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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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anführt. Laut einem Vertrag von heute bekommt Bernhard vier Millionen Livres jährlich, um den Krieg erfolgreich führen zu können.«
    Bei diesen Worten spürte Elisabeth, wie ihr alles Blut aus dem Kopf wich. Was würde aus ihnen werden, wenn sie in einem Tross mitziehen, womöglich Schlachten miterleben mussten? Abermals schaute sie ihre Schwester an. Um deren Mund spielte ein unergründliches Lächeln.
    »Nehmt Ihr diese Bedingungen an, Kardinal Weltlin?«, fragte Richelieu mit drohendem Unterton.
    »Als was soll ich dort fungieren?«, fragte Kardinal Weltlin.
    »Als Feldgeistlicher und als Berater des Bernhard von Sachsen-Weimar«, war die Antwort Richelieus. »Über Eure Équipage nebst bewaffneten Reitern könnt Ihr selbstverständlich verfügen.«
    Und ich könnte als Trossköchin fungieren, dachte Elisabeth, aber sie sagte nichts mehr.

16.
    Ein Ende der beschwerlichen Fahrt von Versailles nach Mömpelgard war in Sicht.
    Elisabeth schmerzten alle Knochen im Leib. Unterwegs hatten sie in recht guten Herbergen übernachtet, dank der Subsidiengelder Bernhard von Sachsen-Weimars.
    Auch die Verpflegung ließ nichts zu wünschen übrig. Elisabeth hatte sich die Zeit damit vertrieben, aus dem Fenster der Kutsche zu schauen. Sie sah Berge, Täler, Städte und Dörfer an sich vorüberziehen. Obstbäume blühten in voller Pracht, die Wälder waren mit einem grünen Flaum überzogen. Recht bald nach ihrer Abfahrt hatte Elisabeth ihre Schwester zur Rede gestellt. Sie rasteten in einem Wirtshaus bei Fontainebleau und saßen zusammen auf ihrer Stube. Elisabeth beschloss, nicht um die Sache herumzureden.
    »Der Kardinal hat mir erzählt, dass du dich auf seinen Schoß gesetzt und versucht hast, ihn zu küssen«, sagte sie.
    »Und wenn ich das getan hätte, was dann?«, gab Agnes zurück.
    »Das schickt sich nicht, Agnes! Was ist nur in dich gefahren!«
    »Unser Vater hatte es auch gern, wenn ich mich auf seinen Schoß gesetzt habe«, sagte Agnes. Ihre Lippen waren zusammengekniffen.
    »Kardinal Weltlin ist aber nicht dein Vater!«
    »So, was ist er dann? Dein Geliebter?«
    Elisabeth blieb einen Augenblick lang die Luft weg. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Na, weil ihr so viel beisammen seid und weil er dich immer so verliebt anguckt«, gab Agnes zurück.
    »Er ist ein väterlicher Freund von uns, der uns beschützt und uns helfen wird, unsere Familie wiederzufinden.«
    »Ein väterlicher Freund von dir, meinst du wohl.«
    »Du bekommst doch genug, oder?«
    »Ich hätte gern mehr schöne Kleider, Schmuck und Schminke.«
    Elisabeth lachte. »Um damit wen zu verführen? Hier auf der Reise gibt es nur den Kardinal, und der ist unberührbar, wie du eigentlich wissen müsstest. Im Tross kannst du die Söldner aufreizen, aber was du davon hast, wirst du sehr bald merken. Im Lager wird es schmutzig sein, das Leben wird hart werden.«
    Agnes schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ach, und ich dachte, da fahren wir mit der Kutsche spazieren, besuchen fremde Städte und kaufen ein!«
    »Vielleicht gibt es auch das, Agnes. Wir wollen morgen den Kardinal fragen.«
    Bei der Weiterfahrt wandte sich Elisabeth an den Kardinal.
    »Wie ist denn so das Leben in einem Tross?«, wollte sie wissen.
    »Ein Zuckerschlecken ist es nicht«, gab Weltlin zurück. »Ich bin unter Tilly in einem Tross mitgezogen, auch als Berater und Feldgeistlicher. Da Ihr unter meinem Schutz steht, kann Euch das Schicksal der meisten Frauen, die in einem Tross leben, allerdings nicht ereilen.«
    »Was für ein Schicksal?«, fragte Agnes.
    »Frauen spielen in der Lagergesellschaft eine große Rolle«, erklärte Weltlin. »Es sind meistens Mägde, Ammen oder Aufwärterinnen, die ihren Ehemännern in das Heer gefolgt sind. Sie tragen schwere Lasten auf ihren Rücken, gebären Kinder, die häufig die Strapazen der Heerzüge nicht überleben. Neben der Versorgung des Haushalts unterstützen sie die Soldaten beim Beutemachen.«
    »Und wenn sie ihre Gatten verlieren?«, fragte Agnes.
    »Dann sind sie schutzlos. Aber das kann Euch beiden ja nichtgeschehen«, beruhigte sie Kardinal Weltlin. »Und selbst wenn es mich einmal erwischen sollte, ist immer noch Bernhard von Sachsen-Weimar da.«
    Elisabeth mochte nicht daran denken, was geschehen würde, wenn sie dieses Schutzes verlustig gingen. Dann würden Agnes und sie wohl beide zu Trosshuren werden.
    Sie erreichten das Städtchen Mömpelgard, das mit seinen grauen Mauern, Kirchen und Häusern in eine Biegung des

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