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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Obdach braucht. Du weißt es nur nicht.«
    »Wovon schwafelt Ihr da?« Dag starrte blicklos in die Richtung, in der er den Alten vermutete. »Ich habe, was ich brauche!«
    »Wie ich schon sagte – du weißt es nicht.«
    »Was wollt Ihr damit sagen? Ihr sprecht immerzu in Rätseln, und die habe ich langsam satt!«
    »Nein, mein Junge«, drang es ruhig zurück. »Das Rätsel bist du. Die vergangenen zehn Monde haben dich verändert. Ich will dich an das erinnern, was du gewesen bist. Wo sind deine Ideen geblieben? Wo die Ideale, an die du einst geglaubt hast? Hast du nicht stets auf ein besseres Morgen gehofft? Auf eine friedliche Zukunft? Hattest du nicht Visionen von Schiffen, die durch die Lüfte schweben und alle Völker Erdwelts miteinander verbinden?«
    Dass der kauzige Alte ihn zu kennen, mehr noch, dass er nach ihm gesucht zu haben schien, war an sich schon seltsam genug. Aber dass er von Dingen wie diesen wusste, war beunruhigend. »Woher wisst Ihr das alles, alter Mann?«, verlangte Dag daher zu wissen.
    »Wie ich sagte – ich habe dich beobachtet.«
    »Es gibt nur eine Handvoll Menschen, denen ich je von diesen Dingen erzählt habe. Um davon zu wissen, müsst Ihr folglich mehr getan haben als nur beobachtet.«
    »Kaum. Die Kunst, mehr zu wissen als andere, besteht lediglich darin, in den entscheidenden Momenten hinzusehen.«
    »Damit habt Ihr wohl recht, Meister«, rief Tiff vom Feuer herüber und lachte albern dabei. »Bedauerlicherweise weiß man nie, wann ein solcher zu erwarten ist.«
    »Das ist wahr«, schmunzelte der Alte.
    »Jetzt reicht es!« Dag schmetterte die Faust auf den Tisch. »Habt ihr beiden euch nun genug auf meine Kosten amüsiert? Ihr solltet Hofnarren werden, alle beide!«
    »Hast du das Gefühl, wir hätten uns über dich lustig gemacht?«, fragte der Alte nur, jetzt wieder ernst.
    Dag biss sich auf die Lippen. Die Wahrheit sah eher so aus, dass ihn jede Form von Heiterkeit ärgerte, seit er sein Augenlicht verloren hatte. Der Grund dafür, dass er sich in dieser Höhle verkrochen hatte, war nicht zuletzt der, dass er vor den Menschen geflohen war, vor ihrem Lärm, ihrem Geschrei – und ihrem Gelächter …
    »Du bist verbittert«, stellte der Alte fest.
    »Ist das ein Wunder? Wenn Ihr tatsächlich wisst, was mir widerfahren ist, dann kennt Ihr auch den Grund für meine Bitterkeit.«
    »Was genau meinst du? Dass dein Vater, Herzog Osbert von Ansun, nie ein offenes Ohr für deine Visionen hatte? Dass er dich für einen Träumer und Schwächling hielt? Oder dass es dir nicht gelungen ist, den Konflikt zwischen dem Herzogtum und dem König friedlich beizulegen? Dass das Reich von Ansun dem Ansturm der Zwerge zum Opfer gefallen ist? Dass dein Vater in die Gefangenschaft König Winmars geriet?«
    »Genug«, knurrte Dag, der unter jedem Punkt dieser Auflistung zusammenzuckte wie unter einem Fausthieb.
    »Liegt es daran, dass du auf Geheiß König Winmars geblendet wurdest und dein Augenlicht verloren hast?«, fragte der Besucher, der tatsächlich alles zu wissen schien, dennoch unbarmherzig weiter.
    »Genug«, wiederholte Dag, lauter diesmal.
    »Oder liegt es am Ende daran, dass deine Sehnsucht unerfüllt blieb und deine Liebe Aryanwen, die Königin von Tirgaslan, Lavan geheiratet hat, den Marionettenkönig von Winmars Gnaden? Wenn sie dich so sehen könnte!«
    »Genug damit!« Wütend sprang Dag auf und beugte sich über den Tisch, so als könnte er den Alten, dessen Züge er sich nur ausmalen konnte, tatsächlich sehen. »Wagt es nie wieder, ihren Namen auszusprechen, hört Ihr?«
    »Warum nicht? Was willst du tun, Daghan von Ansun? Mich zum Schweigen bringen? Gegen mich das Schwert erheben? Das dürfte dir schwerfallen.«
    Der leise Spott, den Dag zu hören glaubte, ließ ihn vollends die Beherrschung verlieren. Seine Hände schossen vor wie zwei hungrige Schlangen, um den Fremden am Kragen seines Gewandes zu packen und emporzureißen – doch der Besucher, so alt und womöglich gebrechlich er sein mochte, wich Dags Händen mühelos aus, der Griff ging ins Leere.
    »Wie ich sehen kann, ist doch noch Kraft vorhanden«, anerkannte der Alte.
    »Was wisst Ihr von Aryanwen?«, schrie Dag in hilfloser Wut.
    »Ebenso viel, wie ich von dir weiß, denn auch sie habe ich beobachtet.«
    Dag spürte einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen. Sein Zorn ging ins Leere wie zuvor sein wütender Griff und wich tiefer Trauer. »Wenn es so ist, wie Ihr sagt … wie geht es ihr?«, stammelte

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