Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Geheimpolizei kaum mit.
    Trotz der Behauptungen Winmars konnte er sich keinen Grund denken, der einen Zwergenherrscher dazu bewegen würde, Gorta Ruun zu verlassen, den angestammten Wohnsitz aller Söhne und Töchter des Berges. Hier war die erste Zwergenkolonie gegründet worden, hier stand der Thron der Äxte, von hier erhoben sich die Sieben Türme über die Gipfel …
    »Mein Entschluss scheint dir nicht zu behagen«, stellte Winmar fest.
    »Mein König«, wandte Vigor prompt ein, »bedenkt die Traditionen …«
    »Ich gebe wenig auf Traditionen, das solltest du bereits wissen«, beschied der Zwergenkönig ihm knapp und mit leuchtenden Augen. »Was vor mir gewesen ist, interessiert mich nicht – ich bin die neue Tradition, nach der sich alles andere zu richten hat. Hast du daran Zweifel?«
    »Nein, mein König«, bestätigte Vigor, während die formlose Skulptur des Hochverräters davongetragen wurde. »Wie könnte ich?«
    Sein Blick glitt zu Ansgar und den anderen Gelehrten. Wie immer hielten sie sich im Hintergrund und verbargen sich unter ihren dunklen Kapuzen, doch er zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie es gewesen waren, die Winmar zu diesem Entschluss bewogen hatten.
    Die Frage war, aus welchem Grund.

4
    W oher wisst Ihr, wer ich bin?«
    Die Frage, die Dag die ganze Zeit über auf den Lippen gebrannt hatte, platzte endlich aus ihm heraus. Dem Gesetz der Gastfreundschaft folgend, hatten sie den seltsamen Alten, von dem keine Bedrohung auszugehen schien, in ihre Höhle gebeten. Während Tiffor an der Feuerstelle die karge Abendmahlzeit zubereitete, die aus Wurzeln und Blaubeeren bestehen würde, saßen Dag und der Fremde auf hölzernen Schemeln an dem groben, aus dem der Länge nach halbierten Stamm einer Tanne gefertigten Tisch.
    »Ich weiß manches, mein junger Freund«, gab der Alte mit ruhiger, sonorer Stimme zur Antwort. »Bisweilen weniger, als ich gerne wissen würde – meist jedoch mehr.«
    »Ihr seid ein seltsamer Kauz«, stellte Dag fest.
    »Und du bist reichlich unverschämt. Hast du denn keinen Respekt vor dem Alter?«
    Dag lauschte den Worten nach, konnte jedoch keine echte Gekränktheit darin erkennen. »Ich habe vor gar nichts mehr Respekt, alter Mann«, entgegnete er.
    »Das glaube ich gern«, gab der Alte zurück, und plötzlich schwang Bedauern in seiner Stimme mit. »Nicht einmal vor dir selbst, nicht wahr?«
    »Was geht Euch das an?«, fauchte Dag. Wenn man ihn verspottete, weil er blind war, war das eine Sache. Noch unerträglicher jedoch war ihm das Mitleid von Menschen, die nicht den Hauch einer Ahnung hatten, was er durchlebte …
    »Du solltest dich sehen«, fuhr der Alte unbeirrt fort. »Verwahrlost am Äußeren wie im Inneren. Die Kleider in Fetzen und stinkend wie ein Schwein.«
    »Sonst noch was?«
    »Du erinnerst mich an jemanden, den ich einst traf, vor sehr langer Zeit. Ein wenig war er wie du. Große Talente, aber auch sehr viel Zorn …«
    »Und, wurde er ebenfalls ein Einsiedler?«, fragte Dag ohne echtes Interesse.
    »Er wurde ein Held.«
    Dag schnaubte geräuschvoll durch die Nase. »Helden gibt es nicht. Nicht in einer Welt wie dieser.«
    »Es gab eine Zeit, da hast du anders gedacht …«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte Dag, und dabei fiel ihm ein, dass der Fremde noch kaum ein Wort über sich selbst verloren hatte. »Überhaupt habt Ihr uns noch immer nicht gesagt, wer Ihr seid.«
    »Weil es keine Rolle spielt«, sagte der Alte so voller Überzeugung, dass man ihm kaum widersprechen konnte. »Namen kommen und gehen. Für dich ist nur von Bedeutung zu wissen, dass ich dich beobachtet habe, über lange Zeit hinweg. Deshalb weiß ich, wer du einst gewesen bist – und wenn ich sehe, wozu du geworden bist, dann erfüllt mich das mit tiefer Trauer.«
    »Das tut mir außerordentlich leid, wenn Euch nicht gefällt, was Ihr seht«, sagte Dag und schnitt eine Grimasse. »Wenn Euch mein Anblick deprimiert, dann geht. Ich kann Euch versichern, dass Ihr nichts verpasst – Tiffs Wurzelsud schmeckt so abscheulich bitter, dass er ohnehin kaum zu genießen ist.«
    »He«, drang es vom Feuer her, »das habe ich gehört …«
    »Du denkst, ich bin gekommen, weil ich hungrig bin und Obdach suche?« Leiser Spott war jetzt aus den Worten des Alten herauszuhören, was Dag nur noch mehr ärgerte.
    »In diesen Tagen wäre mancher froh, wenn er eine warme Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf hätte.«
    »Aber nicht ich bin es, der von uns beiden hungrig ist und ein

Weitere Kostenlose Bücher