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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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unschuldiger Knappe, jung, schön und strahlend. Doch vieles war in der Zwischenzeit geschehen, viel Zeit vergangen. Sie hatte ihre Liebe zu ihm verdrängt. Fragend sah sie zu Chalil und Marie. Diese erwiderten ihren Blick voller Zuneigung, und sie hatte den Eindruck, eine Ermunterung in den Augen beider wahrzunehmen. Sie atmete tief durch. »Wir müssen ihm helfen. Sofort.«
 
    Sie nahmen alle an einem Tisch Platz, um zu beratschlagen, was zu tun sei. Katharina wurde einer Magd anvertraut.
    »Zunächst muss Louis so weit weg wie nur irgend möglich. Falls Bero tatsächlich hinter der ganzen Sache steckt, wird er nicht eher ruhen, bis er Louis gefasst und vor den König geschleppt hat«, sagte Chalil.
    »Aber wo soll er denn hin?«, fragte Franziska.
    Chalil wechselte einen kurzen Blick mit seiner Frau. »Marie und ich reisen umgehend ab und treffen ihn in Meran. Dann schiffen wir uns in Venedig ein.«
    »Und wohin soll es gehen?«, fragte Meynhard nun.
    »Zunächst nach Zypern. Wir werden uns mit Henri in Verbindung setzen. Entweder ziehen wir dann weiter nach Ägypten zu meinem ebenfalls hilfsbedürftigen Vetter oder wir bleiben vorerst dort. In Ägypten wäre er wahrscheinlich am sichersten.«
    »Du willst ihn mit deinem Vetter zusammenbringen?«
    »Falls möglich, ja. Louis hat das Kriegshandwerk erlernt, und an-Nasir braucht Soldaten. Es müsste sich eigentlich eine sinnvolle Beschäftigung für meinen Bruder finden lassen.«
    Meynhard nickte. Die Idee gefiel ihm.
    »Und …«, sagte Franziska leise und alle wandten sich ihr zu. »Was haben Katharina und ich damit zu tun? Ich werde hier nicht alles stehen und liegen lassen, um Hals über Kopf nach Ägypten zu fliehen. Katharina und ich bleiben hier.«
    »Für euch wird es hier in Nürnberg möglicherweise nicht ungefährlich werden«, sagte Chalil. »Bero kannte uns Montardiers als Kinder. Katharina hat große Ähnlichkeit mit Marie als kleinem Mädchen. Wenn er dir vorwirft, du seistLouis' Buhlin und hättest ihn deswegen geschützt, läufst du Gefahr, dein Vermögen und womöglich deine Freiheit zu verlieren. Die Gerichte sind unberechenbar.«
    »Aber was kann ich dagegen tun?«, fragte Franziska nun. »Kann ich nicht meinen Besitz irgendwie in Sicherheit bringen?«
    »Das kannst du in der Tat«, sagte Meynhard, »und es ist nicht einmal schwierig, schließlich hast du einen erwachsenen Sohn, der ohnedies dein Geschäft übernehmen soll. Wir müssen mit Isaak, der Zunft und dem Stadtschreiber sprechen.«
    »Und bei der Gelegenheit auch gleich das Vermögen aller Montardiers unsichtbar machen«, warf Marie ein, und ihr Gatte nickte.
    *
    In den folgenden beiden Tagen ordneten Franziska und Chalil mit Hilfe Isaaks, Meynhards und eines verschwiegenen Advokaten, der mit seiner Familie einer der besten bürgerlichen Kunden der Schneiderei war, die Verhältnisse Franziskas und die der Montardiers. Deren Anteile an der Manufaktur und der Schneiderei wurden Trudbert und dem Grafen überschrieben, und über den Großteil des flüssigen Vermögens waren Wechsel auf italienische Bankhäuser gezogen. Da sie in der Vergangenheit gelernt hatten, wie wichtig eine kleine Reserve war, hatten sie einige Beutel mit Gold- und Silbermünzen in einem geheimen Versteck in Franziskas Keller verstaut. Dann nahte die Stunde der Trennung.

BÖHMEN   August 1306
    Rudolf von Habsburg war zu keiner Zeit ein besonders stattlicher Mann gewesen, doch an diesem Tag erschien Bero seine Gestalt noch ungelenker, seine Gesichtsfarbe noch fahler und seine meist feuchten Lippen besonders nass. »Ihr sagtet, der Mann wäre schnell verhaftet, doch nun scheint er entwischt zu sein«, stellte Rudolf kühl fest. »Warum habt Ihr ihn fliehen lassen?«
    »Es war schwer genug, ihn zur Stunde des Attentats in Wenzels Nähe zu bringen. Danach mussten wir den allgemeinen Tumult nutzen, um uns selbst in Sicherheit zu bringen. Die Königswache hat versagt. Die Stadtwache und die Torwächter ebenso, sie hätten ihn leicht fassen können.«
    »Wir verstehen Euch nicht recht, Restwangen, was versucht Ihr, Uns zu erklären? Montardier ist der Königsmörder, er soll gefangen und Uns überbracht werden. Einen Tag vor der Krönung soll er hingerichtet werden, zum Zeichen Unserer Verbundenheit mit dem böhmischen Volk. Das sind Wir dem unglücklichen Wenzel schuldig.«
    »Aber Hoheit, Ihr wisst genau, dass tatsächlich …«
    »Wir wissen nur von einem flüchtigen Mörder, der sich das Vertrauen des armen Wenzel

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