Duft nach Weihrauch erfüllte plötzlich die Luft. Dann erblickten Filine, Rufus und No die Pharaonin.
    Sie saß auf einem hölzernen Thron, der mit Gold überzogen war. Dunkelblaue Löwenköpfe verzierten die hohe Lehne. In die Armlehnen waren die Figuren geflügelter Kobras geschnitzt. Mitten in den großen Flügeln prangten leicht gerundete Tafeln mit Hieroglyphen.
    »Sind das auch Zaubersprüche?«, fragte Rufus.
    »Nein, das sind Kartuschen mit dem Namen der Königin darin«, erklärte Filine. »So eine Kartusche ist eigentlich eine Schleife aus einem Seil, die man um den Königsnamen malt, um ihn zu schützen.« Sie sah sich um. »Das hier muss der Thronsaal im Nordpalast von Amarna sein. Und dort sitzt meine 94. Vorfahrin!«
    Ehrfürchtig und voller Neugierde betrachtete Filine die Pharaonin.
    Sie trug ein langes Hemd aus feinem Stoff, das mit Trägern über ihren Schultern befestigt war. Darauf lag ein Umhang aus Gold und Perlen. Ihre Brust wurde geschmückt von mehrreihigen Perlenketten, an denen Kornblumen, Mohn, Weintrauben, Dattelfrüchte und Lotosblüten aus purem Gold hingen. Auf dem Gewand schimmerten aufgenähte Goldvögel. An den Armen und Fußgelenken trug sie Arm- und Fußbänder in dichten Reihen übereinander.
    Anchetcheprures Gesicht war kräftig geschminkt. Die unteren Lider waren durch einen grünen Strich und die Augenbrauen und die oberen Lider durch dicke schwarze

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