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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Asyl zu gewähren«, meinte Richelieu. »Was haltet Ihr davon, wenn Ihr dieses Jagdschloss bewohnen würdet? Da lässt sich der Winter gut verbringen. Und falls Langeweile aufkommen sollte: Ihr könnt an allen Festen und Hofgelagen im Louvre teilnehmen.«
    Elisabeth sah, wie Agnes strahlte.
    »Glaubt Ihr, dass es dem König und der Königin recht sein wird?«, fragte Weltlin.
    Richelieu lächelte hintergründig.
    »Ihm ist so ziemlich alles recht, was ich ihm vorschlage.«
    »Damit wäre meine Mission erfüllt«, sagte Mutter Regiswind lächelnd. »Ich werde ins Kloster Lichtenthal zurückkehren und mich um meine Schäfchen kümmern.«

15.
    In den nächsten Tagen nahm Elisabeth die Küche des Schlosses in Augenschein.
    Sie war mit einem großen Herd in der Mitte, Tischen und anderen Arbeitsflächen ausgestattet. An den Wänden hingen Gerätschaften wie Spieße, Schöpfkellen und Messer in allen Variationen. Sie kochte Bœuf en Daube , geschmortes Rindfleisch in Rotwein. Das schmeckte allen so gut, dass sie um weitere Beiträge ihrer Kochkunst gebeten wurde. Elisabeth kochte Alicot , Gänseklein mit Kastanien, Faisan en Citron , bereitete Karamelcreme und Birnen in Champagner zu und buk Kuchen mit eingelegten Aprikosen. In der Schlossbibliothek fand sie das Kochbuch von Varenne, daraus lernte sie, wie man Gemüse zubereitete. Sie stellte Kastanienpüree her, schmorte Mangold in Buttersoße, sott Schwarzwurzeln, Wirsing, glasierte Zwiebelchen und, da es auf den Winter zuging, Austernpilze als Beilage zu Kalbskoteletts. Elisabeth sorgte dafür, dass die arme Bevölkerung des Dorfes genug zu essen und Brennholz im Winter hatte. Die Bauern belieferten das Schloss mit Fleisch, Mehl und Lagergemüse. Sie trugen viel Dreck herein, ebenso wie die Adligen, die zu Besuch kamen. Es roch oft unangenehm, weil die Höflinge ungeniert in das Treppenhaus urinierten, wenn sie zu faul waren, den Abtritt aufzusuchen. So musste ständig geputzt und renoviert werden. Nur wenige Räume im Schloss waren beheizbar, dazu gehörte die Bibliothek, in die sich Kardinal Weltlin tagsüber zurückzog, in der er las und schrieb. Agnes blühte auf, so hatte sie sich ihr Leben in der Fremde immer vorgestellt. Tagsüber spielte sie auf dem Spinett, blätterte in Novellen und heroischen Romanen, die insDeutsche übersetzt worden waren, erging sich im Schloss, ließ sich von vorne bis hinten bedienen und fieberte den Festen entgegen, die regelmäßig im Louvre veranstaltet wurden. Kardinal Weltlin hielt sich bei diesen Gelegenheiten immer im Hintergrund. Beim Tanzen der Gavotte sah Elisabeth seinen Blick, mit dem er sie betrachtete. Es war eine Mischung aus Traurigkeit und Stolz. Agnes nutzte die Gelegenheit, um ihren Kavalieren schöne Augen zu machen, doch soweit Elisabeth es übersehen konnte, überschritt sie nicht die Grenzen des guten Geschmacks. Die Königin lächelte und führte Konversation, aber sie konnte Elisabeth nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie im Grunde ihres Herzens todunglücklich war. Die Mutter Ludwigs XIII., Maria von Medici, hatte die Hochzeit vor zweiundzwanzig Jahren arrangiert. Anna und Ludwig XIII. waren ein sehr unterschiedliches Paar. Er bevorzugte die Jagd, mied nach Möglichkeit Geselligkeiten mit vielen Menschen und geriet immer wieder ins Stottern. Anna von Österreich liebte das Theater, den Tanz und die leichte Muse. Am Anfang der Ehe hatte Anna drei Fehlgeburten und wurde daraufhin von ihrem Gatten fallen gelassen. Ihr wurden Affären mit Adligen nachgesagt wie mit Henri II. von Montmorency oder dem Herzog von Buckingham.
    Eines Nachmittags suchte Elisabeth Kardinal Weltlin in der Bibliothek auf. Es war Ende Februar. Wie immer brannte ein Feuer im Kamin, das eine wohlige Wärme verbreitete. Vor den verglasten Fenstern waberte der Nebel.
    »Nun, seid Ihr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben, Herr Weltlin?«, fragte sie.
    Der Kardinal legte sein Buch, in dem er gerade las, aus der Hand. »Danke der Nachfrage, Elisabeth, es geht mir gut. Aber zufrieden bin ich nicht gerade. Der Verlauf des Krieges bekümmert mich. Es geht nichts vor und nichts zurück. Bernhard von Sachsen-Weimar hat einen ähnlich starken Einfluss auf die Geschehnisse wie Wallenstein vor seiner Ermordung. Richelieu,der ihn bekanntlich unterstützt, hat ein kampfstarkes Heer ausgerüstet wie der Kaiser, aber er kann sich nicht darauf verlassen. Da die Hilfsgelder nicht regelmäßig eingehen, musste Bernhard die Unterstützung schon manchmal

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