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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Gefühl nicht los, dass sie jemand belauscht, das Buch gesucht und an sich genommen hatte.
    Elisabeth hatte den Vorfall schon fast wieder vergessen. Nur nachts träumte sie des Öfteren von brennenden Büchern und davon, dass zwei Mönche in schwarzweißen Kutten in ihr Zimmer kämen und sie aus dem Bett rissen. Etwa zwei Wochen später sprach es sich im Schloss herum, dass Bernhard von Sachsen-Weimar eingetroffen sei, um seine finanzielle Unterstützung abzuholen. Es sei ein öffentlicher Empfang im Louvre geplant, an dem sie auch teilnehmen könnten. So sagte es ihnen der Oberhofmarschall, der stets im Schloss anwesend war für die Gelegenheiten, an denen der König seine Nächte hier verbrachte. So fuhren sie am nächsten Tag in einem leichten Einspännernach Paris hinein. Auf den Straßen wimmelte das Leben. Es roch nach geröstetem Fleisch und nach dem Parfüm der schön gekleideten Damen. In den Gärten begannen die Zwetschgenbäume zu blühen, im Park am Louvre standen erste Narzissen und Krokusse. Die Gäste wurden in einer großen Halle mit gewölbter Decke empfangen. An den Säulen zogen sich kunstvolle rote Streifen entlang. Von der Decke hingen gewaltige Lüster, in denen unzählige Kerzen brannten. Elisabeth, Agnes und der Kardinal stellten sich zu den Höflingen und sonstigen Besuchern, die zum Empfang geladen waren. Der König, die Königin, Bernhard von Sachsen-Weimar und Kardinal Richelieu wurden angekündigt und traten ein. Bernhard von Sachsen-Weimar war ein stattlicher Mann Anfang der dreißig, groß, schlank, mit langen, dunklen Locken und dem unvermeidlichen Schnauzbart. Über seinem blanken Harnisch trug er eine wollseidene Schärpe. Kardinal Richelieu trug ein rotes, weit drapiertes Gewand mit dem Kardinalshut, die Königin war in Seide und Brokat gekleidet.
    »Was hat er mir vorzutragen?«, fragte der König Bernhard mit lauter Stimme. Das weiß er doch ganz genau, dachte Elisabeth, aber na ja, die Etikette …
    »Ich bin gekommen, Majestät, weil ich mein absolut notwendiges Kriegsgeld abholen möchte. Mit Eurer Gattin huldvoller Erlaubnis«, fügte er hinzu, in dem er sich vor Königin Anna verneigte. Die lächelte ihm zu und bot ihm die schmale, behandschuhte Hand zum Kuss. Elisabeth sah, wie der König zusammenzuckte. Dachte er vielleicht, seine Frau könnte ein Verhältnis mit dem Feldherrn haben? Schließlich hatte er gewiss schon öfter in den Gemächern des Louvre genächtigt.
    »W… wie steht es mit den Kampfhandlungen?«, wollte der König von Bernhard wissen. »Habt Ihr, wie vereinbart, Städte, Burgen und vor allem Land erobert?«
    Bernhard richtete sich auf.
    »Kardinal Richelieu«, er blickte in dessen Richtung, »hat einmalgeäußert, dass Frankreich an vier Übeln leide: dem ungezügelten Ehrgeiz Spaniens, den Ausschweifungen des Adels, dem Mangel an Soldaten und dem Fehlen jeglicher Geldreserven für die Kriegsführung.«
    »Da… das stimmt nicht, Monsieur! Unser Bankier Bartholomäus Herwarth hat die Gelder immer zur Verfügung gestellt! Schließlich ist er ein Nachfahre der berühmten Augsburger Kaufmannsfamilie Fugger.«
    »Mit Verlaub, Majestät, die Hilfsgelder gehen nicht regelmäßig ein. Es ist nicht das erste Mal, dass ich sie anmahnen oder, wie heute, selbst in Paris abholen muss. Überdies hat man mir Pater Josef zur Seite gestellt, der mich ständig darüber belehren will, wie man Festungen erobert.«
    »Geht nicht zu weit mit Euren Äußerungen!«, warf der Kardinal mit finsterer Miene ein. »Pater Josef ist ein enger Vertrauter von mir!«
    »Ich glaube, dass er großen Anteil an der mangelhaften Unterstützung durch Eure Eminenz und den König hat«, gab Bernhard zurück.
    »Nun, was hat Er an Erfolgen vorzuweisen?«, meinte Richelieu unbeirrt.
    Bernhard räusperte sich. »Anfang letzten Jahres habe ich Elsaßzabern erobert, obwohl mein Heer durch Hunger und Pest schon fast aufgerieben war. Bei Champlitte habe ich den kroatischen Haufen des Generals Isolani überfallen, dessen Schätze mir in die Hände fielen.«
    »Isolani hat sie mit unvorstellbarer Grausamkeit aus der Bevölkerung herausgepresst«, fiel Richelieu ein.
    »Es waren trotzdem Schätze, die unserem Land zugutekamen«, versetzte Bernhard.
    »Aber Ihr habt das ganze Jahr vertan!«, beharrte Richelieu auf seinem Standpunkt. »Es gab nur Truppenbewegungen, Überfälle, Gewaltmärsche und Zerstörung der Städte und Dörfer.«
    Bernhard straffte sich abermals. »Kardinal Valette hindert mich immer

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