Die Knochenkammer
Fingern - hatte Jake am Arm gepackt und flüsterte ihm ins Ohr. Ich blieb auf der untersten Stufe stehen und kramte ein paar Münzen aus meiner Handtasche, um sie als Glücksbringer in den Wassergraben zu werfen.
»Gib auf das Krokodil Acht, Liebling! Das gefährlichste Geschöpf in Ägypten, die Verkörperung des Bösen.« Jake streckte die Hand aus, um mir die Stufe hinunterzuhelfen, während ich ein paar Vierteldollarmünzen ins Wasser warf. Das steinerne Krokodil schien sich über meine Geste lustig zu machen; sein in alle Ewigkeit weit geöffnetes Maul war auf der Suche nach etwas Fleischigerem als der Quiche, die hier gereicht wurde.
Ich küsste Jake auf die Wange, auf der bereits Lippenstiftabdrücke in verschiedenen Farben prangten. »Es macht mir nichts aus, dich an Nina auszuleihen, aber wer ist meine andere Konkurrenz?«
»Diese ältere Dame? Nur ein Kuratoriumsmitglied. Ich habe ihren Namen nicht verstanden. Sie hat mir vorgeschwärmt, wie toll die gemeinsame Ausstellung werden wird, und mich gefragt, ob die Networks auch über das Feuerwerk heute Abend berichten werden.«
»Welches Feuerwerk?«
»Angeblich soll es eine fünfminütige Sound-and-Light-Show zur Einstimmung auf die Bestiariums-Ausstellung geben. Da ist Thibodaux. Er wird es ankündigen.«
Stattdessen steuerte der Direktor direkt auf uns zu, während er sich mit einer Hand über sein Jackett, mit der anderen über die Haare strich. »Nina, kann ich Sie kurz sprechen? Wissen Sie, wo Quentin ist?«
»Ich finde ihn für Sie. Pierre, ich würde Ihnen gerne meine -«
»Enchante.« Seine Begrüßung war knapp, während er über meine Schulter hinweg den Raum absuchte. Dann ging er mit Nina davon, um den Produzenten zu finden.
Ich sah auf meine Uhr. »Glaubst du, dass du deine zwei Dates zu Hamburgers ins >Twenty-one< einladen kannst, sobald wir Nina loseisen können?«
»Meine Kutsche steht bereit, Mylady.«
Nina, Quentin und Pierre steckten oben auf der Treppe die Köpfe zusammen. Der Direktor stutzte und blickte über die Schulter zu mir, als Quentin auf mich zeigte. Nina schüttelte den Kopf und versuchte sich so hinzustellen, dass Quentin mich nicht sehen konnte. Recht so, Kumpel! Was auch immer es ist, haltet mich da raus!
Da kam Pierre Thibodaux auch schon die zwei Treppenabsätze herunter.
»Ms. Cooper? Mr. Vallejo hat mir soeben gesagt, dass Sie Staatsanwältin sind. Kann ich Sie einen Augenblick unter vier Augen sprechen? Ich bräuchte Ihren Rat. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Mr. Tyler?« Dieses Mal ermahnte uns kein Aufseher, als Thibodaux mit mir zur Plattform hinaufging, das Seil zwischen den beiden Eingangssäulen des Tempels entfernte und unter den ruhigen Torbogen trat.
»Sie sind Abteilungsleiterin bei der Bezirksstaatsanwaltschaft? Ich brauche Ihre Hilfe, da ich es heute Abend mit der Polizei zu tun habe.«
»Hier, im Museum?«
»Nein, in einem Frachthafen. Ich werde ein paar Sätze sagen, um den Abend zu beenden, und alle nach Hause schicken. Wir verzichten auf die pyrotechnische Präsentation von UniQuest Productions. Das Letzte, was wir morgen brauchen können, sind irgendwelche Negativschlagzeilen in Zusammenhang mit unserer fantastischen neuen Ausstellung.«
»Vielleicht kann ich die zuständigen -«
»Es geht um eine Ladung von Ausstellungsstücken fürs Ausland. Das ist für uns absolute Routinesache. Es werden die ganze Zeit Kisten ins Ausland versandt oder von dort angeliefert. Austausch mit anderen Museen, Objekte, die wir aus der Sammlung entfernt haben oder an ausländische Einrichtungen ausleihen. Das kommt andauernd vor.«
»Ich bezweifle, dass ich Ihnen da weiterhelfen kann. Wenn Sie ein zolltechnisches Problem -«
Thibodaux ließ sich von meinem Einwand nicht beirren.
»Was normalerweise nicht vorkommt, ist, dass einer der alten Sarkophage zur Inspektion geöffnet wird. Aber genau das ist vor ein paar Stunden passiert. In dem Sarg sollte sich eine mumifizierte Prinzessin befinden, Ms. Cooper. Zwölfte Dynastie, Mittleres Reich. Ein paar tausend Jahre alt und ziemlich wertvoll. Stattdessen liegt in dem Sarg eine Leiche. Zweifelsohne einige Jahrhunderte jünger als meine Prinzessin, aber genauso tot.«
Rostfarbene Stahlcontainer, jeder von der Größe eines Güterwagens, stapelten sich auf dem riesigen Areal des dunklen Frachthafens, so weit das Auge reichte. Pierre Thibodauxs Limousine wurde am Tor von einem Nachtwächter aufgehalten, der uns mit seiner Taschenlampe ins Gesicht leuchtete.
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