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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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machen? Aryanwen hat sich in ihr Los gefügt, nicht mehr und nicht weniger. Als Tandelors Tochter legitimiert sie meine Herrschaft. Und sie hat mir einen Erben geschenkt.«
    »Glaubt Ihr das wirklich? Wie Ihr wisst, ist Aryanwen in Gorta Ruun meine Gefangene gewesen«, erklärte Vigor. »Dort hatte ich ausreichend Zeit, ihr Wesen zu studieren – ihre Unbeugsamkeit, ihre aufrührerische Natur, ihren Starrsinn …«
    »Schon gut«, winkte Lavan ab, »ich kenne sie ebenfalls.«
    »… aber auch ihre Rechtschaffenheit, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihren unbedingten Willen, das Richtige zu tun«, fuhr Vigor unbeirrt fort. »Ihr könnt mir glauben, dass ich einige Übung darin habe, die Gemüter meiner Gefangenen zu ergründen, aber eine so starke Persönlichkeit wie die ihre ist mit nur selten begegnet. Während all der Zeit im Kerker hat sie die Hoffnung niemals aufgegeben. Sie hat Pläne zur Flucht geschmiedet, und schließlich gelang es ihr sogar, einen Hilferuf nach draußen zu schmuggeln.«
    »Und?«
    Vigor sah Lavan direkt ins Gesicht. »Unvorstellbar, dass eine solche Frau ihr Kind im Stich lässt, um ihr eigenes Leben zu retten«, erklärte er kategorisch.
    »Was … was versucht Ihr mir da zu sagen? Dass Aryanwen mich belogen hat?«
    »Nicht in jeder Hinsicht«, schränkte Vigor ein. »Der Überfall durch die Orks hat stattgefunden, dafür gibt es eindeutige Beweise. Aber ich denke nicht, dass sie verschleppt wurde, sondern dass ihr mit dem Kind die Flucht gelang und sie es irgendwo verborgen hält.«
    Lavan starrte den Zwerg verständnislos an. »Warum sollte sie so etwas tun?«
    »Das ist die Frage, nicht wahr?« Vigor nickte. »Welchen Grund könnte die Königin haben, das Kind vor Euch zu verbergen?«
    »Dazu hat sie kein Recht!«, ereiferte sich Lavan. »Es ist mein Erbe, mein Fleisch und …« Jäh unterbrach er sich. Der Laut, der seiner Kehle entfuhr, klang wie das Quieken eines verendenden Schweins.
    »Wie lange ist es her, dass Ihr der Königin beigewohnt habt?«, hakte Vigor erbarmungslos nach. »Habt Ihr je den Kalender befragt?«
    »Was geht Euch das an?«
    »Ist das Kind früher zur Welt gekommen, als die Heiler es vorhergesagt haben?«, bohrte der Zwerg unnachgiebig weiter.
    »Unfug.« Lavan schnaubte.
    »Woher wollt Ihr das wissen? Sagtet Ihr nicht, Eure Gemahlin hätte Tirgaslan auf eigenen Wunsch verlassen, um ihr Kind in Elfenhain zur Welt zu bringen? Allein und fern von Euren prüfenden Augen?«
    Lavans Gesicht war zur Maske gefroren. Fast hatte es den Anschein, als hätte sein Geist sich verflüchtigt und lediglich eine leere Hülle zurückgelassen. Nur das Blitzen in den kleinen grauen Augen deutete an, dass da noch ein Verstand war, der fieberhaft arbeitete.
    Vigor sagte nichts mehr.
    Er hatte getan, was nötig war, hatte die Zutaten in den Kessel gegeben und das Feuer geschürt – alles Weitere würde sich von selbst ergeben.
    Vigor wusste nicht, ob der Verdacht, den er geäußert hatte, der Wahrheit entsprach oder nicht, und es spielte auch keine Rolle – um Zweifel in Lavans Herz zu säen, genügte es allemal. In ihrem kurzen Gespräch hatte die Königin ihm unmissverständlich klargemacht, dass es zwischen ihnen auch weiterhin keinen Frieden geben würde und sie seinen Untergang wollte. Die Erfahrung hatte Vigor gelehrt, dass es besser war, den ersten Schlag zu führen, als selbst geschlagen zu werden – und nach Lavans wechselnder Gesichtsfarbe zu urteilen, war seine Taktik aufgegangen.
    Die schwammigen Züge des Königs, die zunächst leichenblass geworden waren, färbten sich plötzlich puterrot. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, die Adern an seinem kurzen Hals schwollen an, als wollten sie platzen.
    »Ich empfehle«, sagte Vigor leise, »dass Ihr Eurer Gemahlin einige Fragen stellt.«

4
    D ie Grenze Ansuns hatten Dag und sein Stoßtrupp hinter sich gelassen und befanden sich inzwischen tief im Feindesland.
    Nördlich von Andaril, gegenüber einer der alten Grenzfestungen, die das südliche Ufer des Grenzflusses säumten und über Jahrhunderte hinweg das Königreich Tirgaslan gesichert hatten, hatten sie den Fluss überquert und waren im Schutz der Wälder stromaufwärts marschiert. Um den Stausee, den die Zwerge an den Hängen des Scharfgebirges angelegt hatten und der ihre unterirdischen Waffenschmieden mit Wasser versorgte, hatten die Gefährten einen weiten Bogen gemacht, und so war es ihnen gelungen, Kontakte mit dem Feind bislang zu

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