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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Vergangenheit zu entrücken, so gut es ihm möglich gewesen war, um sich vor dem Schmerz zu schützen, der ihn aufzufressen drohte – aber in diesem Augenblick konnte er das nicht mehr. Tränen schossen ihm in die Augen, Tränen der Verzweiflung und des Zorns, während er hilflos den Kopf schüttelte.
    Nahmen der Schmerz und die Demütigungen denn nie ein Ende? Wie viel musste er noch erdulden?
    »Es ist wahr«, versicherte der fremde Besucher unbarmherzig. »Die Königin von Tirgaslan erwartet ein Kind – und bevor du dich weiter darüber grämst: Es ist nicht von ihrem Gemahl.«

5
    N ein!«
    Der Schrei, mit dem Winmar von Ruun aus dem Schlaf schreckte, war heiser und gepresst. Der König fuhr in die Höhe und riss die Augen auf, in der festen Überzeugung, dem Tod ins grässliche Antlitz zu sehen – aber da war nichts.
    Dunkelheit umgab den Monarchen, aus der sich erst ganz allmählich Konturen schälten. Die reich verzierten Pfosten seiner Bettstatt … die halb geschlossenen Vorhänge … jenseits davon sein Schlafgemach, in dem einige Leuchtkiesel für behagliches Halbdunkel sorgten.
    Winmar schnappte nach Luft. Sein breiter Brustkorb hob und senkte sich unter hektischen Atemzügen, sein seidenes Nachtgewand klebte schweißnass an seinem Körper. Erst ganz allmählich sickerte die Erkenntnis in sein Bewusstsein ein, dass es nur ein Albtraum gewesen war – die Todesangst jedoch war echt.
    »Hilfe!«, hörte er sich selbst im nächsten Moment brüllen. »Verdammt, helft mir …!«
    Kein Lidschlag verging, bis die Tür des Schlafgemachs aufgerissen wurde und die vertrauten Silhouetten der beiden Leibwächter erschienen, die davor postiert waren. Auch die Diener, die ihr Schlaflager im Vorraum hatten, waren sofort zur Stelle.
    »Majestät, was fehlt Euch …?«
    »Ich verlange Ansgar zu sprechen, sofort!«, schrie Winmar, der sich in seinem Bett wie ein riesiger, auf dem Rücken liegender Käfer wand. »Und schickt nach General Vigor! Ich verlange ihn augenblicklich zu sehen!«
    »Verstanden, Majestät.«
    Zwei der Diener huschten davon, während die übrigen alles unternahmen, um ihrem Monarchen die Zeit des Wartens zu verkürzen. Vigor hatte sie beizeiten wissen lassen, dass er zur Unduldsamkeit neigte – einem Diener, der einen Krug Bier verschüttet hatte, hatte er kurzerhand einen Fuß abhacken lassen, damit er in Zukunft eine Rechtfertigung für sein Ungeschick habe. Und da auch der Hofalchemist und der Anführer der königlichen Geheimpolizei um diese Eigenschaft ihres Herrschers wussten, dauerte es nicht lange, bis beide vorstellig wurden. Sich gegenseitig misstrauisch beäugend, traten sie an das Fußende des Bettes und verbeugten sich. »Ihr habt nach uns schicken lassen?«
    »In der Tat, das habe ich.« Mit einer Handbewegung, mit der man Fliegen verscheuchte, wies er die Diener an, das Gemach zu verlassen. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, fuhr er leiser fort: »Ich hatte ihn wieder, diesen …«
    »Ihr sprecht von dem Traum?« Vigor hob eine rote Braue. »Dem Traum, der immer wiederkehrt?«
    »Genau der.« In der Hoffnung, damit den schalen Nachgeschmack loszuwerden, den der Albdruck hinterlassen hatte, spuckte Winmar in den Napf, der neben seiner Schlafstatt bereitstand. Vergeblich …
    »Träume können mancherlei Bedeutung haben, wie Ihr wisst«, näselte Ansgar in seiner gewohnt kriecherischen Art. »Wenn Ihr es wünscht, werde ich einen Heiler bestellen, der Euch einen Schlaftrunk …«
    »Nein, verdammt«, blaffte Winmar. »Ich will keinen Quacksalber, der mir ein Gebräu aus euren dunklen Grüften kredenzt! Mich verlangt nach anderen Maßnahmen – Vigor?«
    »Mein König?« Der General trat an die Seite des Bettes.
    »Es war wieder derselbe Traum«, berichtete Winmar flüsternd. »Derselbe …«
    »Der Traum von dem Kind?«, hakte Vigor unerbittlich nach. »Von dem Menschenkind?«
    Der König nickte keuchend. Schweiß stand ihm noch immer auf der Stirn, und ein fetter Kloß wanderte seinen kurzen Hals hinauf und hinab. Allein die Erinnerung an den Traum ließ ihn erschaudern. »Ich sitze auf dem Thron von Gorta Ruun und bin ganz allein, von euch Speichelleckern verlassen …«
    »Aber mein König«, wollte Ansgar einwenden, doch Winmar ließ ihn nicht ausreden.
    »… als sich plötzlich wie von Geisterhand das Eingangstor öffnet und das Kind den Thronsaal betritt«, fuhr er mit bebender Stimme fort, während er die schrecklichen Bilder wieder vor Augen

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