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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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habe dir immer wieder alle möglichen Worte vorgestellt, aber du hast nicht auf sie gehört. Ich habe dich über jeden Weg belehrt, auf dem das Krokodil im Gebüsch lauert, indem ich sagte: ›Du gehst ja barfuß fort, aber kein Dornstich bringt dich zurück.‹ Ich habe dich mit allem versorgt, was sich Menschen nur wünschen können. Aber du hast den Verstand verloren, du Verdrehter, du Stromer. Ach, wenn ich doch nur über dich berichten könnte, du seist gerettet. Aber siehe, du hast auf keine Ermahnung gehört, du benimmst dich ungehemmt, um den Abgrund zu erobern. Jetzt sinkst du in die Tiefe der Unterwelt, und ich sehe keinen Weg, dich zu retten.«
    »Das hat dir die Pharaonin gesagt?« No schüttelte sich. »Das klingt ja echt wie ’ne ziemliche Strafpredigt. Kaust du deswegen die ganze Zeit auf deinem Daumen rum?«
    »Ja«, nickte Filine. »Ich dachte, sie hätte wirklich zu mir gesprochen. Und sie wäre voller Zorn. Das ist ja auch meine erste Flut. Und als Meisterin Iggle noch meinte, es könne vorkommen, dass Flutwesen direkt zu einem sprechen, da habe ich natürlich gedacht, das hängt mit meiner 94. Urgroßmutter und mir zusammen.«
    »Aber wie kann hier stehen, was sie gesagt hat?«, fragte No.
    »Eben«, sagte Rufus. »Diese Worte stammen nicht von ihr. Sie stammen aus der Zeit Ramses’ III. Und der war der zweite Pharao der 20. Dynastie.«
    »Was für ’ne Dynastie?«, wollte No wissen.
    »So nennt man die Abfolge der Herrschergenerationen in Ägypten«, erklärte Rufus.
    »Und meine 94. Urgroßmutter hat am Ende der 18. Dynastie gelebt«, fügte Filine hinzu. »Lange vor Ramses III. Sie kann diese Worte nicht gekannt haben.«
    »Aber …«, sagte No ratlos.
    »Ja«, sagte Rufus. »Darum war die Bibliothek hinter ihr zu sehen. Und darum konnte sie unsere Sprache.«
    »Denn das war nicht Anchetcheprure«, sagte Filine bestimmt. »Das war keine Flut!«
    »Und was war es dann?«, frage No.
    »Wohl eher, wer wares?« Rufus ballte die Fäuste. »Coralia! Sie hat uns reingelegt.«
    No schluckte. »Das war gar nicht die Pharaonin vorhin? Das war Coralia? Du meinst, sie hat sich als Anchetcheprure verkleidet und …«
    »… und uns etwas vorgemacht«, ergänzte Rufus.
    »Aber warum?«, rief No empört und vergaß dabei fast zu flüstern.
    Filine biss sich auf die Lippen. »Das ist wirklich verrückt. Verrückt und gemein.«
    Rufus nickte langsam. »Ich glaube«, sagte er dann, »es gibt einfach Menschen, die sind so ehrgeizig, dass sie richtig davon besessen sind. Coralia will einfach um jeden Preis mehr rausfinden als jeder andere. Selbst wenn es nicht ihr Fragment ist. Sie will das Rätsel alleine lösen. Sie will es alleine schaffen, ob es funktioniert oder nicht.«
    »Aber sie wusste auch, dass Suleiman Katzen für Anchetcheprure angefertigt hat«, meinte No. »Da war Coralia gar nicht dabei, als wir das erfahren haben. Woher soll sie das wissen?«
    »Keine Ahnung«, gab Rufus zurück. »Sie muss es irgendwie rausgefunden haben.«
    »Aber ich denke, niemand weiß etwas über Filines 94. Urgroßmutter. Und dass auch ihr Grab unbekannt ist.«
    »Es muss jemand etwas wissen«, beharrte Rufus. »Wir müssen eben die Meister noch mal fragen.«
    »Und wie sollen wir das tun? Wir können hier nicht weg, ohne die Flut zu zerstören«, sagte No. »Und wir können Coralia ja schlecht bitten, mitzukommen. Oder ist sie vielleicht gar keine Flutlerin?«
    Rufus überlegte. »Doch! Sie hat sich zwar sozusagen eingeschlichen, aber sie hat die Flut gesehen. Also können wir nicht einfach ohne sie woanders hingehen.«
    »Wahnsinn«, murmelte No. »Ist das ein Mist!«
    »Nein«, sagte Filine plötzlich ruhig. »Wir müssen hier überhaupt nicht weg. Wenn unsere Vermutung stimmt, dann müssen wir nicht einmal aus der Bibliothek. Hier ist ja jemand, der es wissen muss. Coralia selbst!«
    »Du willst sie wirklich fragen?« No starrte Filine ungläubig an.
    »Anders geht es nicht«, bestätigte Filine. »Wir müssen sie dazu bringen, die Wahrheit zu sagen. Und ich habe auch schon eine Idee, wie wir das schaffen.«
    »Mann«, sagte No. »Das ist ja mal wieder echt der Hammer!«
     
    Die drei Lehrlinge gingen schnurstracks zu Coralia, die immer noch mit ihrer Hausaufgabe beschäftigt war. Sie saß da und schrieb alte Sauerkrautrezepte ab.
    Filine setzte sich ihr gegenüber. Sie schlug Rufus’ Katzenbuch auf und blätterte darin.
    Nach einer Weile sagte sie: »Coralia, du hast vorhin gesagt, die Pharaonin war bei Suleiman

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