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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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war einer der Gründe dafür gewesen, dass er sich in die Einsamkeit der Wälder geflüchtet hatte. Nicht nur der Verlust Aryanwens, nicht nur seine Blindheit und die Schmach, die er erduldet hatte. Sondern auch seine Furcht davor, Entscheidungen treffen zu müssen. Entscheidungen, die richtig oder falsch sein konnten – und über Leben oder Tod entscheiden.
    Doch genau das war seine Bestimmung.
    Er war Daghan von Ansun.
    Des Osberts Sohn.
    »In Ordnung«, verkündete er. »Wir werden zwei Späher zurücklassen, die dem Zug in sicherem Abstand folgen und dann in die Westmark zurückkehren und Lord Anghas berichten. Er wird wissen, was weiter zu tun ist.«
    »Aye«, bestätigte Ferghas. »Und wer soll gehen?«
    »Alured«, entschied Dag.
    »Nein«, widersprach der Freund. »Ich will bei dir bleiben, Dag, und weiterhin dein Auge sein!«
    »Ich weiß.« Dag lächelte. »Aber ich brauche dich hier, denn ich weiß, dass ich mich auf dein Urteil verlassen kann. Finde heraus, wohin der Zug führt, und kehre dann zum Clan zurück, um zu berichten. Cailan wird dich begleiten.«
    »Was?«, zischte Ferghas. »Warum das?«
    »Weil er im Hügelland zu Hause ist und sich dort auskennt«, erwiderte Dag. »Außerdem sehen vier Augen mehr als zwei.«
    »Das ist wahr«, stimmte Cailan zu.
    »Dennoch«, beharrte Ferghas, »es gefällt mir nicht. Wenn du uns verlässt, kann ich nicht mehr auf dich aufpassen! Wenn dir etwas zustößt, wird mir dein Vater das nie verzeihen.«
    »Wie lange willst du noch auf mich aufpassen, Onkel?«, fragte der junge Clansmann dagegen. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich das erste Mal auf mich gestellt sein werde, das weißt du ebenso gut wie ich.«
    Schweigen trat ein, und Dag stellte sich vor, dass die beiden einen langen Blick wechselten.
    »Also gut«, knurrte Ferghas schließlich.
    »Dann ist es entschieden«, bekräftigte Dag. »Wartet hier bis zum Einbruch der Dunkelheit, dann folgt den Zwergen. Aber nehmt Euch vor ihren Kundschaftern in Acht!«
    »Verstanden«, bestätigte Alured zögernd, dem die Sache noch immer nicht zu gefallen schien. »Und was wirst du tun? Wie willst du dich ohne mich zurechtfinden?«
    »Die Frage scheint mir berechtigt«, pflichtete Ferghas bei.
    »Wenn wir Gorta Ruun erst erreicht haben, brauche ich keinen Führer mehr«, versicherte Dag. »Ich kenne den Weg in den Kerker, denn ich bin schon zweimal dort gewesen.«
    »Trotzdem – wie willst du dich dort zurechtfinden, wenn du nichts sehen kannst?«, beharrte Ferghas.
    Dag setzte ein verwegenes Grinsen auf. »Dort unten«, erwiderte er, »ist es so dunkel, dass niemand etwas sehen kann. Dort, meine Freunde, ist jeder blind.«

5
    U h-oh.«
    Von dem Laut alarmiert, blieb Rammar stehen und wandte sich um. »Was heißt das?«, wollte er von seinem Bruder wissen.
    Balbok, der ein Stück hinter ihm ging und das kleine Menschenkind trug, hatte missbilligend das grüne Gesicht verzogen. »Es stinkt«, meldete er.
    »Was soll das heißen?«, schnaubte Rammar. »Du bist ein Ork. Natürlich stinkst du.«
    »Das meine ich aber nicht.« Der Hagere schüttelte das schmale Haupt und hielt das Kind demonstrativ ein Stück von sich entfernt. »Ich meine den Menschling.«
    Rammar kehrte um und kam einige Schritte heran. Schon auf halber Strecke verzog auch er das Gesicht. »Beim großen Stinkfisch«, wetterte er. »Das ist ja kaum auszuhalten! Fängt der Menschling jetzt an zu faulen?«
    »Douk.« Balbok drehte das kleine, inzwischen nicht mehr ganz so weiße Bündel in seinen Klauen. »Ich glaube eher, es hat … du weißt schon.«
    »Shnorsh«, brachte Rammar es auf den Punkt.
    »Und jetzt?«
    »Woher soll ich das wissen? Du bist doch neuerdings das Milchgesicht in unserer Sippe.«
    Balbok schickte seinem Bruder einen verunsicherten Blick. Dann ließ er sich kurz entschlossen nieder und begann, das kleine Bündel aufzuschnüren.
    Schicht für Schicht entrollte er es, was dem Kind ganz und gar nicht zu gefallen schien. Es begann wieder zu schreien, was Rammar mit einem missbilligenden Grunzen quittierte. Und mit jeder Schicht Stoff, die Balbok entfernte, steigerte sich der Gestank – bis der Ork schließlich zur letzten Schicht vorgedrungen war und die Bescherung sah.
    »Uh-oh«, machte er wieder.
    »Nicht schlecht«, kommentierte Rammar aus sicherer Entfernung. »Da würde sogar mancher Orkling vor Neid erblassen.«
    Mit einer Mischung aus Unentschlossenheit und Stolz blickte Balbok auf seinen kleinen Schützling, der ihn

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