Die Köchin und der Kardinal
Menschen!«
»Ich kann doch meine Männer nicht von der Belagerung zurückziehen!«, stieß Bernhard hervor. »Wie stünde ich dann da vor der Welt? Vor Richelieu und Ludwig XIII.?«
»Wir haben zwei Tage Zeit«, gab Jakob zurück. »Da kann noch viel geschehen, es kann sich jederzeit eine Wende ergeben.«
Sie schritten zu dem Abgesandten zurück.
»Also gut, wir nehmen die Bedingungen an«, sagte Bernhard. »Aber was für eine Garantie haben wir, dass der Kaiser auch sein Wort hält?«
»Die zwei Tage bis zum Abzug Eurer Truppen biete ich mich als Pfand an. Dann muss ich allerdings in mein Quartier zurückkehren. Wenn ich bis dahin nicht dort aufgetaucht bin, werden weitere Maßnahmen ergriffen.«
Bernhard winkte den wachhabenden Soldaten, den Abgesandten in das Gefängniszelt zu bringen, ihn zu versorgen und gut zu bewachen. Nach dem kargen Mittagessen, das aus ein wenig Pferdefleisch und Wasser bestand, nahm Bernhard Jakob noch einmal zur Seite.
»Wir müssen handeln«, sagte er, »und zwar schnell. Ich werde heute noch meine gesündesten Männer nach Freiburg schicken. Sie sollen jedes Haus, jedes Kloster, jede Hütte durchkämmen, um den Aufenthaltsort von Kardinal Weltlin herauszufinden.«
»Darf ich mich diesen Männern anschließen, Bernhard?«, fragte er.
Bernhard von Sachsen-Weimar grinste über sein ganzes Gesicht.
»Ich weiß, was dich antreibt, Jakob«, meinte er lachend. »Aber ich brauche dich hier noch, ganz dringend sogar.«
Elisabeth durchquerte die abendlichen Gassen der Stadt Freiburg. Es war schon spät, die Münsterglocke schlug die siebte Stunde. Elisabeth fiel auf, dass viele Soldaten umherstreiften. Sie klopften an die Türen, schwärmten durch die Straßen und durchsuchten offensichtlich jedes Haus. Von ihren Freunden, den Spielleuten, erfuhr sie den Grund dafür.
»Sie suchen nach dem Kardinal Weltlin«, sagte Leander. »So erzählt man sich. In zwei Tagen soll er sterben, wenn Bernhard von Sachsen-Weimar die Belagerung nicht aufgibt.«
»Mein Gott!«, entfuhr es Elisabeth. »Hoffentlich finden sie ihn! Wenn wir ihn schon nicht gefunden haben.«
Nach einem Tag zogen die Soldaten ohne Ergebnis wieder ab. Elisabeth war außer sich vor Angst.
»Wir müssen ihn finden«, beschwor Elisabeth die Spielleute.
Leander stützte den Kopf in die Hand und überlegte. »Ich glaube immer noch, dass er in dem Dominikanerkloster ist. Die ganze Zeit versuche ich schon herauszufinden, wo das beste Versteck sein könnte.«
»Wenn er dort ist, hätten ihn Bernhards Soldaten aber finden müssen!«
»Sie könnten Wind davon bekommen und ihn woanders versteckt haben.«
»Erinnerst du dich an Einzelheiten?«, wollte Elisabeth wissen.
»Ja, ich habe gerade das Bild des Klosters vor Augen. Es liegt dicht an der Stadtmauer und ist selbst von einer Mauer umgeben. Es gibt zwei Haupteingänge; einer ist verschlossen, der andere durch einen Pförtner bewacht. Direkt an das Eingangsgebäude schließt sich die Kirche an. Wenn man durch die Klosterpforte eintritt, gelangt man zunächst zu den Konventsgebäuden. Dort war ich beim letzten Mal in der Bibliothek. Weiter nach Norden schließen sich die Wirtschaftsgebäude an. Dort ist auch der Garten, der die Mönche mit dem Nötigsten versorgt.«
»Siehst du einen Punkt, der in Frage käme?«, fragte Elisabeth.
»Warte«, sagte Leader. »Ich habe es gleich. Zwischen Konventsgebäuden und Wirtschaftsgebäuden gibt es eine Verbindung, ein Übergangsgebäude mit einem Turm. In diesen Turm werden Mönche geschickt, welche die Gebote übertreten hatten, eine Art Karzer also. Ich glaube, dort müssen wir suchen!«
»Wie sollen wir denn da hineinkommen?«, gab Hans zu bedenken. »Wie sollen wir an dem Pförtner vorbeigelangen?«
»Und vor allem«, setzte Daniel hinzu, »wie sollen wir begründen, was wir dort zu suchen haben?«
»Das werden wir gar nicht begründen«, antwortete Leander. »Es gibt nämlich noch zwei Seiteneingänge. Heute Abend wird es sehr neblig sein, der Dampf steigt schon von der Dreisam auf. Das wäre günstig für uns.«
»Was meinst du, sollen wir alle miteinander dort hineingehen?«, fragte Konstantin.
»Nein, wir machen es wie bei den Streifzügen im Kaiserstuhl«, entschied Leander.
»Zwei halten draußen Wache, der Rest geht hinein und befreit den Kardinal.«
»Und wenn er gar nicht dort ist?«, fragte Elisabeth. Leander blickte sie an und zuckte mit den Achseln. Er sollte recht behalten: Am Abend hing der Nebel so dicht in den
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