Die Köchin und der Kardinal
Eierkuchen mit Kompott und Mandelplätzchen. Elisabeth saß Königin Anna schräg gegenüber und stellte fest, dass diese Kardinal Richelieu mit einer Mischung aus Furcht und Ärger betrachtete. Richelieu selbst zog Kardinal Weltlin in eine Unterhaltung.
»Was gibt es aus Eurem Domkapitel zu berichten?«, fragte er.
»Es ist wohlgeordnet«, gab Weltlin zur Antwort. »In letzter Zeit habe ich mich mehr in Baden, Speyer und Trier aufgehalten. Und im Kloster Lichtenthal«, setzte er hinzu.
»Ach, dann habt Ihr gewiss auch den Bischof Philipp von Sötern gekannt«, meinte Richelieu. »Der vom ehrwürdigen Kaiser Ferdinand nach Linz geschafft wurde.«
»W… weil er sich auf unsere Seite gestellt hat, nicht wahr?«, bemerkte Ludwig XIII.
»Ja, und auch dem Papst wird er ein Dorn im Auge gewesen sein«, sagte Richelieu.
»Wenngleich Urban VIII. ja immer versucht, sich aus allen Streitigkeiten der Völker herauszuhalten.«
»Der hat wohl mehr damit zu tun, seine Pfründe zu sichern«, warf Königin Anna ein.
»Und damit, seine Mätressen zu zählen!« Der Höfling, der das gesagt hatte, prustete verhalten los. Die ganze Tischgesellschaft kicherte und lachte. Dann widmete man sich wieder seinem Essen.
»Über Mätressenwirtschaft, liebestolle Höflinge und Buhlen braucht Ihr Euch nicht lustig zu machen!«, sagte Richelieu scharf. Irrte sich Elisabeth oder hatte er die Königin dabei im Visier gehabt?
Die Tischgesellschaft schwieg betroffen. Mutter Regiswind schien zu spüren, dass es Zeit für einen Themenwechsel war.
»Im Kloster Lichtenthal leben wir zwar zurückgezogen, aber wir haben gehört, dass Eure Exzellenz, König Ludwig, und Eure Eminenz, Kardinal Richelieu, den Johann von Werth ganz trefflich zurückgeschlagen haben.«
Wie auf ein Stichwort hin begann nun auch Richelieu zu erzählen: »Ja, das hatte er sich wohl so gedacht, qui fit pleurer le Roy de France und a fait trembler le cardinal, womit ich gemeint sein sollte. Aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In seiner Vermessenheit kündigte er uns an, binnen kurzem den Doppeladler vor dem Louvre aufzupflanzen. Piccolomini und der Prinz von Savoyen, seine Wegbegleiter, sind jedoch Zauderer, was keine Zierde eines Feldherrn ist. Unser König Ludwig XIII. und ich hatten uns ihm entgegengestellt. Mit fünfzigtausend Mann rückten wir nach Compiégne vor, um die dreisten Krieger zu vertreiben. Sie zogen sich zurück und befinden sich jetzt in Corbie.«
»Wo sie den Belagerten Vorräte verschaffen«, ergänzte der König.
»Hoch lebe unser König, hoch lebe Kardinal Richelieu!«, riefen die Höflinge.
»Damit habt Ihr recht getan«, sagte Mutter Regiswind. »Jan van Werth hat so viel Übles verbrochen, dass er an seiner Seele schweren Schaden genommen haben muss.«
»Die sollten sich mal lieber um den Dreck im eigenen Hause kümmern«, hörte Elisabeth ihre Tischnachbarin einem Höfling zutuscheln. »Schon so lange verheiratet, und noch kein Thronerbe in Sicht!«
»Der König nächtigt auch nie bei ihr«, flüsterte der Höfling zurück. Beide kicherten lautlos in sich hinein.
»Was gibt es da zu lachen?«, fragte Richelieu mit finsterer Miene.
»O, entschuldigt, Eure Eminenz, wir hatten uns nur gerade vorgestellt, wie van Werth und seine Leute von Flöhen gebissen werden und Pferdefleisch essen müssen, derweil wir hier so köstlich speisen.«
Richelieu schien sich mit dieser Antwort zufriedenzugeben. Das Mahl war inzwischen beendet, der König hob die Tafel auf. Er zog sich in seine Gemächer zurück, während Königin Anna der Kapelle zuwinkte, zum Tanz aufzuspielen. Richelieu bat Weltlin, Mutter Regiswind, Elisabeth und Agnes zu einer Unterredung ins Nebenzimmer. Eine Dienerin brachte Champagner in hochstieligen Gläsern.
»Ihr hattet um unsere Hilfe gebeten, Kardinal Weltlin«, sagte Richelieu. »Die werden wir Euch nicht verweigern, da Ihr auf unserer Seite steht. Was können wir für Euch tun?«
»Wir bitten um Euren Schutz, Kardinal Richelieu«, sagte Weltlin. Elisabeth merkte, mit welchem Bedacht er seine Worte wählte. »Papst Urban, über den ja schon gesprochen wurde, hat uns seine Schergen geschickt, um uns einzuschüchtern.«
»Was glaubt Ihr, warum er das getan hat?«, fragte Richelieu.
»Ich nehme an, aus demselben Grund, aus dem er Euch schon einmal die Exkommunizierung angedroht hat, deshalb nämlich,weil Ihr auf der Seite Frankreichs und damit der der Protestanten steht.«
»Das wäre allerdings ein Grund, Euch
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