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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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hinführt.«
    Zurück im Hauptflur lief Mike voran und schrie die Sicherheitskräfte an, ihm den Aufgang zum Dachgeschoss zu zeigen. Der ältere Mann, der dem Aufgang am nächsten stand, war so eingeschüchtert, dass die Schlüssel in seiner Hand klapperten, als er versuchte, damit die massive Tür zu öffnen. Ich legte ihm eine Hand auf den Unterarm und bat ihn, mir die Schlüssel zu geben, was er erleichtert tat. Als ich den richtigen gefunden hatte, drückte Mike die Tür auf und lief die Stufen hinauf. Wir folgten ihm.
    Nach all unseren Richtungswechseln musste ich mich im Halbdunkel erst wieder orientieren. Uniformierte Cops rannten durch die riesigen Gänge. Falls irgendetwas die Knochen zum Klappern bringen und die Toten wieder zum Leben erwecken konnte, dann diese Stampede von Cops, die auf der Straße, in U-Bahn-Stationen, Housing Projects und Stadtparks zu Hause waren, aber in diesem Labyrinth an Räumen und Abstellkammern völlig ratlos wirkten.
    Chapman hatte sich schneller orientiert als ich. »Dort ist Südwesten«, sagte er und deutete in besagte Richtung.
    »Mamdoubas Büro. Die Treppe ist dort in der Ecke.«
    Ich folgte ihm, als er in die Richtung rannte. »Coop, pfeif mal!«
    Ich steckte zwei Finger in den Mund und pfiff, so laut ich konnte. Mike hatte dieses Taxisignal, das man über mehrere Blocks hören konnte, nie gemeistert. Nachdem ich die Aufmerksamkeit der halben Mannschaft hatte, rief er: »Hier rüber. Schafft all diese Schränkchen vor den Türen beiseite! Schafft alles weg, was einen Ein- oder Ausgang blockiert. Wir suchen nach einer Frau. Tot oder lebendig. Findet sie! Der Kerl ist möglicherweise bewaffnet.«
    In dem gesamten Gebäudekomplex des Museums musste es acht oder zehn Dachgeschosse geben. Obwohl dieses hier von Mamdoubas Ecktürmchen aus zu erreichen war, ließ es sich nicht sagen, ob man von hier auch in die verschachtelten, angrenzenden Gebäude gelangte.
    »Soc, was ist dort oben?«
    Hoch über uns, unterm Dach, war eine Stahllaufplanke, die von Stahlseilen gehalten wurde. Sie war nicht viel breiter als ein Schwebebalken und verlief über die ganze Breite des riesigen Raums.
    »Ist mir noch nie aufgefallen. Muss für die Arbeiter sein, damit sie am Gebäude Reparaturen ausführen können.«
    »He, Pavlova, willst du dich nützlich machen? Damit sich all die Ballettstunden, die dir dein Alter bezahlt hat, endlich auszahlen? Ich glaube nicht, dass meine Füße auf dieses verdammte Ding passen würden.«
    Ich hatte genauso viel Angst vor Höhen wie vor Ungeziefer, Schlangen und Spinnen.
    »Vogelperspektive, Coop. Eine andere Sichtweise. Versuch’s einfach!«
    Ich zog meine Schuhe aus, gab Mike meine Taschenlampe und kletterte die verrostete Leiter hinauf, die an der Südseite des Raums an die Wand geschweißt war. Das Metall grub sich in meine Fußsohlen, während ich nach oben kletterte und versuchte, mich auf einen Wasserfleck an der Wand über mir zu fixieren. Alles, nur nicht nach unten sehen!
    Die solide Planke fühlte sich gut unter meinen Füßen an. Ich glitt hinaus, hielt mich mit aller Kraft an den Stahlseilen fest und bewegte mich langsam vorwärts, indem ich gleichmäßig einen Fuß vor den anderen setzte.
    Der erste Abschnitt war der beängstigendste, da es bis zu den ersten Lagerräumen mehr als sechs Meter waren und ich mich fast zwölf Meter über dem Boden befand.
    Ich blieb stehen und sah auf die Bauten unter mir. Einige schienen festes Inventar zu sein, geräumige Zimmer, die als Lagerräume gedacht waren. Darauf lagen Holzplanken, und obwohl es unmöglich war, von hier oben zwischen den Ritzen etwas zu erkennen, konnte ich manchmal etwas Großes, Dunkles oder auch etwas Helles sehen. Letzteres sah für mich aus wie weiße Knochen.
    Ich ging weiter und sah andere, modernere Schränkchen - graue Metallspinde, die aussahen, als ob sie hinzugekommen wären, nachdem der ursprüngliche Platz für die Sammlungen nicht mehr ausgereicht hatte.
    Dann befand ich mich wieder über einem Korridor. Ich hielt mich an den Seilen fest und setzte behutsam einen Fuß vor den anderen. Lagerräume und Schränkchen. Wieder ein Korridor. Lagerräume und - Ich blieb über der dritten Gruppe an Lagerräumen stehen und sah nach unten. Das Licht, das durch die Dachfenster drang, warf Schattenspiele auf die Oberflächen. Ich hielt mich mit beiden Händen fest und bückte mich.
    Jetzt war ich mir sicher. Es waren weder die vorbeihuschenden Wolken noch der helle Mond vor den

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