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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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selbst hier in Paris abholen. Bald wird er wieder auftauchen, ein Bote hat sein Erscheinen für Mitte März angekündigt. Anders als Wallenstein, der Geld und Hilfsmittel vom habsburgischen Kaiser erhielt, ist Bernhard ein verarmter Adliger, der nach dem Besitz von Ländereien strebt. Der König hat ihm Gebiete des Elsass versprochen, wenn er die katholische Religion dort zulässt. Aber er schlägt sich mit seinen Truppen dort herum und erreicht fast nichts.«
    »Was sollte er denn erreichen?«, fragte Elisabeth. Eigentlich war sie nicht in die Bibliothek gekommen, um mit dem Kardinal über den Krieg zu sprechen.
    »Er sollte einen entscheidenden Sieg erringen«, antwortete der Kardinal.
    »Und dann?«
    »Dann hätte Frankreich die Vormachtstellung, und der Krieg wäre beendet.«
    »Das wünsche ich mir so sehr«, meinte Elisabeth. »Dann könnten wir auch wieder nach Hause zurückkehren.«
    Sie merkte, dass der Kardinal zusammenzuckte.
    »Das wäre mir gar nicht so lieb«, sagte er. »Ich habe Euch sehr in mein Herz geschlossen, Elisabeth. Wenn ich nicht den Kardinalshut tragen müsste …« Er ließ den Rest des Satzes in der Luft stehen. Elisabeth wurde es warm ums Herz, wie schon einmal.
    »Ich habe Euch auch sehr gern, Herr Weltlin, das wisst Ihr so gut wie ich.«
    »Was ist denn eigentlich mit Eurer Schwester los?«, fragte der Kardinal.
    »Warum, was meint Ihr?«
    »Sie kommt immer wieder zu mir in die Bibliothek und versucht,mir schöne Augen zu machen. Angeblich sucht sie nach neuen Büchern, die sie lesen könnte. Einmal hat sie mir so deutliche Avancen gemacht, dass ich sie hart anfahren musste.«
    »Was hat sie getan?«, fragte Elisabeth erschrocken.
    »Sie versuchte, sich auf meinen Schoss zu setzen und mich zu küssen.«
    »Das hat sie früher immer bei unserem Vater gemacht«, entgegnete Elisabeth erregt. »Besonders dann, wenn ich gerade darauf saß! Dann war sie darauf aus, mich hinunterzustoßen.«
    »Vielleicht solltet Ihr Eurer Schwester einmal ins Gewissen reden«, schlug der Kardinal vor.
    »Sie hört aber nicht auf mich.«
    »Versucht es trotzdem. Wenn sie das noch einmal macht, müssen wir Richelieu ersuchen, sie in ein Kloster zu bringen.«
    »Ich werde schon mit ihr fertig«, beteuerte Elisabeth, war sich aber nicht sicher, ob ihr das auch gelingen würde.
    »Leider hat sie«, der Kardinal zögerte einen Augenblick, »diese eine gewisse Sache mitbekommen. Sie wird weiterhin versuchen, uns auszuhorchen.«
    »Aber sie wird nichts mehr finden, Herr Weltlin! Das eine Buch liegt immer noch dort, wo ich es einst hingetan habe. Agnes hat nur mitbekommen, dass ich verbotene Bücher in meinem Rucksack hatte, die dann ordnungsgemäß nach Rom geschickt wurden.«
    »Hier in dieser Bibliothek gibt es ebenfalls Werke, von denen der Papst lieber nichts wissen sollte«, meinte der Kardinal. »Dabei ist der König gut katholisch, wie ich weiß.«
    »Wahrscheinlich ist Frankreich einfach ein weltoffeneres Land«, mutmaßte Elisabeth.
    »Und tolerant gegenüber Andersdenkenden«, setzte der Kardinal hinzu. »Nichtsdestoweniger spielen aber auch bei Richelieu reine Machtinteressen mit. Er ist der mächtigste Mann Frankreichs!«
    »Na ja, dann werden ihn die paar Bücher im Jagdschlossnicht stören«, entgegnete Elisabeth. Ein Knarren von der Tür her ließ sie auffahren. Sie musste ein wenig offen gestanden haben, denn sie fiel mit einem leisen Klacken ins Schloss.
    »Habt Ihr die Tür nicht geschlossen, als Ihr hereinkamt?«, fragte der Kardinal. Aber Elisabeth war schon aufgesprungen und hinübergelaufen. Sie riss die Tür auf und spähte in den Gang hinaus, konnte aber niemanden entdecken. Sie kehrte zum Kardinal zurück.
    »Das ist mir unheimlich« sagte sie. »Ich werde gleich in mein Zimmer gehen und nachsehen, ob etwas fehlt.«
    Sie verabschiedete sich vom Kardinal und eilte den Gang entlang, die Treppe hinauf in ihr und Agnes’ Zimmer. Ihre Schwester war nicht anwesend. Gewiss war sie im Salon, wo sie ihre Bücher las. Elisabeth eilte zu einer geschnitzten Truhe und griff nach dem Rucksack. Sie zog ihn heraus und fasste nach der Lutherbibel. Der Schreck fuhr ihr heiß in die Glieder: Sie war fort, gestohlen! Oder hatte sie das Buch in der Zwischenzeit woanders versteckt? Nein, sie war sich ganz sicher, es seit dem Aufenthalt in Speyer nicht mehr angerührt zu haben. Aber es hätte auch überall sonst abhandenkommen können, es war ja eine lange Reise nach Paris gewesen. Und doch wurde Elisabeth das

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