Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
anderen, und dass die Rasse der Zwerge auch hier die überlegene war.
»Was für ein Schiff?«, erkundigte sich Kapitän Besso mit lauter Stimme.
»Sieht nach einem Handelssegler aus.«
»Verstanden«, bestätigte der Kapitän.
»Gibt es Probleme?«, wollte Winmar wissen.
»Nein, mein König.« Der Kommandant schüttelte das Haupt mit dem von Sonne und Wetter gebleichten Haar. »Die Olfari unterhalten enge Handelsbeziehungen zu den Garnisonen entlang der Küste. Es ist nicht ungewöhnlich, sie auf See anzutreffen.«
»Meinetwegen«, knurrte Winmar. »Aber sie sollen es nicht wagen, sich mir in den Weg zu stellen. Wir werden weder ausweichen noch unsere Fahrt verlangsamen – wenn uns das Schiff der Menschen im Weg ist, so wird es versenkt.«
»Verstanden, mein König«, bestätigte Besso ohne Zögern und wandte sich zu seinem Maat um, um den Befehl weiterzugeben – als ein erneuter Ruf vom Hauptmast drang.
»Noch ein Schiff voraus! Und noch eines …«
»Wie viele?«, blaffte Besso hinauf.
»Schwer zu sagen, der Nebel … Aber es werden immer mehr! Und sie halten auf uns zu!«
Winmar merkte, wie ihm das Blut in die Adern schoss. Alarmiert fuhr er herum. »Ist das noch immer nicht ungewöhnlich, Kapitän?«, erkundigte er sich scharf.
»Nun, ich …« Bessos buschige Augenbrauen zogen sich zusammen. »Die Olfari sind friedliche Händler«, rätselte er. »Vielleicht handelt es sich um Piraten. Sie müssten allerdings völlig den Verstand verloren haben, wenn sie eine Flotte wie die unsere auf offener See …«
In diesem Moment erbebte die Turmplattform unter schweren Schritten. Ein weiterer Offizier hatte sie erklommen und eilte heran. »Kapitän! Auch die Flanken unseres Verbandes melden, dass sich Schiffe nähern.«
»Was für Schiffe?«
»Nur leichte Segler, vermutlich von Olfar. Aber sie kommen aus mehreren Richtungen gleichzeitig!«
»Dann ist es ein Angriff«, folgerte Besso nervös. »Wie ist das möglich, mein König? Hieß es nicht, die Abreise aus Gorta Ruun wäre in aller Heimlichkeit erfolgt?«
»So heimlich, wie ein schwerer Tross, der sich tagelang durch das Land schleppt, eben sein kann«, versetzte Winmar sarkastisch. »Aber nur leichte Segelschiffe? Meine Katapulte werden sie auf den Grund der See schicken, noch ehe sie auch nur in unsere Richtung spucken können!«
»Das ist wahr«, räumte Besso ein und gab Befehl, die Katapulte zu laden und auszurichten.
»Und bringt Winmars Zorn zum Einsatz«, fügte Winmar hinzu.
»Mein König … haltet Ihr das für notwendig?«
»Allerdings, Kapitän. Ich will diese Maden nicht nur besiegen, ich will sie vernichten, sie zermalmen! Ich will, dass nichts von ihnen übrig bleibt!«
»Wie Ihr wollt, mein König«, entgegnete Besso und gab auch diesen Befehl weiter – als plötzlich laute Rufe durch den Nebel drangen. Woher sie kamen, wusste Winmar nicht zu sagen, aber die Unruhe, die sie auf Deck hervorriefen, war unübersehbar.
»Was ist nun wieder?«, wollte er wissen.
»Im Süden lichtet sich der Nebel«, erklärte Besso, in dessen wettergegerbten Zügen es unruhig zuckte. »Wir können die Angreifer jetzt sehen. Es sind acht Schiffe, und sie kommen rasch näher!«
»Worauf wartet Ihr dann noch?«, bellte Winmar wütend. »Versenkt sie! Sprengt sie in tausend Trümmer! Ich will, dass an ihnen ein Exempel statuiert wird, hier und jetzt – und wehe, ihr lasst auch nur einen von ihnen entkommen! Ich bin der Herrscher von Erdwelt! Dies ist mein Meer!«
»Verstanden, mein König«, bestätigte Besso und wandte sich an seinen Offizier: »Bringt die Galeeren am südlichen Flügel in Schussposition und vernichtet die Angreifer – und zwar alle!«
»Aber dafür werden unsere Schiffe die Formation verlassen müssen«, wandte der Maat ein.
»Ihr habt den Befehl des Königs gehört. Nun tut gefälligst, was er verlangt!«
»Verstanden.« Der Offizier eilte davon, um den Befehl an die anderen Schiffskommandanten weiterzugeben – in diesem Augenblick ließ sich erneut der Mann im Ausguck vernehmen.
»Schiffe voraus!«, meldete er.
Und diesmal konnte auch Winmar sie sehen.
Wie viele es waren, war noch nicht festzustellen, dafür war der Nebel noch zu dicht, aber eines nach dem anderen schälte sich aus den weißen Schwaden und hielt frontal auf die Flotte des Zwergenkönigs zu. Tatsächlich waren es nur leichte Segler, die über keinerlei erkennbare Bewaffnung oder Panzerung verfügten. Von jeweils einem Groß- und einem
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