Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
König nickte Vigor zu, worauf sich dieser an die Wachen wandte. Zwei Ork-Söldner traten vor, lösten die Fußfesseln des Gefangenen und schleppten ihn in die Mitte des Runds. Ein Gitterrost war dort in den Boden eingelassen, der von schimmerndem Zwergensilber überzogen war.
Dalfin wehrte sich nicht, als die Orks ihn auf das Gitter stellten und daran festketteten. Er schien sich damit abgefunden zu haben, was ihn erwartete, so wie es jeder der Zuschauer wusste, deren bange Blicke sich auf ihn richteten.
»Lehrt diesen meinen Untertan Respekt«, verlangte Winmar, »und tut es langsam, denn ich fürchte, er ist schwer von Begriff.«
Die Wachen zogen sich zurück. Trommeln wurden geschlagen, zu deren dumpfem Klang sich das Klirren von Ketten gesellte. Vigor blickte hinauf, nur um das große stählerne Behältnis zu sehen, das von der Decke des Kessels herabgelassen wurde und von dem silbrig glitzernder Dampf aufstieg.
Erneut ein Raunen über den Rängen. Einige Frauen und Kinder wandten sich ab, obschon es ihnen verboten war. Der Befehl des Königs lautete, dass alle Untertanen mitansehen sollten, was mit Verrätern geschah.
Dalfin stand nur da und wartete. Weder schrie er vor Angst noch winselte er um Gnade, was Winmar nicht zu gefallen schien. Die Züge des Zwergenkönigs entglitten, wurden zu einer hasserfüllten Fratze.
»Weg mit ihm«, befahl er und machte eine wegwischende Handbewegung – und der Behälter, der nun unmittelbar über dem Gefangenen schwebte, neigte sich.
Einen entsetzlichen Augenblick lang herrschte eisiges Schweigen im Kessel. Die Zeit schien stillzustehen, während Dalfin nur dastand, die Augen geschlossen und die Arme ausgebreitet wie jemand, der ein Geschenk empfangen sollte.
Dann ein fürchterliches Zischen – und aus der Nase, die der Rand des Behälters formte, ergoss sich ein Strahl flüssigen Silbers. Weiß und glühend schoss es herab und traf den Gefangenen an der Schulter, so heiß, dass sein Haar und die wenige Kleidung, die er noch am Leibe trug, sofort Feuer fingen. Einen entsetzlichen Augenblick lang behauptete sich Dalfin, des Drogos Sohn, gegen die grässlichen Qualen, dann brach ein weiterer Schwall flüssigen Verderbens herab und erstickte nicht nur die Flammen, sondern auch den furchtbaren Todesschrei, der den Kessel erfüllt hatte.
Folterknechte kamen von allen Seiten heran und schütteten Eimer mit Wasser auf das Gebilde, das in der Mitte des Gitters stand. Dampf stieg zischend auf und hüllte den Grund der Arena für einen Augenblick ein. Als er sich wieder legte, stand in der Mitte des Runds eine bizarre Skulptur aus Silber – eine weitere, die die Königsbrücke säumen würde und die einst eine lebende Kreatur gewesen war.
»Das nenne ich wahre Kunst«, kommentierte Winmar genüsslich und an Vigor gewandt, während die Folterknechte die nach verbranntem Fleisch stinkende Skulptur davontrugen. »Findest du nicht auch, dass dies ein besonders gelungenes Stück ist, General? Eines, das einen Ehrenplatz in der Sammlung verdient?«
»In der Tat, mein König«, bestätigte Vigor tonlos.
»Ich denke, ich werde es mit mir nehmen, wenn ich Gorta Ruun verlasse.«
»Wenn Ihr Gorta Ruun verlasst?« Vigor sah seinen Herrscher an. »Was meint Ihr damit?«
Winmar hob eine schwarze Braue. »Sollte ich dir das noch nicht mitgeteilt haben? Ich werde Gorta Ruun den Rücken kehren und meinen Königssitz nach Tirgas Winmar verlegen.«
»Nach Tirgas Winmar?« Vigor starrte weiter, bis ihm klar wurde, dass er einen ziemlich einfältigen Anblick bieten musste. »Ihr … Ihr wollt der Stadt Eurer Väter den Rücken kehren? Dem Sitz der Könige?«
»Allerdings will ich das. Gorta Ruun war nie dafür gedacht, Mittelpunkt eines Großreiches zu sein, dafür ist es viel zu weit nördlich gelegen. Tirgas Winmar hingegen hat alles, was ein Herrschersitz braucht. Die Stadt ist weiter südlich und am Wasser gelegen, zudem ist das Wetter milder und meinem Befinden sehr viel zuträglicher. Und überdies«, fügte er grinsend hinzu, »ist die Stadt nach mir benannt. Könnte es noch einen besseren Grund geben, sie zu meiner Hauptstadt zu machen?«
»A-aber mein König«, stammelte Vigor hilflos, während vor den Augen der schweigenden Masse der nächste Hochverräter seiner Bestrafung zugeführt und mit flüssigem Metall übergossen wurde. Dass der Mann bereits beim ersten Schwall zusammenbrach und sich am Boden windend ein elendes Ende fand, bekam der Anführer der königlichen
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