Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
dennoch schnaubend herum, und ihre eisernen Arme, die die Körperkraft ihres Steuermanns um ein Vielfaches verstärkten, bewegten sich und hoben die beiden riesigen Äxte, um damit auf die Angreifer loszugehen.
    In diesem Augenblick landeten Bertin und Dado, die an ihren Seilen hängend abgewartet hatten, geradewegs auf dem Koloss. Sich mit der einen Hand weiter festklammernd, fassten sie mit der anderen ihre Hämmer und schlugen damit auf den Mechanismus ein, der beiderseits der kugelförmigen Hülle für das Heben und Senken des Schutzvisiers verantwortlich war.
    Es krachte fürchterlich. Heißer Dampf entwich mit hellem Zischen und fügte Dado, der gequält aufschrie, eine Verbrennung am Arm zu. Der Zwerg im Inneren der Kaldrone, der sich wie in einer riesigen Glocke fühlen musste, ließ die Maschine herumfahren und hin und her schwanken, um die Angreifer abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Mit zusammengebissenen Zähnen droschen Bertin und Dado weiter auf die Vorrichtung ein – bis diese schließlich nachgab. Die Bolzen brachen, und mit hässlichem Quietschen fiel das Visier herab, das den Steuermann der Kaldrone gegen Angriffe von außen schützte – die Vorderseite der stählernen Kugel war nun offen.
    Bertins Gefährten zögerten nicht – unter wildem Kampfgeschrei griffen sie erneut an und schleuderten faustgroße Steine ins Innere der Kaldrone. Dass sie trafen, erkannte man daran, dass der Koloss ins Wanken geriet.
    Bertin handelte nicht weniger entschlossen. Von wildem Kampfesfieber gepackt, ließ er das Seil los, rutschte seitlich an der Kugelhülle herab bis zur stählernen Schulter und kletterte von dort in den Führerstand der Maschine.
    Der Zwerg, der dort kauerte, Arme und Beine in den Vorrichtungen, die die Kaldrone lenkten, blickte ihm mit schreckgeweiteten Augen entgegen. Aus einer Wunde an seiner Schläfe rann Blut und besudelte seinen Bart.
    »Du kämpfst gegen dein eigenes Volk?«, herrschte Bertin ihn über das Schnauben der Maschine hinweg an. »Gegen deine eigenen Leute? Dann sieh her – dies ist Martog, der Hammer meines Vaters!«
    Und noch ehe der Steuermann etwas erwidern konnte, hieb Bertin mit aller Kraft zu.
    Der Hammer, der einst seinem Vater gehört und ihm geholfen hatte, dem Gestein des Berges einzigartige Formen zu entlocken, zerschmetterte nun den Schädel des Steuermanns. Mit einem Ruck riss Bertin die Waffe zurück und betrachtete das furchtbare Mordwerk. Die Kaldrone stand still, hatte in dem Moment aufgehört, sich zu bewegen, da das Leben ihres Meisters erlosch. Ein letztes Mal entwich ihr zischend heißer Dampf, dann kehrte Stille ein.
    »Das«, sagte Bertin leise und mit grimmiger Genugtuung, »war für meinen Bruder.«

5
    I n ihrer Eigenheit, alles mit Bezeichnungen zu versehen, hatten die Sterblichen ihm viele Namen gegeben – so wie es schon in vielen Gestalten erschienen war.
    Manche nannten es einen Geist.
    Andere einen Schatten.
    Für wieder andere war es eine Stimme, die zu ihnen sprach und ihnen seinen Willen aufdrängte.
    Doch in welcher Manifestation es sich auch immer zeigte, es war beinahe so alt wie Erdwelt selbst. Solange es sich erinnern konnte, war es bereits da, umfangen von Dunkelheit, und wartete.
    Jahrhunderte.
    Jahrtausende.
    Zeit bedeutete nichts in seinen vielen Augen. Es hatte Königreiche aufsteigen und fallen, hatte Völker kommen und gehen und Kreaturen werden und vergehen sehen. Geduldig hatte es ausgeharrt, hatte nach einer Gelegenheit gesucht – und sie schließlich gefunden.
    Voller Zuversicht waren die Sterblichen in dieses neue Zeitalter eingetreten, in eine Ära des Fortschritts und der Hoffnung – doch es hatte nur einer geringen Anstrengung bedurft, um all diese Hoffnungen zunichte zu machen und in einem Strudel von Blut und Zerstörung untergehen zu lassen.
    Der Krieg zwischen Menschen und Zwergen hatte die Bühne bereitet, nun sollte der nächste Akt des Dramas folgen, dessen Regeln die Stimme ganz allein festlegte, frei von Skrupeln und moralischen Fesseln, wie die Sterblichen sie sich auferlegten und die es so einfach machten, ihre Denkweisen zu durchschauen und ihr Handeln vorauszuberechnen.
    Die Stimme hatte jeden Schritt sorgfältig geplant.
    Jahrhunderte hatte sie damit verbracht, Szenarien zu entwickeln und wieder zu verwerfen, hatte Existenzen wie Spielfiguren auf einem Brett hin und her geschoben. Unendlich viele Dinge galt es zu berücksichtigen. Selbst Kleinigkeiten konnten große Pläne zu Fall bringen,

Weitere Kostenlose Bücher