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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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töten will, falls der erste Gesandte nicht zurückkommt.«
    Eigentlich war ihm das Leben dieses Gesandten gleichgültig. Aber seine Sorge um Elisabeth überwog. Bernhards Miene war wie versteinert.
    »Die Fronten sind so verhärtet, dass es nichts ausmacht, egal, was wir tun«, meinte er und wandte sich zum Gehen.
    Am Nachmittag wurde der Gesandte des Kaisers auf dem Platz vor dem Offizierszelt enthauptet. Die Soldaten mussten zuschauen. Der Gesandte trug es mit Fassung. Bald war das pockennarbige Haupt auf einen Spieß gesteckt und auf einem kleinen Hügel aufgestellt. Das würde sich schnell herumsprechen. Jakob musste einen Weg finden, um nach Freiburg zu gelangen. Er fasste einen Plan. Und einige Tage später kam ihm der Zufall zu Hilfe. Bernhard teilte ihm mit, dass es eine weitere Schlacht geben würde, an der Bernhard teilnehmen wollte. Er stelle es Jakob frei, mitzuziehen oder nicht. Jakob verwies auf den Hunger der Soldaten und auf ihre Schwäche. Bernhard würde nur die gesünderen mitnehmen können. Er, Jakob, wolle derweil mit einer Abteilung in den Kaiserstuhl reiten, wo er einen reichen Bauern kenne. Dem wolle er seine Viehherden abnehmen. Bernhard stimmte zu. So ritt Jakob an einem regnerischen Tag Anfang November an der Spitze einer Reihe von Soldaten dem Kaiserstuhl zu. Die Stimmung unter den Männern war gut, schließlich waren sie auf einem Beutezug, der reichlich Ernte zu bringen versprach. Sie sangen und rissen Zoten. Die Berge sahen trüb und grau aus, von den Reben hingen welke Blätter herab. Sie passierten die Stelle, an der Jakob mit Elisabeth zusammengetroffen war. Es wurde ihm warm, als er daran dachte. Das Dorf Rotweil war menschenleer, Türen klapperten im Wind. Sie erreichten den Hof des Bauern im Grottenbachtal. Tatsächlich stand noch eine Herde Kühe auf der Weide. Der Bauer erschien in der Tür mit einer Muskete. Das wird ihm wenig nutzen, dachte Jakob.
    »Ihr werdet mich nicht mehr bestehlen, ihr kaiserlichen Halunken!«, schrie der Bauer, der Jakob erkannt zu haben schien.
    »Im Namen des Kaisers oder wessen auch immer, wir brauchen Nahrung«, schrie Jakob zurück. »Nehmt die Muskete weg!«
    Bevor der Bauer seine Muskete geladen hatte und einen Schuss abfeuern konnte, waren zwei Musketiere bei ihm und schlugen ihn mit den Schäften ihrer Waffen zusammen. Der Bauer ließseine Muskete fallen und brach in die Knie. Dann rührte er sich nicht mehr. Die Frau und das Gesinde, die herbeigelaufen waren, standen ängstlich aneinandergeklammert im Hof.
    »Verschont die anderen«, rief Jakob seinen Männern zu, »die sind mit dem, was wir ihnen antun, schon gestraft genug!« Er dachte daran, wie es seiner Familie ergangen war.
    Die Frau des Bauern lief zu ihrem Mann, riss die Muskete hoch und legte auf die Männer an. Ein junger Schwede hatte wohl Blut geleckt. Er legte an und erschoss die Frau. Vor Jakobs Augen erschienen tanzende Punkte. Er sah die Schweden in seinem Heimatort vor sich. Blitzschnell holte er seine Pistole aus dem Koller und erschoss den Mann.
    »Lasst euch das eine Lehre sein«, herrschte er die Soldaten an. Er befahl ihnen, das gesamte Vieh zusammenzutreiben, Korn und Früchte auf die mitgebrachten Wagen zu laden. Der Regen strömte ihm über das Gesicht. Gott sei Dank sahen seine Männer deshalb nicht, dass ihm die Tränen herabrannen. Schließlich wies er die Soldaten an, die Beute wegzubringen, er selber habe noch etwas zu erledigen und werde wenig später folgen. Aber statt ihnen nachzureiten, wartete er eine Zeit lang und gab seinem Pferd die Sporen. Den Weg nach Freiburg kannte er fast schon im Schlaf.

37.
    Jakob zügelte seinen Braunen vor dem Stadttor von Freiburg. Das Tor war nicht bewacht. Die Hufe seines Pferdes sanken in den aufgeweichten Morast der Straße ein. Jakob erinnerte sich an den Weg zum Johanniterhaus. Sollte er Elisabeth und den Kardinal einfach so überfallen? Oder sich lieber anmelden? Aber er hätte keinen von den mageren, zerlumpten Gestalten, die in den Gassen herumlungerten, nass und frierend, damit beauftragen wollen. Endlich stand er vor dem Johanniterhaus. Sein Herz klopfte stark. Wie würde ihn Elisabeth empfangen? Ein Diener öffnete ihm, auch er sah abgezehrt aus. Jakob nannte seinen Namen und bat, beim Kardinal vorgelassen zu werden. Der Diener verschwand und kehrte nach kurzer Zeit wieder.
    »Der Kardinal und die Herrschaften erwarten Euch schon. Sie laden Euch ein, an ihrem kargen Abendessen teilzunehmen.«
    Jakob folgte dem

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