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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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alles, alles so getan, wie es bereits früher getan worden war, und das Neue war in Vergessenheit geraten.
    Filine blickte Rufus und No an, die sich ebenfalls ihre Gedanken zu machen schienen.
    Dann verschwand der Palast und die Flut zog sich zurück.
     
    Meisterin Iggle rieb sich die Augen.
    »Anchetcheprure?«, sagte sie. Sie saß in einem grauen Flanellschlafanzug bei den drei Lehrlingen vor einem Berg aufgeschlagener Bücher.
    »Man weiß so gut wie nichts über sie. Manche sagen, sie war mit Echnaton vermählt, weil sie den Namen ›Große Königliche Gemahlin‹ trug. Manche sagen, sie sei Merit-Aton, Echnatons älteste Tochter, gewesen. Und wieder andere glauben, erst durch die Heirat mit ihr wäre ihr Mann Semenchkare als Echnatons Nachfolger für den Thron legitimiert worden. Und jetzt sieht es so aus, als sei sie wirklich seine Tochter gewesen und habe nach ihrem Vater Echnaton selbst regiert. Das also ist die Wahrheit.«
    Stolz blickte sie die Lehrlinge an.
    »Aber wenn das die Wahrheit ist, warum hat sich die Flut wieder zurückgezogen?«, fragte No.
    Die Meisterin lachte. »Wer sagt denn, dass diese historischen Erkenntnisse schon das Ende der Flut sind? Noch kennt ihr doch die Geschichte des auslösenden Artefakts nicht, oder? Ihr wisst nicht einmal, um welches Artefakt es sich handelt. Eure Aufgabe ist noch nicht beendet.«
    Die Magistra Bibliothecaria kraulte Minster, die auf ihrem Schoß lag, den Kopf. »Es ist übrigens eine deutliche und sehr starke Flut. Ihr habt großes Glück. Ihr müsst wirklich begabt sein. Das letzte Mal habe ich unter Frischlingen so etwas bei Coralia erlebt. So klare Bilder, so starke Bewegungen.«
    Meisterin Iggle sah sich um. »Wo ist sie überhaupt?«
    »Sie schläft nebenan«, sagte Rufus.
    »Nein, ich bin wach«, ertönte im gleichen Augenblick Coralias Stimme. »Und ich habe alles gesehen.«
    Das schwarzhaarige Lehrlingsmädchen schob sich aus dem Dunkel hervor. »Du kannst wirklich sehr gut Ägyptisch«, sagte sie zu Filine. »Sehr viel besser als ich. Alle Achtung!« Sie verzog spöttisch den Mund und eine tiefe, dunkle Falte bildete sich über ihrer Nasenwurzel. »Aber Meisterin Iggle hat recht. Wir wissen immer noch nicht, welches Fragment die Flut ausgelöst hat. Ob es deins war, das von Rufus oder No oder meins.«
    »Das werden wir sehen«, sagte die Meisterin gelassen. »Jetzt würden euch noch ein paar Stunden Schlaf guttun. Seid unbesorgt, es hat ganz den Anschein, als würde die Flut zu gegebener Zeit zurückkehren.«
    Rufus, Filine und No merkten bei diesen Worten, wie müde sie wirklich waren.
    Rufus gähnte herzhaft. »Ich möchte zwar zu gern rausfinden, was das alles zu bedeuten hat, aber mir fallen tatsächlich gleich die Augen zu.«
    »Oh, ja!« No warf sich bereits auf sein Bett. »Wenn die Flut sich nicht bald mal wieder am Tag zeigt, werden wir noch zu totalen Nachteulen.«
    »Ja, Frischlinge, schlaft mal schön. Wir werden noch alle unsere Kräfte brauchen«, sagte Coralia bestimmt.
    Dann zog sie sich zurück und auch Meisterin Iggle verschwand wieder in ihrer Kammer.
    Als die drei Lehrlinge auf den Feldbetten lagen, gähnte Rufus wieder laut. »Entschuldigt«, murmelte er. »Ich bin todmüde. In so einer Flut zu sein, ist sehr anstrengend.«
    »Echt«, brummte No. »Vor allen Dingen, wenn man nichts versteht. Ich würde auch gerne Ägyptisch können.«
    »Ja«, sagte Rufus. »Aber ich habe den Eindruck, dass ich vieles in einer Flut schneller verstehe als in der Schule. Irgendwie lerne ich schneller.«
    »Wie?«, wollte No wissen.
    »Ich kann mich ganz genau an alles erinnern, was ich gesehen habe. Ich sehe alles vor mir, als ob ich es selbst erlebt hätte.«
    »Na, das haben wir ja wohl auch«, brummte Filine, die sich fest in ihre Decke gewickelt hatte.
    Rufus dachte nach. »Ich kann mich auch an fast jedes Wort erinnern, das wir gehört haben. Ich weiß nicht, was die einzelnen Wörter bedeuten, aber hört mal …«
    Rufus wiederholte einige der Worte, die Mahu im Haus des Todes zu Nauri gesagt hatte.
    Filine hob den Kopf. »Nicht schlecht! Du hast eben gesagt: ›Pack die Katze am Schwanz und wirf sie über die Mauer. Hier drin ist sie nicht heilig, egal, was sie sonst ist.‹«
    »Was?« rief No. »Rufus hat wirklich Ägyptisch gesprochen?«
    »Ja«, sagte Filine.
    »Und ich bin sicher, dass du es auch kannst«, meinte Rufus. »Ich glaube wirklich, man lernt hier in der Akademie anders als normal.«
    No konzentrierte sich. Dann sagte er

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