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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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loszusagen und ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Das Verhältnis der Westmenschen zu den Clans war entsprechend zwiespältig, eine beinahe endlose Aneinanderreihung von Zweckbündnissen und Missverständnissen; man ließ einander leben und trieb gelegentlichen Handel. Trotz ihrer Uneinigkeit hatten es die Clanlords auf diese Weise verstanden, sich ihre Unabhängigkeit über die Jahrhunderte zu bewahren. Nun jedoch, da ein Zwerg auf dem Thron von Erdwelt saß, war diese Freiheit bedroht – und dies, dachte Dag, während sie auf die Siedlung zuritten, war wohl auch der Grund dafür, dass er überhaupt hier war.
    Ihre Pferde hatten Alured und seine Leute unweit der Lichtung versteckt, auf der Dag und Dwethan mit ihnen zusammengetroffen waren. Pferde galten im Hochland als wertvollster Besitz, sie übertrafen selbst Gold bei Weitem. Jeder Stamm züchtete seine eigenen Tiere, und je mehr ein Clan davon besaß, desto größer war sein Ansehen. Pferde kamen bei der Jagd zum Einsatz, ebenso wie im Krieg; die Reiterkrieger der Clans waren so berühmt wie gefürchtet, und hin und wieder führten sie sogar Streitwagen ins Feld, archaische, zweirädrige Gefährte, die von mehreren Rossen gezogen wurden.
    All das hatte Dag bislang nur aus Erzählungen gekannt; in dem Augenblick jedoch, da seine Begleiter und er das Tor des cestrog passierten, wurde es Wirklichkeit.
    Dag roch den strengen Geruch von Schafen und den bitteren Geschmack von Rauch; er hörte das Schnattern von Gänsen und das Gackern von Hühnern, so wie er den hellen Klang eines Ambosses hörte, der mit wuchtigen Schlägen bearbeitet wurde; er vernahm das aufgeregte Gemurmel der Menge, als der zurückgekehrte Kriegstrupp in den Hof einritt, und obwohl er die eigentümliche Sprache der Hügelbewohner nicht verstand, drang immer wieder ein Name an sein Ohr.
    Dwethan.
    Dags Vermutungen wurden dadurch in zweifacher Hinsicht bestätigt. Zum einen war nun endgültig klar, dass der Alte in den Hügellanden kein Unbekannter war; und zum anderen sprach alles dafür, dass er sehr viel mehr war als ein einfacher Prediger, denn selbst ohne ihre Worte zu verstehen, konnte Dag hören, dass die Clansleute den Namen mit Respekt und Hochachtung aussprachen. Hier und dort glaubte Dag sogar, ein klein wenig Furcht herauszuhören.
    Das Pferd, auf dem er zusammen mit Alured saß, verlangsamte seinen Tritt und kam schließlich zum Stehen. Dag hörte, wie die Krieger aus den Sätteln stiegen und glitt ebenfalls vom Rücken des Tieres, dann tätschelte er es zum Dank. Es war nur eine beiläufige Geste, doch in den Hügellanden, wo Pferde alles zählten, blieb sie nicht unbemerkt.
    »Ihr mögt Pferde«, sagte jemand mit beruhigend sanfter Stimme. Es war eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, die mit dem Akzent der Hügelbewohner sprach. Vermutlich eine Stallmagd.
    »Ich mag jedwede Kreatur, die anderen nichts Übles will«, entgegnete Dag.
    »Ich weiß, was Ihr meint«, erwiderte das Mädchen nur, dann hörte er, wie sich ihre Schritte über den gestampften Boden entfernten. Andere näherten sich dafür – feste, schwere Schritte, die vom Klirren eines Kettenhemdes und Schwertgehänges begleitet wurden.
    »Den Pferden«, sagte eine tiefe Stimme, der es weder an Autorität noch an Selbstbewusstsein zu gebrechen schien und die ebenfalls mit dem Akzent der Hochländer sprach, »kommt unter allen Tieren die größte Bedeutung zu. Sie beflügeln den Jäger, sodass er reiche Beute macht, und tragen den Krieger auf donnernden Hufen in die Schlacht.«
    »Gewiss«, erwiderte Dag, der die offenkundige Pferdeleidenschaft des anderen zwar nicht teilte, es jedoch als grob unhöflich empfunden hätte zu widersprechen.
    »Gut, dass wir uns in dieser Hinsicht einig sind«, sagte der Hochländer mit Donnerstimme. »Viele Westmenschen verstehen nicht, weshalb wir das Pferd mehr als jede andere Kreatur Erdwelts verehren. Du jedoch scheinst anders zu sein, Daghan, Sohn des Osbert.«
    »Ihr wisst, wer ich bin?«
    »Natürlich.«
    »Darf ich auch erfahren, wer Ihr seid?«, fragte Dag in die Richtung, in der er den Besitzer der Stimme vermutete. Ihrem Klang entsprechend, stellte er sich einen kräftigen Mann vor, mit verwildertem Haar und Bart, wettergegerbter Haut und Händen so groß wie Schinken.
    »Wie ich sehe, habt ihr euch bereits kennengelernt«, ließ sich in diesem Moment Dwethan vernehmen. »Daghan, darf ich dir Lord Anghas Ca’Dur von Tarnag vorstellen, den Herrn des Clans Ca’Dur, seiner

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