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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Es war im besten Fall eine heikle Aufgabe und in einem Fall, der so viele Unbekannte aufwies wie dieser hier, war es, als säße man auf einem Pulverfass.
    Mercers Ziel war es herauszufinden, was mit Clem passiert war. Es war eine Sache, Poste zur Aufgabe zu zwingen, falls Letzterer allein war, aber falls er Clem in seiner Gewalt hatte und sie noch am Leben war, war es eine völlig andere Situation. Mercer wollte nicht von der Leiche in dem Sarkophag anfangen. Er würde Poste nicht vormachen können, dass dieser für den Mord an Katrina Grooten nicht lebenslänglich erhalten würde.
    Du musst eine Vertrautheit herstellen, hatte Mercer gesagt, als ich ihn einmal gefragt hatte, wie man für diesen Job ausgebildet wurde. Zuerst musst du den Betreffenden erden und ihn zu Leuten und Dingen in Beziehung setzen, die ihm etwas bedeuten und die er wiedersehen will.
    Mercer redete weiter, obwohl er keine Antwort erhielt.
    »Ein Streifenpolizist holt gerade Ihre Frau, Erik. Sie möchte Sie sehen. Sie möchte, dass Sie heil aus dieser Sache hier herauskommen. Niemand wird verletzt, das ist der Plan.«
    Mike legte mir wieder seinen Mund ans Ohr. »Was, wenn er seine Frau hasst, hm? Für manche Kerle, die ich kenne, würde das das Fass zum Überlaufen bringen. Sie würden sich lieber das Hirn rauspusten, als ihre Alte nach einer Nacht wie dieser noch einmal zu sehen.«
    Mercer sprach über zehn Minuten, ohne eine Antwort zu erhalten. Bevor er nach oben gekommen war, war er ausreichend gebrieft worden, um zu wissen, was Poste etwas bedeutete. »Die Kinder, Erik. Denken Sie an Ihre Kinder.«
    Nach wie vor kein Lebenszeichen.
    »Ich habe mit Mamdouba gesprochen, und er hat mir von Ihrem Vater erzählt, von seiner Arbeit in Afrika, was für ein mutiger Mann, welch großartige Persönlichkeit er gewesen ist.«
    Kerry kam zu uns zurück und nestelte an dem kleinen Empfänger an ihrem Ohr. Jemand übermittelte ihr Informationen. Sie sah nach oben, und ich folgte ihrem Blick.
    Einer der Männer auf der Laufplanke bewegte seine Hände. Es sah aus, als ob er ein Seil hinablassen würde. Ich konnte nichts sehen.
    Ich flüsterte Kerry zu: »Was ist los?«
    Mike flüsterte mir wieder ins Ohr: »Fiberoptikkamera. Nicht dicker als eine Nähnadel. Sie lässt sich durch die Deckenritzen schieben, und dann können wir sehen, wer dort drinnen ist und ob sie … du weißt schon.«
    Drei Minuten später nicky Kerry und reckte den Daumen nach oben. »Clem ist bei ihm. Sieht so aus, als ob sie noch am Leben ist.« Die Informationen wurden von demjenigen übermittelt, der den Monitor im Kommandozentrum im Museum überwachte. »Sie ist gefesselt und geknebelt. Sieht aus wie Gazetücher. Sie bewegt sich nicht, bis auf ihre Augen.«
    Sie lauschte der Ansage. »Ja, sie hat die Augen auf. Es geht ihr gut.«
    Zweifelsohne war Clem mit den gleichen alten Leinenbändern gefesselt, in die der Mörder Katrina Grootens Leiche wie eine Mumie eingewickelt hatte.
    »Er hat eine Pistole in der Hand«, sagte Kerry, »und ein Gewehr quer über den Schoß. Er sitzt neben dem Mädchen. Sie liegt auf dem Boden.«
    »Kann Mercer den Kommentar auch hören?«
    »Er hört dasselbe wie ich. Es wird an uns beide weitergeleitet.«
    Die Verhandlungsführer hatten keine Entscheidungsbefugnis, was das Stürmen des Raums anging. Diese neuen Hightech-Geräte entledigten den Job vieler Unwägbarkeiten. Falls der Täter nicht kooperierte, würde letztendlich der Chief of Detectives entscheiden, ob man den Lagerraum stürmen oder ob man warten sollte, bis Angst, Hunger oder Erschöpfung dafür sorgten, dass sich der Geiselnehmer ergab.
    »Reden Sie mit mir«, sagte Mercer wieder ruhig. »Reden Sie mit mir, Erik. Wir müssen eine Lösung finden.«
    Diese Worte waren nicht ohne Grund das Motto des Geiselkommandos. Die Verhandlungsführer mussten den Täter dazu bringen, sich zu öffnen. Sie mussten herausfinden, womit sie ihn aus der Reserve locken konnten. Wenn es ihnen gelang, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln - über Sport, das Wetter, seine Briefmarkensammlung, europäische Gemälde -, konnten sie ihn ablenken und letztendlich mürbe machen.
    Es hatte schon Dutzende Male funktioniert. Wenn es misslang, war der Ausgang tödlich.
    Mercer konzentrierte sich jetzt auf die Arbeit von Willem van der Poste. Jemand hatte, vielleicht auf Grund eines Telefonats mit Postes Ehefrau, Mercer eingeflüstert, dass Erik seinen verstorbenen Vater vergötterte. »Mamdouba hat Fotos in seinem Büro,

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