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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Dachfenstern. Es waren auch nicht die Lichtkegel der Dutzenden von Taschenlampen, die weit unter mir den Raum absuchten.
    Da war etwas. In einer der Knochenkammern hatte sich etwas bewegt.
    »Hör auf zu keuchen und sag mir, wie sicher du dir bist!«
    Ich hatte es geschafft, mich umzudrehen, wackligen Fußes zur Leiter zurückzuschleichen und wieder zu Mike hinunterzuklettern. »Hundertprozentig sicher.«
    »Vielleicht hast du Ratten gesehen.«
    Ich dachte an das letzte Mal, als ich in einer einsamen Nacht hinter einem Mörder her gewesen war. »Vertrau mir, Mike! Ich weiß, wie Ratten aussehen. Das war keine Ratte. Es war definitiv ein Mensch.«
    »Einer? Nur einer?«
    »Alles, was ich sehen konnte, war eine Gestalt, die von einer Seite des Raums zur anderen ging.«
    Mike wandte sich an einen aufgeweckten jungen Cop, der hinter ihm stand. »Wollen Sie eine goldene Dienstmarke? Dann gehen Sie nach unten und holen Sie mir als Erstes Mercer Wallace, Detective der Sonderkommission für Sexualverbrechen! Großer Kerl, der schwärzeste, den Sie je gesehen haben. Denken Sie an Shaft! Sagen Sie ihm, dass der Täter hier oben ist! Dann suchen Sie den höchstrangigen Boss, den Sie finden können! Ich will die Emergency Services, das Geiselkommando, die Sanitäter. Alle anderen sollen unten bleiben. Und holen Sie mir einen Boss. Nur einen. Sagen Sie ihnen, dass ich das gesagt habe! Und kommen Sie zurück! Sie werden den Rest der Nacht mein Lakai sein.«
    Er bat Socarides, in Mamdoubas Büro hinunterzugehen und dort zu bleiben.
    Mike nahm mich bei der Hand, legte einen Finger über die Lippen, um mir zu signalisieren, leise zu sein, und ging mit mir in Richtung der Lagerräume, die ich gesehen hatte. Er winkte die Männer, die dort in der Nähe waren, weg und wir setzten uns in eine Nische zwischen zwei Vitrinen voller Schrumpfköpfe, um auf Mercer zu warten.
    Unsere Gesichter waren in dem engen Zwischenraum zwischen den beiden Glasvitrinen nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Ich legte Mike die Hände auf die Brust und flüsterte ihm zu: »Was denkst du, was du tun wirst?«
    »Irgendwelche schlauen Ideen? Ich denke nicht. Ich schone mein Gehirn, um es dem Museum zu vermachen. Fürs Denken werden die Bosse bezahlt. Deshalb brauche ich Mercer hier oben. Ich? Ich würde dem Kerl einfach die verdammten Eier wegpusten, mit oder ohne Clem.«
    »Aber falls sie noch am Leben ist -«
    »Deshalb bin ich ja so brav. Lass uns leise sein, bis die Jungs vom Geiselkommando kommen. Er soll denken, dass ich alle weggeschickt habe und er in Sicherheit ist.«
    »In Sicherheit? In Sicherheit, um was zu tun?«
    »Vielleicht wird er versuchen, Clem als Druckmittel zu benutzen, um hier rauszukommen. Mal ehrlich, Coop. Die Kehrseite ist, dass er sie vielleicht bereits umgebracht hat. Falls er der Ansicht ist, dass wir noch im Dunkeln tappen und denken, dass Clem nicht mehr im Museum ist oder dass sie, wie Mamdouba meinte, mit uns spielte und auf eigene Faust verschwand, könnte er verschwinden, ihre Leiche hier zurücklassen und durch den Park in sein Büro spazieren. Kommt drauf an, was er sich in seinem kranken Hirn zusammenreimt.«
    Ich lehnte meinen Kopf an Mikes Schulter.
    »Kopf hoch, Blondie. Falls sie dort drinnen ist, holen wir sie raus.« Er schnupperte, und ich sah auf. »Es ist Mitternacht, und du riechst immer noch gut. Wie kommt das?« Er versuchte mich aufzumuntern.
    »Eau de Formaldehyd. Moschus von ausgestopftem Elch, Knorpel No. 5. Käfersaft. Du hast eine gute Nase.«
    Ich sah wieder zu ihm auf. »Erik Poste?«
    »Das vermute ich auch. Er kennt das Museum in- und auswendig. Die Knochenhaufen seines Alten sind hier. Er hat Zugang zu Waffen und arbeitet mit Arsen. Er wusste, worauf Katrina und Clem hinauswollten. Jetzt müssen wir nur noch dahinter kommen, warum.«
    Die Cops hatten aufgehört, alles auf den Kopf zu stellen. In der großen, düsteren Halle machte sich eine unheimliche Stille breit.
    »Weißt du, was die heutige Jeopardy!-Frage war?«
    Wir hatten sie heute Abend verpasst, und Mike wollte mich ablenken, bis Mercer kam.
    »Kategorie: Weltklassediebe. Ich hätte tausend Dollar gesetzt. Du?«
    »Doppelt oder nichts.« Ich lächelte ihn schwach an. In dem Lagerraum war es ruhig. Vielleicht hatte ich mich heute Nacht ein zweites Mal geirrt.
    »Die Antwort ist: >Jack Roland Murphy.<«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Mikes Mund war an meinem Ohr. »Rückst du das Geld raus? Siehst du das Dachfenster dort oben, Coop?«
    Er

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