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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gleich – und die Galeere, die Feuer gefangen hatte und in deren aufgerissenen Bug die Wassermassen ungehindert eindrangen, neigte sich und begann zu sinken, bleiern und unaufhaltsam.
    »Nein! Nein! Nein!«, brüllte Winmar und schlug mit den behandschuhten Fäusten auf die Turmbrüstung, während das Verhängnis ringsum weiter seinen Lauf nahm.
    Auf den Einsatz der Katapulte wurde jetzt verzichtet, dafür kamen die Donnerbüchsen zur Anwendung, die neueste Entwicklung der Alchemisten. Das Prinzip, so hatte Ansgar erklärt, war dasselbe wie bei Winmars Zorn, nur dass die Explosion im Inneren einer Eisenröhre stattfand und ein Geschoss in Form einer Pfeilspitze auf den Weg schickte, das in der Lage war, den Harnisch eines Kriegers auch noch auf weite Entfernung zu durchschlagen.
    Es krachte in rascher Folge, Winmar sah die Ladungen im Nebel aufblitzen, in den sich nun auch der beißende Gestank des Feuerpulvers mischte. Doch die feindlichen Segler, deren Besatzungen sich hinter den Bordwänden verschanzten, ließen sich auch davon nicht aufhalten. Längst hatten sie ihren Verband aufgelöst und waren dabei, die Galeeren in Nahkämpfe zu verwickeln, bei denen sowohl ihre Katapulte als auch die Donnerbüchsen nicht mehr von Nutzen sein würden. Die enge Formation, in der die königlichen Kriegsschiffe gefahren waren, hatte sich aufgelöst, jedes war auf sich selbst gestellt – und mit entsetzt geweiteten Augen sah Winmar, wie die Boote des Feindes beidrehten und sich anschickten, längsseits zu den Galeeren zu steuern, um sie zu entern.
    »Ihr unfähigen Idioten!«, schalt der König seine eigenen Leute. »Tut gefälligst etwas! Haltet sie auf!«
    »Wir können nicht auf sie schießen, ohne unsere eigenen Schiffe zu gefährden!«, hielt Besso dagegen und riss das zur See gebräuchliche Kurzschwert aus der Scheide an seinem Gürtel. »Aber meine Männer und ich werden diesen Seeräubern auch so die passende Antwort geben!«
    »Das sind keine gewöhnlichen Seeräuber«, widersprach Winmar zornig. »Hast du die Flaggen nicht gesehen? Das ist kein Überfall, das ist eine Revolte!«
    »Dann werden wir sie niederschlagen, mein König«, versicherte Besso dienstbeflissen, »so wahr ich vor Euch …«
    Er verstummte jäh. Winmar konnte sehen, wie der Flottenkommandant die Augen auf geradezu groteske Weise verdrehte. Dann brach er zusammen. Ein Pfeil steckte in seinem nur von einer Lederhaube beschirmten Haupt.
    »Besso?«, herrschte Winmar ihn an. »Kapitän Besso!«
    Der Angesprochene regte sich nicht.
    »Steh auf, wenn dein König mit dir redet!«, herrschte Winmar ihn mit hysterisch kreischender Stimme an. »Ich befehle es dir, hörst du? Ich befehle es dir …!«
    Der dunkle See, der sich unter Bessos Leichnam ausbreitete und über die Planken der Turmplattform kroch, machte Winmar klar, dass alles Beharren nichts nützen würde. Stattdessen ließ er seinem Zorn und seiner Frustration freien Lauf und brüllte wie ein waidwundes Tier, während rings um ihn her ein wahres Inferno tobte.
    Die Galeeren waren in Kämpfe verwickelt, die ihnen die Besatzungen der Segler aufgezwungen hatten. Unfähig zu manövrieren oder ihre überlegenen Waffen zum Einsatz zu bringen, lagen die mächtigen Kriegsschiffe im Wasser. Die Besatzungen versuchten alles, um sich die Angreifer vom Leib zu halten, doch ihre Möglichkeiten an Bord der bis unter den Rand beladenen Schiffe waren eingeschränkt. Immer wieder krachten Donnerbüchsen, jedoch zu vereinzelt, um den Feind aufzuhalten. Brandpfeile stachen von den Seglern zu den Galeeren; viele prallten von den Panzerungen der Schiffe und der Kaldronen ab, doch einige fanden auch ihr Ziel, und so vermischten sich Nebel und Pulverdampf mit grauem Rauch.
    Die Trommeln schlugen noch immer. Die Steuerleute der Galeeren versuchten verzweifelt, von der Formation zu wahren, was noch davon übrig war, doch das sinkende Schiff, das bereits bis zur Hälfte in den grauen Wogen verschwunden war, hatte den Verband gesprengt. Jede Galeere schien für sich allein zu stehen und zu kämpfen, und obschon der Feind an Zahl und Kampfkraft weit unterlegen war, zeichnete sich ab, dass er beträchtlichen Schaden anrichten würde.
    Wut war alles, was Winmar darüber empfand. Namenloser Zorn, der sich nicht nur gegen den Feind richtete und gegen jene, die ihn verraten hatten, sondern auch gegen seine eigenen Leute, die sich als unfähig erwiesen … und gegen die Stimme.
    Warum, so fragte er sich, hatte sie ihn nicht

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