Die Köchin und der Kardinal
Diener zum Speisezimmer. Dort saßen Elisabeth und der Kardinal zusammen an einem Tisch und löffelten eine Suppe aus tiefen Tellern. Elisabeth riss freudig überrascht die Augen auf, als sie Jakob erblickte. Der Löffel fiel ihr in die Suppe, dass es nur so spritzte. Hastig stand sie auf und eilte Jakob entgegen. Der umarmte sie. Aus dem Augenwinkel sah er, dass der Kardinal den Kopf gesenkt hielt und auf seinen Teller starrte.
»Bist du mager geworden«, sagte Jakob und hielt Elisabeth ein Stück von sich weg.
»Du bist aber auch vom Fleisch gefallen, Jakob«, meinte sie. »Ich freue mich so, dich endlich wiederzusehen!«
Jakob zog ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre Fingerspitzen. Dann machte er sich los und ging auf den Kardinal zu. Er streckte ihm die Hand hin, die der Kardinal auch ergriff.
»Was gibt es für Neuigkeiten aus dem Lager in Breisach?«, fragte er. Nur seine zusammengekniffenen Augenbrauen verrieten, was in ihm vorgehen mochte.
»Ein Gesandter des Kaisers wurde geköpft«, berichtete Jakob. »Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar schlägt eine weitere Schlacht, und ich habe mit ein paar Männern für Beute gesorgt.«
»Wo kann man denn heute noch Beute machen?«, fragte Elisabeth.
»Im Kaiserstuhl, im Grottenbachtal.«
»Ach da, wo auch wir …« Sie hielt inne und hätte sich fast auf die Zunge gebissen.
»Da, wo der reiche Bauer seinen Hof hat«, lenkte Jakob ab. »Die Viehherden habe ich nach Breisach bringen lassen und mich dann abgesetzt.«
»Eigentlich sollte ich Euch nach Breisach zurückschicken«, meinte der Kardinal und drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. »Bernhard wird nicht erfreut über Euren Alleingang sein.«
»Das wird er freilich nicht«, meinte Jakob. »Aber ich habe meine guten Gründe, hierhergekommen zu sein. Wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe, kehre ich gern nach Breisach zurück.« Er sah, dass Elisabeths Mundwinkel zuckten.
»Und was wären das für Gründe?« Der Kardinal warf einen Blick zu Elisabeth hinüber.
»Erstens glaube ich, dass Elisabeth in großer Gefahr ist. Bevor der Gesandte des Kaisers enthauptet wurde, hat er damit gedroht, dass auch Elisabeth entführt werden könnte, von einem zweiten Gesandten. Wohl, um mehr Druck auf Bernhard auszuüben.«
»Aber der Kardinal wurde nicht von Gesandten des Kaisers entführt, sondern von zwei Mönchen!«, rief Elisabeth.
»Woher weißt du das?«, wollte Jakob wissen.
»Weil diese zwei Mönche, die uns schon viel früher verfolgt haben, mich in der Krypta des Münsters einsperrten und damit drohten, den Kardinal zu töten.«
»Es sind ein und dieselben Personen«, warf der Kardinal ein.
Elisabeth fasste sich an den Kopf. »Mein Gott, was werden die sich bloß noch ausdenken?«, entfuhr es ihr. Sie schluchzte kurz auf.
»Sei unbesorgt, Elisabeth, ich werde dich beschützen«, sagte Jakob.
»Du hast doch noch von einem zweiten Grund geredet, warum du hier bist, Jakob«, meinte Elisabeth. Die innere Anspannung war ihr anzumerken.
»Ich habe, zusammen mit Agnes, deine Eltern und deinen Bruder besucht.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«, rief Elisabeth. Sie war rot angelaufen vor Aufregung. »Wo sind sie? Wo habt ihr sie gefunden?«
»Sie wurden damals in Calw von General von Werths Leuten verschleppt und zogen jahrelang im Tross mit. Am Ende sind sie in Breisach gelandet.«
»Wie geht es ihnen? Ich muss sofort hin!«
»Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut«, sagte Jakob. »Aber zu deiner Familie kannst du nicht.«
Tränen traten ihr in die Augen. Sie wischte sie weg. »Dann soll ich also hier sitzen und warten, bis diese blöde Belagerung vorbei ist?«
»Glaub mir, du wirst sie bald wiedersehen.«
Elisabeth schlug die Hände vors Gesicht und rannte aus dem Zimmer. Der Kardinal und Jakob blickten sich an.
»Da habt Ihr ja eine schlechte und eine gute Botschaft gebracht«, meinte der Kardinal. »Was wollt Ihr tun, um Elisabeth zu schützen?«
»Ich bringe sie an einen sicheren Ort«, sagte Jakob.
»Glaubt Ihr, dass sie hier bei mir nicht sicher ist?«
»Ja, das glaube ich«, gab Jakob zur Antwort. »Ich weiß auch schon, wo ein solch sicherer Ort sein könnte.«
Der Kardinal schwieg. »Ihr meint, in Eurem Belagerungsheer? Aber das ist zu gefährlich für sie!«
»Elisabeth hat schon ganz andere Abenteuer bestanden, wie Ihr wisst, Kardinal Weltlin.«
Der Kardinal verfiel wiederum in Schweigen.
»Warum fordert Bernhard den Kommandanten der Festung eigentlich nicht auf, sich zu
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