Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Blankas hielt der französische König denHandel mit Albrecht für hinfällig und sah keinen Grund mehr, einem Gefolgsmann der Habsburger eine der schönsten Grafschaften Frankreichs anzuvertrauen. Er sandte ihn deshalb als Gesandten zu Rudolf. Kaum dass er weg war, löste ein Kirchengericht flugs seine Ehe auf und enthob ihn kurzerhand seines französischen Besitzes. Es hatte sich herausgestellt, dass die Ehe ungültig war und außerdem nie vollzogen wurde. Du weißt, was man darunter versteht?«
Franziska nickte. Sie verstand den Inhalt der Worte, natürlich, doch wie konnte das möglich sein? Ein so hübsches Mädchen wie Éléonore und der stattliche Ludwig? Und angesichts der Jugend beider klang es schon höchst seltsam, dass sie niemals miteinander das Lager geteilt haben sollten. Sie wusste nicht recht, was sie von der Geschichte halten sollte.
»Rudolf von Habsburg ist ein Spielball seines machthungrigen Vaters Albrecht. Außerdem ist er nicht gerade der Klügste, wie ich mich schon selbst überzeugen konnte. Zu allem Unglück vertritt er die gefährliche Meinung, alle um ihn herum seien genauso beschränkt wie er selbst. Er ließ Ludwig also niedere Waffendienste verrichten und beachtete ihn nicht weiter.«
Chalil machte eine kurze Pause. »Das alles wäre ja eigentlich nicht so schlimm. Ich wollte ihm ohnedies schon zum wiederholten Male raten, er solle das Rittertum aufgeben und um seinen Abschied bitten, um endlich mit uns zusammen Handel zu treiben, doch wieder sollte es nicht dazu kommen. Einer der Gefolgsmänner Rudolfs, genauer gesagt der Kopf seiner Leibgarde, ist unser alter Freund Bero von Restwangen, dem sein eigenes Lehen anscheinend nicht mehrgenügt und der nun nach Höherem strebt und sich bei Rudolf Liebkind macht. In seinem Auftrag reiste Ludwig nach Böhmen, um dem jungen König Wenzel eine bedeutende Botschaft Rudolfs zu überbringen. Just als er mit dem König allein hätte sprechen sollen, wurde dieser heimtückisch ermordet. Man bezichtigte Ludwig des Königsmords und wollte ihn gefangen nehmen, doch gelang ihm mit viel Glück eine tollkühne Flucht. Heute traf eine Nachricht von ihm ein, aus Meran. Er ist bei Hermann und Nele untergeschlüpft, dem Himmel sei Dank, dass er auf sie gestoßen ist.«
Franziska hatte schweigend zugehört und war kreidebleich. Ludwig ein Königsmörder? Ein Attentäter? Ihr Ludwig, dessen höchstes Streben gewesen war, ein ehrenvoller Ritter wie sein Vater zu werden, soll ein solches Verbrechen verübt haben?
»Bero«, sagte sie schließlich. »Bero steckt dahinter.«
»Das denken wir auch. Stell dir vor, heute ist ein königlicher Herold durch das Land gezogen, der bekannt gab, dass der würdige Rudolf böhmischer König wird. Es war bestimmt nicht Ludwig, der den Thron für ihn freigemordet hat«, sagte Chalil.
Meynhard ergriff das Wort. »Ludwig ist auf der Flucht und in großer Gefahr. Albrecht hat die Reichsacht über ihn verhängt. Wahrscheinlich, um jeglichen Verdacht von den Habsburgern oder ihren Schergen zu lenken.«
»Und … was bedeutet das?«, fragte Franziska zögernd.
»Er ist verbannt, und wenn er das Reich betritt, kann jeder ihn töten oder gefangen nehmen. Sogar gefoltert oder verstümmelt darf er werden. Er darf kein Vermögen besitzen, das vorhandene fällt der Krone zu. Hätte er Frau und Kind, würde die Acht sie ebenfalls umfassen. Auch über Personen, die einen Geächteten unterstützen, kann die Acht verhängt werden. Zumindest können sie sofort jedem beliebigen Vogt ausgeliefert und böse abgestraft werden.«
Sie wusste, was Chalil und Meynhard ihr sagen wollten. Wenn sie Ludwig half, wäre sie in großer Gefahr. Sie und ihre Tochter. Ihre tapferen Eltern hatten diese Gefahr bereits auf sich genommen.
Franziska blickte von einem zum anderen. Sie sah in den Augen der Freunde die Sorge um sie und um ihr Kind, aber auch den Wunsch, Ludwig so rasch wie möglich in Sicherheit zu bringen. Er würde sich nicht ewig bei Hermann und Nele verstecken können. Alleine das Übermitteln einer so umfangreichen Nachricht war bereits ein großes Risiko gewesen.
»Also, was tun wir?«
»Dazu müsstest du dir und uns eine Frage beantworten«, sagte Chalil vorsichtig. Er zögerte einen Moment. »Wie stehst du noch zu ihm?«, fragte er schließlich.
Franziska spürte einen schmerzhaften Stich, als setzte ihr Herzschlag aus. Sie sah Ludwig vor sich, so wie er damals war, als sie sich ihn verliebt hatte. Ein fröhlicher
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