Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
mit einer gefälschten Botschaft erschleichen wollte. Ist Montardier dieser Täter, gilt es, ihn zu ergreifen. Oder soll jemand anders an seiner statt das Schafott besteigen?« Er sah Restwangen mit völlig ausdruckslosem Gesicht und kalten Augen an. In Bero wallte Zorn auf. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich zu beherrschen. Was für eine Schlange dieser Rudolf doch war!
»Ich bringe ihn Euch, seid dessen versichert. Eurer Krönung im Oktober wird er tot beiwohnen.«
»Dann gebt Euch Mühe, Restwangen, denn Uns scheint, er ist schon längst außer Landes geflüchtet.«
Für Rudolf war das Gespräch damit beendet. Restwangen verließ den Raum, und Fürstbischof Johann von Straßburg, der den jungen König auf das Gespräch vorbereitet hatte, trat hinter dem Vorhang hervor, in dessen Schutz er das Gespräch verfolgt hatte.
»Denkt Ihr, er wird Euch den Mann bringen?«
»Nun, es wäre besser für ihn. Wir können das brave böhmische Volk schließlich nicht enttäuschen. Es wird in jedem Fall eine Hinrichtung geben.«
»Ich sehe, Ihr denkt bereits wie ein König und werdet ebenso handeln. Doch lasst uns Eure Eheschließung besprechen.«
Wie schon die erste Gemahlin, war auch Rudolfs zweite Frau von seinem Vater beziehungsweise dessen wichtigstem Berater ausgewählt worden. Elisabeth Richza war die Witwe Wenzels des Zweiten, also die Stiefmutter des verstorbenen jungen Königs, und sie hatte die polnische Krone mit in ihre erste Ehe gebracht. Ohne diese Blutsverbindung zum böhmischen und polnischen Thron würde der böhmische Adel Rudolf die Stimmen bei der formellen Königswahl verweigern, wusste der Bischof. Aus diesem Grund hatte er die Hochzeit als Wahlbedingung mit den wichtigsten Adelsvertretern schon vorab besprochen. Elisabeth war die ideale dynastische Hoffnung für den langsam alternden Albrecht. Siebzehnjährig hatte sie Wenzel geehelicht und ihm eine Tochter geschenkt. Jetzt war sie einundzwanzig und noch nicht zu alt, um weitere Kinder zur Welt zu bringen. Hoffentlich endlich den ersehnten Reichserben.
Krönung und Trauung sollten am selben Tag im Oktobererfolgen. Eine Hinrichtung des Mörders Wenzels am Tag zuvor sähe schon vorteilhaft aus, musste Johann sich eingestehen, aber wirklich wichtig war sie auch wieder nicht. Er würde dem frischgebackenen König empfehlen, seinen Schergen Restwangen nicht zu hart anzupacken, vielleicht brauchte Rudolf Männer wie ihn in den nächsten Jahren noch. Restwangens Plan, Rudolf den böhmischen Thron durch ein Attentat zu verschaffen, war so übel nicht gewesen, gestand Johann sich belustigt ein. Jedoch, man liebt den Verrat, nicht den Verräter, so bedauerlich das auch manchmal sein mochte. Man wird die Dinge auf sich zukommen lassen müssen, sagte er sich, während er seinen Brief an Albrecht schrieb und die Verhängung der Reichsacht über Montardier empfahl.
*
Bero hatte mit seinen Männern Südböhmen durchstreift, ohne einen Hinweis auf Louis gefunden zu haben. Über die Donau war er bis ins österreichische Alpenvorland vorgedrungen. Hier musste er sich entscheiden, ob er stromaufwärts nach Nürnberg gehen oder weiter in Österreich sein Glück versuchen sollte. In Nürnberg hielt sich Montardiers frühere Herzensdame auf, wusste er, und Montardiers Schwester und der buntschillernde Sultansprinz waren Dauergäste des Grafen Meynhard, der des Königs früheres Liebchen geheiratet hatte. Seine Männer hatten entsprechende Nachrichten überbracht, die sie bei ihren Befragungen von Reisenden erhalten hatten. Er würde zunächst nach Nürnberg gehen. Es blieb ihm genug Zeit, sich seine Strategie zurechtzulegen, um Louis' Aufenthaltsort zu erfahren. Zunächst überlegter er, mit welchen Personen er es zu tun haben würde.
Da war zuallererst der Einarmige, den er schon als Kind kennengelernt hatte. Der Bursche hatte eine beeindruckende Karriere gemacht und war in den letzten Jahren Gast an zahllosen Fürstenhäusern gewesen. Mit ihm wollte er sich lieber nicht persönlich anlegen, zumindest nicht zu bald. Der Mann war hochintelligent und bestimmt hatte er die Geschichte aus dem Budweiser Stofflager nicht vergessen. Außerdem schien er hohe Freunde und Einfluss zu haben. Marie strich er sofort von seiner Liste. Sie würde ihn nicht an sich herankommen lassen.
Der Graf war wohlhabend und obendrein gelegentlicher Ratgeber Albrechts. Ob es dem König gefiele, den Namen Meynhards in Verbindung mit einem Geächteten zu hören? Oder würde er eher den
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