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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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er.
    »Sie ist wohlauf. Den Verhältnissen entsprechend. Sie lebt am Hof von Tirgaslan als Gemahlin eines Mannes, den sie nicht liebt.«
    »Es gibt keinen Grund, mich daran zu erinnern.« Dags Fäuste ballten sich, dass die Knöchel weiß hervortraten und die Fingernägel sich ins Fleisch der Handflächen bohrten. Den Schmerz, den er dabei verspürte, genoss er, denn er fühlte sich richtig an.
    Gerecht.
    Verdient …
    »Dich selbst zu hassen, hilft ihr nicht«, sagte der Alte, als könnte er geradewegs auf den Grund von Dags Seele blicken. »Du magst dir dafür die Schuld geben, aber Aryanwen hat ihre Entscheidung, Lavan nach Tirgaslan zu folgen, aus freien Stücken getroffen.«
    »Aber sie tat es, um mein Leben zu retten!«, widersprach Dag in Erinnerung an jenen schicksalhaften Moment, der ihrer beider Schicksal besiegelt hatte.
    Nach der verlorenen Schlacht um Ansun hatte Winmar, der siegreiche Zwergenkönig, Dag töten wollen. Aryanwen hatte ihn davon abgebracht, indem sie in die Ehe mit dem verräterischen Grafen Lavan eingewilligt hatte, der fortan als Winmars Handlanger über das Reich von Tirgaslan herrschen würde. So war Dag gerettet worden, aber zu welchem Preis …
    »Aryanwen wusste sehr wohl, was sie tat«, bekräftigte der alte Mann.
    »Das konnte sie nicht«, widersprach Dag leise. »Denn kaum war der Handel geschlossen, hat Winmar die Regeln geändert. Zwar tötete er mich nicht, jedoch ließ er mich blenden, damit ich ihm niemals wieder gefährlich werden könnte. Aryanwen hat also ihre Ehre geopfert, um einen wertlosen Krüppel wie mich am Leben zu erhalten. Kommt Euch das richtig vor?«
    »Du solltest dich schämen«, sagte der Alte nur.
    Dag blickte überrascht auf – eine Geste, die ihm geblieben war, auch wenn sie ihren Sinn verloren hatte. »Was meint Ihr?«
    »Indem du dich selbst so gering achtest, machst du Aryanwens Opfer zur sinnlosen Tat. Was sie getan hat, tat sie aus Liebe zu dir – du jedoch trittst all das mit Füßen.«
    »Was soll ich denn sonst tun? Seht mich doch an! Ich bin nur noch ein Schatten des Mannes, der ich einst gewesen bin!«
    »Das ist wahr – aber nicht, weil du dein Augenlicht verloren hast, sondern den Glauben an dich selbst. Sonst hättest du dich wohl kaum hier verkrochen, fernab vom Geschehen der Welt.«
    »Von welchem Geschehen sprecht Ihr, alter Mann? Für die Menschen gibt es kein Geschehen mehr! Die Zwerge haben Erdwelt erobert, das Zeitalter der Menschen ist zu Ende!«
    »Wenn du das glauben willst, was Winmar und seine Schergen euch einreden wollen, dann ist das deine Sache. Es gibt allerdings auch welche, die das anders sehen.«
    »So? Und wer?«
    »Im Westen erheben sich freie Orks gegen die mit den Zwergen verbündeten Gnomen«, erklärte der Alte. »Und hier im Osten weigern sich einige Clanlords, die fremde Vorherrschaft anzuerkennen.«
    Dag schnaubte verächtlich. »Die Hügelclans sind untereinander zerstritten wie zu allen Zeiten.«
    »Und das wird auch so bleiben, wenn niemand etwas ändert.«
    Dag lachte freudlos auf. »Wer sollte etwas ändern, alter Mann? Ihr vielleicht?«
    Die Frage verklang, aber Dag erhielt keine Antwort. Nur das Knistern des Feuers war zu hören und das ferne Heulen der Wölfe, die in der Dämmerung den Wald durchstreiften. Doch auch das Schweigen machte Dag klar, worauf der fremde Besucher, der ihn so überaus gut zu kennen schien, hinauswollte …
    »Ihr … Ihr meint mich?«, ächzte er fassungslos.
    »Du solltest deinen Beitrag zu dieser Welt leisten«, kam prompt die Bestätigung. Auch wenn nichts darauf hindeutete – Dag hätte schwören können, dass der Alte dabei lächelte.
    »Ich habe versucht, meinen … Beitrag zu leisten«, versicherte er, »und schändlich dabei versagt. Glaub mir, alter Mann – die Welt ist besser dran, wenn ich mich von ihr fernhalte.«
    »Und Aryanwen?«
    Dag zuckte erneut zusammen. »Was soll mit ihr sein?«
    »Um ihretwillen solltest du ins Leben zurückkehren und aufhören, dich hier zu verstecken.«
    Dag schüttelte resignierend den Kopf. »Auch sie ist besser dran ohne mich, das hat sich doch deutlich gez…«
    »Sie erwartet ein Kind.«
    »Was?«
    Hätte sich eine Faust in seine Magengrube gebohrt, die Wirkung hätte kaum verheerender sein können. Dag fühlte Übelkeit in sich emporsteigen. Seine Beine wurden weich, kraftlos sank er auf den Schemel zurück.
    Mit vielem hatte er gerechnet, nur nicht damit. Er hatte versucht, sich von der Welt fernzuhalten, sich der

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